Ich weiß nicht ob man in England zwingend Hilfe aus dem Ausland braucht, das Know How muß irgendwo da sein, die ganzen hochklassigen Ausländer in der Premier League (Spieler wie Trainer) müssen doch eine Auswirkung haben eigentlich.
Auf die PL haben sie eine Auswirkung. Zum Teil eine positive, zum Teil eine negative für die Nationalmannschaft. Aber die PL ist eine eigenständige Liga in England, welche auch noch sozusagen ein Konkurrent zur FA ist.
In England hat die PL die Macht und ist die Nummer eins. In Deutschland hat der DFB die Macht und die Nationalmannschaft ist die Nummer ein. Die FA profitiert aktuell so gut wie gar nicht von den Ausländern.
Unter McClaren (also vor Capello) durften z.B. die Nationalspieler zum Training, Essen, usw. kommen wann sie wollten (da gab es Spieler die z.B. erst ihr Golf fertig gespielt haben). Fisch und Pommes waren für die Spieler normale Sportlernahrung. Wenn man verletzt war, dann hat man unter anderem Party gemacht. Die Frauen waren, obwohl man gerade einen wichtigen und großen Job erledigen musste, immer ein großes Thema. In der Nationalmannschaft ging es drunter und drüber. Erst Capello hat all das von der Liste gestrichen und ist da strikt. Aber die Statistik spricht für ihn. Noch kein England Trainer war in der Quali jemals auch nur annähernd so erfolgreich wie er. Er hat bis dato alle Qualispiele gewonnen und in der Quali sind wir wirklich überzeugend. Trotzdem haben wir noch einige Schwächen, das muss man erwähnen (und das weiß Capello wohl auch).
Aber ich verstehe auch nicht ganz wie du Pearce siehst.
Ich relativiere und sehe nicht einfach alles mit einer Schwarz-Weiß-Brille. Warum auch? Pearce hätte mit der Statistik auch positive Resonanz in Deutschland bekommen und wie gesagt: Man kann Pearce nicht mit einem Hrubesch vergleichen.
Hrubesch ist 11 Jahre älter und hat ganze 19 Jahre mehr Trainererfahrung. Das sind Welten und das sah man eben auch in dieser EM. Wichtig ist, dass Pearce in 10 oder 15 Jahren auf einem ähnlichen Niveau ist - und die Zeit hat eben ein Hrubesch auch bekommen. Warum ein Pearce dann nicht?
Die Frage ist was Pearce mit der Zeit macht. Wird er besser und erfolgreicher oder wird er es nicht? Er muss sich eben weiterhin beweisen und kämpfen. Wenn er besser wird und erfolgreich ist, dann kann er die Herrenmannschaft trainieren. Wenn nicht, dann eben nicht. So einfach ist das. Noch ist er aber am Anfang und wer ihn sofort knallhart mit Hrubesch oder sogar Capello vergleich, der macht einfach etwas falsch. Nur muss Pearce eben auch mal von der U21 loslassen können, um wirklich etwas zu lernen. Das Ausland ist dabei ganz wichtig.
Zum einen hältst du seine Arbeit für Weltklasse und dann muß er wieder viel lernen.
Das stimmt doch gar nicht. Ich habe nie (!) behauptet, dass er ein weltklasse Trainer ist. Er hat eine U21 aufgebaut, welche zur Weltspitze gehört und da hat er sie über mehrere Jahre gehalten. Aber das heißt noch lange (!) nicht, dass er ein weltklasse Trainer ist. Das ist er nämlich auch noch lange nicht. Davon ist er noch ganz weit entfernt und das hat er selbst schon zugegeben. Er sieht es bei jedem Herrenspiel wenn Capello neben ihm steht. Er gab selbst zu, dass er noch sehr viel zu lernen hat.
Aber er ist eben auch noch ein relativ junger Trainer.
