Es ist ja nicht wegen der Story oder irgendeinen Unfähigkeit tiefe Gedankengänge zu führen, aber Dear Esther versucht nur einem knapp eine Stunde lang eine Geschichte näherzubringen. Ein paar Gegenstände wechseln den Platz, die Dialoge werden beim erneuten Durchspielen minimal durchmischt und im Endeffekt gibt es trotzdem keine Rätsel und keine Interaktivität. Die einzige Sache die man tut ist die Vorwärts-Taste gedrückt zu halten.
Klar ist die Grafik ganz nett, aber hier wurde einfach das falsche Medium gewählt um eine Zielgruppe zu gewinnen welche sich dann für etwas besonderes hält. Da muss man einfach sagen, dass heute jeder die Möglichkeit hat am Computer schöne Bilder zu malen und wer Kunst und Poesie mag, soll sich eben mit Kunst und Poesie beschäftigen. Denn dieses Spiel ist mit Sicherheit keine Kunst, keine Poesie, kein Spiel und vor allem nichts außergewöhnliches.
Eine sich entfaltende Geschichte kann man nämlich in den meisten Spielen erleben und da gibt es genug Beispiele die ebenfalls mysteriös sind und durch das erkunden von Gebieten aufgedeckt werden. Der Unterschied zu Dear Esther ist der, dass hier einfach alle Elemente herausgenommen worden sind welche sonst ein Spiel ausmachen.
Wer also ein fehlgeschlagenes Arthouse-Experiment mag und sich gerne im Rentner-Tempo über eine größtenteils monotone Insel bewegt, es liebt ellenlange Wege bis in eine Sackgasse zu laufen um diese dann nach einem Story-Schnipsel wieder zurückzulaufen, der sollte sich auch von den zwei Euro liebes ein gebrauchtes Buch oder eine Packung Eis im LIDL kaufen.
Eines ist sicher, die unerbittliche Fanboy-Armee welche diesen Titel für eine 'Offenbarung' hält, hat die letzten 30 Jahre Videospiele und 45 Jahre Film verpasst.