Daniel: Obwohl das Launch-Aufgebot von Kinect seine Höhen und Tiefen hat, bin ich im großen und ganzen momentan echt begeistert vom Bewegungssystem und dessen hier und da bereits angedeutetem Potenzial für die Zukunft. Was Rares Spielesammlungen an echter Tiefe vermissen lassen, gleichen sie dank gelungener Avatar-Einbindung in Sachen Funfaktor wieder aus. Kinectimals ist gerade für jüngere Spieler das charmantere EyePet. Dance Central bringt frischen Wind in sein Genre und Your Shape ist schon im Menü ein ganz klarer Fingerzeig dahin, was die kommende Generation der Kinect-Titel noch so alles abliefern können wird. All diese positiven Beispiele haben etwas wichtiges miteinander gemeinsam. Sie wurden speziell um die Kinect-Hardware herum designt, mit der stufenlosen Erfassung des kompletten Körpers als zentralem Gedanken. Sie versuchen nicht, typische Gameplaymuster üblicher Controllerspiele zu imitieren, sondern bieten ein ganz eigenes, vom restlichen Xbox-Angebot klar abgegrenztes Erlebnis.
Wii und Move kommen für mich deswegen nicht an Kinect heran, da sich ihre "Fernbedienungen" meines Erachtens nach immer noch zu sehr nach Controller anfühlen. Meine Aktionen müssen sich auf das Schwingen eines Gerätes beschränken. Da ich dabei sitzen kann und oft noch einen Nunchuck in der anderen Hand halte, erinnert mich das Spielgefühl hier stets wehmütig an meinen geliebten Standard-Controller. Es sind für mich trotz Bewegungs-Elementen bloß Re-Interpretationen handelsüblicher Controller, ohne auf demselben Komfort- oder Spaßlevel zu spielen. Beim Kinect-Spielen habe ich eine ähnliche Sehnsucht nach dem Standard-Pad der Xbox 360 nur bei Titeln, welche ganz offensichtlich auf verkappte Controllerspielmechanismen zurückgreifen (Fighters Uncaged) oder bei denen die Bewegungserkennung nicht richtig funktioniert (Sonic Free Riders). Die gelungeneren Launchtitel von Kinect entführen mich dagegen in eine ganz eigene Welt des Videospielens, deren Erlebnisfaktor sich bei mir auch nach gut einer Woche noch nicht abgenutzt hat und die einem handelsüblichen EyeToy einiges an Style und Geschmeidigkeit der Bewegungs-Umsetzung voraus hat.
Aber das hatte ich eigentlich ja alles selber nicht geglaubt, bevor ich es nicht mal in Ruhe ausprobiert habe. Meinem Nachbarn geht's da nicht anders. Der wollte mal aus Neugierde bei mir Kinect schauen, obwohl es ja eigentlich nichts für ihn wäre. Nach zehn Minuten mit Kinect Sports hieß es dann doch mit spaßerfüllten Augen
"Ich glaube, so ein Teil muss her". Sofern man vor der Glotze genug Platz schaffen kann, mit dem Thema sollte sich selbstverständlich jeder Interessierte im Vorfeld ausgiebig beschäftigt haben. Eine Einstiegshürde sind natürlich die Anschaffungskosten von rund €150 für den Kinect-Sensor mit Spielebeilage und Strom/Anschlusskabel, dafür hält das Gerät zum Start aber auch wirklich was es verspricht. Sehr viel Spaß mit Bewegung für den ganzen Körper und ein Spielerlebnis, das man in der Form momentan nirgendwo sonst bekommt - und das uns mit kommenden Titeln bei
weiterer Nutzung des Potenzials noch richtig verblüffen könnte.