Hrubesch ist seit 23 Jahren Trainer und Pearce erst seit 4 Jahren. Das sind doch Welten bezüglich der Erfahrung. Das kann man doch gar nicht vergleichen. Wichtig ist, dass Pearce in den nächsten ca. 10 bis 20 Jahren ähnlich wie Hrubesch viel lernt. Nur weil er nach 4 Jahren nicht sofort auf dem Niveau von einem Trainer mit 23 Jahren Erfahrung ist, ist er doch nicht sofort schlecht. Erst recht nicht, wenn er eine Nation trainiert, welche seit Jahren zur Weltspitze gehört. Trotzdem gibt es eben noch einen großen Unterschied zwischen ihm und den richtig großen, erfolgreichen, erfahrenen Trainern. Was aber auch durch reine Logik zu erklären ist, er ist schließlich bestimmt kein Wundertrainer, welcher von heut auf morgen alles beherrscht.
Imo hat England vor allem bei den Standards überzeugt und das zeugt nicht von Spielkultur und für die ist halt Pearce zuständig.
Es gab aber auch einige Verletzte und erst recht gegen Deutschland musste er die Taktik komplett umstellen (außerdem spielt man in einem Finale normalerweise immer etwas defensiver und sicherer).
Was genau ihn zu diesem Fußball getrieben hat, das weiß ich nicht. Aber er hat auch schon ganz anderen Fußball spielen lassen. Vielleicht hat er versucht einen eher italienischen Fußball zu spielen. Hinten sicher stehen, das Mittelfeld defensiver ausgerichten und nach vorne passiert dann eben weniger. Erst recht wenn man so gute Flanken und Kopfballspieler hat, warum sollte man so auch nicht spielen? An sich ist es nicht unlogisch.
Natürlich hat vieles nicht ganz funktioniert, natürlich zeugt das nicht von einer sehr guten Spielweise. Aber bleiben wir beim Punkt: Pearce ist seit 4 Jahren Trainer und für die 4 Jahre hat er schon keinen schlechten Job gemacht. Das man dann gegen einen a la Hrubesch alt aussieht (und erst recht gegen Capello) ist doch logisch. Er kann doch niemals die gleiche Erfahrung haben wie ein Trainer welcher fast 6 mal so lange als Trainer tätig ist. Beim besten Willen nicht. Hrubesch hat einen richtig guten Job gemacht, er war mit Abstand der beste U21 Trainer. Das macht Pearce aber nicht sofort zur Niete.
Als Deutschland im Finale ernsthaft verteidigt hat, fiel den Jungs gar nichts mehr ein. Und da Boateng und Höwedes hinten fast ohne Foul spielen, gab es auch kam Standards - schon wars vorbei mit dem Spaß.
Glaubst du Hrubesch und Capello waren sofort so gut wie sie heute sind? Glaubst die die beiden haben in ihren ersten Jahren nicht auch große Fehler gemacht und manchmal nicht weiter gewusst? Das ist selbst heute bei ihnen wohl noch der Fall. Pearce hat am Finale sicherlich eine Mitschuld, aber trotzdem hat er bis dato keinen schlechten Job gemacht. Es ist nur wichtig, dass er in Zukunft weiter große Fortschritte macht und Titel holt.
Vor allem: wie kann man ein 3:0 noch so aus der Hand geben, wie gegen Schweden? Da gebe ich auch Pearce die Schuld.
Wenn dann hat Pearce nur eine sehr minimale Schuld. Pearce hat sie gewarnt und hat alles getan und die Spieler haben selbst gesagt, dass die trotzdem noch weit zu locker und sicher in die zweite Halbzeit sind. Pearce kann nicht viel mehr tun.
Außerdem: Selbst der vielleicht erfolgreichste Trainer (welcher aktuell noch trainiert) hat das selbste vor wenigen Jahren durchmachen müssen - und hat am Ende sogar noch verloren. Ancelotti hat mit dem AC genau das selbe durchgemacht, aber wie gesagt noch das Spiel verloren. Ancelotti ist deshalb ein schlechter Trainer? So etwas passiert (wenn auch selten) und da muss man jetzt nicht komplett auf den Trainer losgehen. Ancelotti war, ist und bleibt trotzdem einer der besten und erfolgreichsten Trainer. Das seine Mannschaft mal eine 3:0 Führung verschenkt hat, das ändert daran rein gar nichts.
