ein in Summe grossartiges Spielerlebnis mit einem Aber. Audiovisuell liefert ND so stark ab, dass ich mich frage, wie die PS5 das eigentlich noch toppen will. Im martitinen Museum spiegeln die Glasfische im Fussboden die Decke physikalisch korrekt wieder, Die Vorhänge im Krankenhaus (vorm Rat King) schwingen unterschiedlich je nachdem wo man sie berührt, Texturen sehen noch ein Stück fotorealistischer aus wie jedes andere High End PS4 Spiel und sogar die Milchglasscheiben im Hochhaus (wo Abby über die Planken in der Luft gehen muss) spiegeln die Umgebung verschieden verzerrt wider je nach Betrachtungwinkel. Eine fast schon übertrieben anmutende Detailversessenheit.
Klares Highlight für mich waren die Kämpfe gegen Infizierte, von denen es überraschend viele im Spiel gibt. Im Vorfeld hiess es ja, menschliche Gegner stünden im Vordergrund und in Previewvids wurde lang und breit die verschiedenen neuen Verstecktechniken unter Autos usw. vorgestellt, aber tatsächlich machen die Fights gegen die Pilzzombies immer noch gut und gerne die Häfte der Kämpfe aus und tatsächlich sind sie das Salz in der Suppe, weil sie taktischeres Vorgehen und Skills erfordern und meist recht intensiv und adrenalinfördernd in Szene gesetzt sind. Eine Gruppe Stalker die man kaum wahrnimmt ohne übermässigen Muniverbrauch erlegen oder 4-5 Clicker gezielt mit Pfeilen in den Kopf killen, während in den Wänden paar Infizierte lauern und dazu noch ein Bloater wartet, sind prickelnde Challenges. Sehr, sehr klasse gemacht!
Dagegen fallen die Battles gegen die menschlichen Gegner überraschend doch etwas ab und sind selten so, wie die Werbeclips suggeriert haben. Theoretisch kann man sich zwar unter Autos verstecken oder die Soldaten als Schutzschild missbrauchen, praktisch ist das aber eigentlich nie notwendig oder zweckmässig. Ich habe TLOU2 auf schwer durchgespielt und konnte ziemlich mühelos schätzungsweise 90% der Feinde mittels Knifestabbing/Erwürgen (Ellie/Abby) killen, zumal es an Deckungsmöglichkeiten nicht mangelt. Die Gegner kommen meistens einzeln, flankieren kaum und viel zu oft konnte ich beim langsamen Stealth Kill dem sich aufbauenden Warngeräusch lauschen, ohne dass die Kumpels das Meucheln eines der ihren mitgekriegt hätten. Das ging dann soweit, dass ich einen hinterrücks erwürgte und der andere, der 2 Meter entfernt war, nix mitbekam und ich ihn gleich bequem mitabmurkste.
Die Gegner im 10-Kleine-Negerlein-prinzip per Stealth und Messer-in-den-Hals/Würgen morden ist in dem Spiel auch beim 100sten Mal so befriedgend, dass mich das vertrottelte Verhalten nicht gross gestört hat, merkwürdig fand ichs trotzdem, dass ND hier keine signifikante VErbesserung zum ersten Teil hinbekommen haben, wo doch der grafische und narrative Aspekt von TLOU2 so unglaublich polished ist. Ich mein, ich schiess mit einer lauten Knarre einen Typ tot, renn ein paar Meter zurück, werf mich ins Gras und keiner verfolgt mich? Meine Spur ist sofort kalt? Gegner ändern ihr Verhalten auch dann nicht, wenn sie die einzigen Survivors sind und allen andern tot? Gehen weiter stur ihre fixen Patrouillen? Naja, ausbaufähig.
Auch ein gröberer Kritikpunkt, der nicht mehr als Jammern auf hohem Niveau durchgeht, ist der Overkill an Loot sogar auf schwer. Was ich so am Rande mitbekommen habe, soll es auf "Überlebender" richtig krass sein mit Ressourcenmangel (schätze Brod dürfte dazu in seinem Review mehr zu sagen haben), aber schwer ist definitiv nach allen gültigen Zockerstandards deutlich zu leicht und versorgt den Spieler so inflationär mit Stuff, dass es für mich schon wie gedankenlos in die Gegend geworfen anmutete. Über weite Teile des Spiel musste ich mit Ellie und Abby gleichermassen bergeweise Alkohol, Tücher, Kugeln und sonst was liegen lassen, weil ich mit allen Waffen ständig auf Maximum war. "Schwer" heisst für mich, ich muss möglichst Haushalten mit meinen Waffen und so gut wie möglich auf stealth kills setzen. Das ist hier leider nicht der Fall.
Erst die Szene, wo Abby gegen eine Horde Runner, Clicker und dann noch nen Shambler bestehen muss, bis Lev und Yara mit dem Truck durch die Wand brechen und sie retten, was die erste, wo ich einen Gutteil meines gehorteten Arsenals verbraten hab.
fantastisch wiederum fand ich das eingängige und intuitive Handling. Das war zwar immer schon eine STärke von ND, aber ich kann gar nicht genug betonen, wie überlegen sich das Ducken, Kriechen und Tauchen gegenüber andern Genrevertretern anfühlt. Da muss man net gross überlegen - man macht einfach. Weiteres fettes Plus sind das Looten, Craften an den Werkbänken und der Skilltree, was alles schlicht Fun macht.
Bei der Spieldauer wäre weniger imo mehr gewesen und zwischendurch passierte mir handlungsseitig zu wenig. Gebiet säubern, looten und einen Brief lesen ist jetzt nicht unbedingt das Optimum an Storytelling. Der Plot hat es natürlich automatisch schwerer, weil eine gewisse Inkohärenz zum Spielgeschehen besteht. In Teil 1 standen die Battles gegen Infizierte/Feindgruppierungen in direktem Zusammenhang mit dem Überleben der Protagonisten in einer zerfallen Welt, wogegen sie in Teil 2 praktisch von der Handlung losgelöst und lediglich lästige Notwendigkeit sind am Weg zu Ellies Rache. Der Wolves vs. Scars Konflikt hat mich darum auch kalt gelassen.
Emotional ungewöhnlich mitgerissen wie kein anders Videospiel davor haben mich hingegen der Wandel von Abby und ihren Freunden von Hassobjekten zu Figuren, die mir ans Herz gewachsen sind und deren Ableben mich wirklich gestört hat und diese Gefühlsambivalenz zwischen Ellies und Abbys Akt gehört mit zum Besten was das Medium Videospiel bislang hervorgebracht hat. Mir wäre ein richtiges happy end auch lieber gewesen, aber nachdem ich das Ende sacken hab lassen und darüber nachdenke, desto mehr verstehe ich die zugrunde liegenden Entscheidungen.
ungeachtet aller nicht unberechtigten Kontroversen gabs die letzten Jahre nix, was mich ähnlich unterhalten hätte wie TLOU2 und schon allein deshalb für mich klarer GotY Kandidtat 2020.