Nina ist anfangs der weisse Schwan, ein kleines, süsses unschuldiges Mädchen. Ihre Mutter wollte bei ihr das nachholen, was sie selber mal im Leben (durch Ninas Geburt) verpasst hat. Darum ist sie der totale Kontroll-Freak und erzieht sie so, dass Nina stets nach Perfektion strebt.
Der schwarze Schwan war aber schon immer in ihr. Dass ihre Mutter ihr die Fingernägel schneidet, kann man ja so verstehen, dass sie ihr die Flügel stutzt und sie daran hindert sich zum schwarzen Schwan zu entwickeln. Ihre Mutter ist da im Clinch: Sie will zwar, dass ihre Tochter die Rolle spielt...aber gleichzeitig trauert sie um ihre eigene Niederlage und gönnt es ihr doch nicht. Aber langsam kommt der schwarze Schwan immer mehr zum Vorschein. Sie entwickelt sich vom weissen Schwan (kindlich, gehorcht ihrer Mutter, unerfahren, ihr Zimmer) zum schwarzen (aggressiv, selbstständig, trotzig, Verlangen nach Sex, wirft alles aus dem Zimmer)...ja man könnte sagen, dass sie vom Kind zum Erwachsenen wird.
Dass Nina schizophren ist, sollte ja klar sein. Thomas sagte ihr ja auch, dass sie sich selber im Weg stehe. Damit sie zum schwarzen Schwan wird, muss sie den weissen töten. Und nichts anderes macht sie ja auch in der Umkleidekabine. Sie sieht zwar den schwarzen Schwan vor sich, aber dadurch dass sie ihn töten wird, wird sie selber zum schwarzen Schwan. Damit kann sie den 2. Akt perfekt vorführen.
Schlussendlich ist sie wieder der weisse Schwan, der gemerkt hat, dass der schwarze in ihr sie selber verletzt hat. Verwundet geht sie raus und beendet das Stück und mit dem Tod des weissen Schwans vom Schwanensee stirbt auch Nina. „I felt it. Perfect. It was perfect“