DRM in Games: Abwarten und mit dem Geldbeutel abstimmen
Gamer sind in Bezug auf neue Spiele nicht gerade für ihre Geduld bekannt. Sie möchten die neuen Titel sofort ausprobieren. Manche Analysten glauben aber, dass sich das Warten gerade bei DRM-Mechanismen lohnen könnte.

Der Einbau des neuen DRM-Systems bei den beiden Spieletiteln von Ubisoft führte in den vergangenen Tagen zu zahlreichen Beschwerden der zahlenden Kundschaft. Nachdem die Server des Publishers mit DDoS-Attacken überzogen wurden, konnten sich die Käufer von Silent Hunter 5 und Assassins Creed 2 in den ersten Stunden nicht oder nur mit großen Schwierigkeiten einloggen. Ein erster Patch verhindert, dass die Spieler durch den Rauswurf zu viel von ihrem Fortschritt im Spiel verlieren. Und auch wenn EA behauptet, ihr Titel Command & Conquer 4 Tiberium Twilight hätte keine DRM-Mechanismen implementiert: Benutzen kann man es nur, solange man online ist. So bietet Microsoft auch deren Windows Live ID an, die gewährleisten soll, dass nur der Eigentümer selbst spielen darf. Im Gegenzug müssen die Konsumenten natürlich ihre Daten gegenüber Microsoft preisgeben.
Josh Lowensohn von
cnet glaubt, dass das kein Dauerzustand bleiben muss. Bisher war es so, dass die meisten Publisher im Laufe der Zeit Abstand vom DRM genommen haben - wenn nicht komplett, dann zumindest teilweise. Nachdem Ende 2008 Spore auf den Markt geworfen wurde und sich zahlreiche Journalisten und Gamer über das eingebaute SecuROM aufregten, lenkte man ein paar Gerichtsurteile später zum Vorteil der Spieler ein. Natürlich mag man sich darüber streiten, ob Steam die bessere Alternative darstellt. Der Hersteller musste tatenlos mit ansehen, wie Cracks ihrer Software vertrieben wurden, mit oder ohne Kopierschutz. Valves Software limitiert zumindest nicht die Anzahl der PCs, auf denen das Spiel installiert werden darf. Bei Mass Effect entschied man sich zehn Monate nach der Veröffentlichung für einen Vertrieb via Steam. Auch Bioshock wurde anfangs inklusive SecuROM ausgeliefert. Bei diesem Spiel wollte man die Anzahl der installierten Versionen auf zwei reduzieren. Weit später nahm man davon Abstand. Auch Entwickler CD Project RED entschied sich rund eineinhalb Jahre nach der Publikation von The Witcher dazu, die Gamer nicht länger dazu zu drängen, dass sie ihre Daten-CD im Laufwerk behalten müssen. Warten lohnt sich, selbst Ubisoft verabschiedete sich letztes Jahr von deren Schutzvorrichtung, die das Kopieren der Daten-CD verhindern sollte. Für Dawn of Discovery oder World in Conflict ist jeweils ein Patch verfügbar, der die Spieler zu einer Registrierung auf deren Website zwingt, von dem Kopierschutz jedoch Abstand nimmt.
Analysten raten dazu, mit dem Portemonnaie abzustimmen. Wer seine Games inklusive DRM nicht verkauft bekommt, wird schnell Abstand davon nehmen. Wer auf ein Game ein Jahr und länger warten kann, der sollte es tun. Die Chancen stehen nicht schlecht, dass auch ein Knaller wie Assassin's Creed 2 im Frühjahr nächsten Jahres über Steam vertrieben wird. Garantien dafür gibt es natürlich keine. Alleine die Zeit wird zeigen, ob die beiden Titel von Ubisoft und C&C von EA die ersten drei von zahlreichen DRM-verseuchten Spielen bleiben werden - oder die Hersteller doch früher oder später einknicken.
Fest steht: Wenn man in seinem Genuss derart stark beeinträchtigt wird, sollte man die Software auch nicht kaufen. Die Studios benötigen das durch die Absätze erwirtschaftete Kapital der ersten Monate nach Erscheinen der Spiele dringend, um die Fortsetzungen zu finanzieren. Und eigentlich benötigen die Spielefreaks alles, was auf dem Markt neu und heiß ist. 12 Monate zu warten erscheint da nicht gerade als zufriedenstellende Dauerlösung. Die Studios andererseits für ihr falsches Vorgehen zu honorieren ist aber auch keine Option.