Harlock schrieb:
Und manche Artikel der Titanic empfinde ich als widerwertig, aber das wollen sie ja, provozieren. Die Auflage ist wichtig und ohne eklige Vergleiche würde es niemand lesen.
Ich gebe es ja zu, ich persönlich mag die Titanic wirklich sehr. Viele Dinge die man dort lesen konnte oder diverse Aktionen (z.B. der Klassiker bei "Wetten Das" oder die
Aktion zur Fußball WM) sind nun einmal sozusagen inzwischen tatsächlich Allgemeingut. Und "Widerwertiges" habe ich dort eigendlich noch nie gelesen - im Gegensatz zur Bild. Nur handelt es sich bei der Titanic natürlich um Satire, Bild meint es jedoch zumeist ernst. Auch glaube ich nicht das es (wiederum im Gegensatz zu Blöd-Zeitung) die Titanic nötig hätte, mit Provokationen die Auflage zu erhöhen, denn so weit ich informiert bin dümpelt diese unabhängig von irgendwelchen vermeindlichen Provokationen recht konstant irgendwo zwischen 50.000 und 60.000 herum. Meiner bescheidenen Meinung nach ist die Titanic seit den letzten beiden Chefredakteuren sogar einen Tick zu soft geworden.
Harlock schrieb:
Du müsstest doch einen Grund für diesen Vergleich haben oder? Ich sehe keinen.
Gründe den hessischen Populisten abzulehnen gibt es mehr als genug. Allgemein werden in der Öffentlichkeit unsere Politiker immer noch viel zu oft mit Samthandschuhen angefasst. Solange man ihnen nicht gleich einen grausamen Tod wünscht, kann ich auch nichts bedenkliches daran finden, sie auch einmal unter die Gürtellinie zu treten. Manch einer wie wie z.B. Clement, der auch gerne einmal Menschen die von Sozialhilfe abhängig sind, als Schmarotzer und Parasiten bezeichnete, wurde vor, nach und wärend seines unrühmlichen Abganges IMHO viel zu gnädig in der Presse dargestellt. Es gibt wenige Politiker die es mehr verdient hätten mit einem
verbalen Tritt in die Weichsteile aus dem Amt verabschiedet zu werden. Und wo bleiben eigendlich die faulen Eier und Tomaten die vor ein paar Jahren noch Bestandteil der Protestkultur waren?
Aber um zu Koch zurückzukommen: Lächerlich wird es wenn ein latent ausländerfeindlicher (wie schon gesagt, diesmal hatte er wärend des kurzen Wahlkampfes ja Kreide gefressen) notorischer Lügner und leider nie gerichtlich verurteilter Spendengeldbetrüger einem anderen Politiker Wählerbetrug vorwirft. Den großen Fehler den Ypsilanti meiner bescheidenen Meinung nach gemacht hat, ist, eine Zusammenarbeit mit der Linken von vorneherein kategorisch auszuschließen. Allein die Tatsache, das sie es dann jedoch später (bzw. eher viel zu spät und viel zu halbherzig) doch noch getan hat, finde ich hingegen nicht weiter verwerflich. Auch glaube ich nicht wirklich, daß diese Fehleinschätzung der Lage von ihr einen so massiven Einfluss auf den Wahlausgang der SPD gehabt haben dürfte. Ich persönlich vermute eher, daß zu einem weitaus größeren Anteil erstens der neue Kandidat viel zu unbekannt war und zweitens die SPD-Politik in der großen Koalition von einem Großteil der Wähler sozusagen abgewatscht wurde. Seine Schlüsse wird so jemand Müntefering daraus aber sicherlich nicht ziehen können, da dieser ja immer noch nicht erkannt hat, das die SPD hier zu keiner Lösung kommen kann, weil unter anderem so jemand wie er eigendlich das Problem darstellt.
Aber zu so etwas wie Selbstkritik (und eine damit einhergehende dauerhafte, radikalen Kurskorrektur, die nicht nur bis zur nächsten Wahl anhält) ist die SPD in Berlin natürlich nicht mehr fähig, dazu sind die Strukturen (und das Personal) dort einfach zu verkrustet. Allein das man dort einen so massiv vorbelasteten (seine Verwicklungen im Fall Murad Kurnaz die ja auch zum BND Untersuchungsauschuss und zu einer als "technischen Fehler" begründeten Aktenvernichtung geführt haben) und somit eigendlich untragbaren Politiker wie Steinemeier zum Kanzlerkandidaten machen will, spricht doch eigendlich Bände. ... mit dem derzeitigen SPD Personal bzw. deren politischer Ausrichtung kann man IMO auch keine Wahlen mehr gewinnen. Derzeit sieht man ja welches Klientel in der Bundespolitik wirklich bedient wird, der Geringverdienende, durch Leiharbeit Versklavte oder Arbeitslose ist es sicherlich nicht. Entlarvend ist bei solchen Diskussionen ja immer, daß recht schnell das Argument kommt "im Vergleich zu anderen Ländern geht es den Deutschen doch noch ganz gut". Denn diese Äußerung impliziert ja, daß es hier noch einen Spielraum nach unten gibt, die Leute also gefälligst die Schnauze halten und mit noch weniger Geld (vielleicht sogar gleich auf Dritte-Welt-Niveau) zufrieden sein sollen. Würde man auf die gleiche zynische Art dieses Argument einmal umdrehen, so könnte man ja auch in dem Zusammenhang, daß manche Politiker jammern das ihnen ständig Vorurteile entgegenschlagen würden, antworten, daß es unseren Politikern doch noch ganz gut geht, da in anderen Ländern diese immer öfter bei Anschlägen getötet werden.