Vor allem: mit Capello wird man wohl wieder kleine Erfolge erzielen, hat man ja schon - ne super Quali bis jetzt, ein Sieg in Deutschland. Diese werden allerdings dazu benutzt werden über alle Mißstände die es gibt hinweg zu täuschen und am ende ist man so klug wie vorher, wenn wieder alles den Bach runtergeht und das wird kommen.
Das ist bei der FA so oder so der Fall. Ansonsten wäre unsere Nationalmannschaft deutlich erfolgreicher.
Aber solche Erfolge sind wichtig. Capello weiß wie man damit umgeht und er weiß wie man mit Stars und Medien umgehen muss. Jedoch gab es mächtig Kritik an der aktuellen England Mannschaft und die Spieler waren - sobald sie ein England Trikot an hatten - am Boden und hatten null (!) Selbstbewusstsein. Man musste England kritisieren, aber garantiert nicht die aktuelle Mannschaft (zumindest nicht in der Form). Diese Spieler haben für ihre Vereine Europa erobert und die meisten haben wichtige Schlüsselpositionen. Capello selbst hat erst kürzlich gesagt, dass die englischen Spieler technisch besser sind als sie gemacht werden. Wichtig war Capello vorerst eins und das hat er mehrmals gesagt: Die Spieler müssen wieder für England spielen wollen und sobald sie ein Englandtrikot an haben auch an sich glauben. Dazu sind auch so kleine Erfolge enorm wichtig und das sieht man am aktuellen Erfolg. Auch wenn wir ganz bestimmt nicht auf dem Level von Spanien sind. Aber eben jetzt wieder auf einem Level a la Deutschland und das ist doch schon was.
Auch wenn viele in Deutschland Klinsmann kritisch sehen und er bei Bayern wahrlich vieles vermasselt hat - er war das Beste was passieren konnte. England braucht einen wie ihn. Einen der den Verband mal ausmistet und nen Plan dabei hat und das kann ein Engländer am besten, denn er weiss wen er rauschmeissen muß.
Klinsmann war kein Trainer. Klinsmann ist wohl auch kaum ein guter Trainer. Außerdem möchte anmerken: Südkorea hat im eigenen Land überzeugt, England hat im eigenen Land immer überzeugt und selbst Südafrika scheint recht ordentlich im eigenen Land zu spielen. Im eigenen Land zu spielen pusht eine Mannschaft deutlich (!) und davon hat Klinsmann profitiert. Außerdem hat er noch durch eine recht ordentliche Arbeit von Löw (dem eigentlichen Trainer) profitiert. Klinsmann selbst kann man wohl vergessen und das sah man bei den Bayern. Da hat er wirklich einen extrem schlechten Job gemacht, aber extrem schlecht. Außerdem darf man auch nie vergessen: Vor der WM war sein Deutschland auch eher enttäuschend.
England braucht keinen Klinsmanns. England braucht Capellos. Klinsmann und Capello sind komplett unterschiedlich und dazwischen liegen Universen. Außerdem kann weder ein Klinsmann noch ein Capello den Verband aufräumen. Die FA lässt sich nicht aufräumen. Nur die ganz großen a la Capello haben mit etwas Glück eine ganz kleine Chancen, falls sie mit England richtig überzeugen. Aber ansonsten können es auch Mannen a la Capello sofort aufgeben, da gibt es nichts zu holen.
Sir Trevor David Brooking

arbeitet für die FA und er hat mehrmals das Konzept der FA groß öffentlich kritisiert. Er hat England davor gewarnt, dass die Zukunft nicht gut aussieht, die Spieler falsch gefördert werden (und technisch nicht überzeugen) und er hat sogar vor der verpassten EM England gewarnt, dass wir demnächst sogar nicht mal mehr zu den großen Turnieren kommen werden. Aber bei der FA ignoriert man seine Kritik und es ändert sich nichts. Ich weiß nicht mal was er jetzt genau macht, aber er war schon einmal so weit die FA zu verlassen. Da lässt sich nichts holen. Deppen treffen die Entscheidungen und die machen dumme Entscheidungen. Außerdem wählen sie als Nachfolger wieder Deppen. Das ist ein Kreislauf und der ist nur ganz schwer zu durchbrechen. Erst recht wenn die Liga (bzw. die Vereine) das A und O in England ist und die PL die Macht hat.