Debatte um Planetenstatus und Aberkennung
Seit September 1992 wurden Hunderte weitere transneptunische Objekte entdeckt. Wie diese gilt Pluto heute als Teil des Kuipergürtels, der noch weitere ähnlich große (aber dunklere) Objekte enthält. Dies führte zu einer andauernden Debatte, ob man Pluto noch mit Recht einen Planeten nennen könne.
Der neuere Vorschlag einer Definition, nach der ein Planet ein Körper ist, dessen Masse die Gesamtmasse aller anderen Körper in seinem Bahnbereich übertrifft, lässt Pluto zu einem Planetoiden, also zu einem Kleinplaneten bzw. Asteroiden, werden. Zumindest als das größte Objekt der Plutinos entspricht er dann eher der Rolle des Asteroiden Hilda, dem größten Mitglied der Hilda-Gruppe. Hilda und mindestens 56 weitere Objekte bewegen sich ein Stück außerhalb des Hauptgürtels der Asteroiden zwischen Mars und Jupiter analog in einem 2:3-Verhältnis zur in diesem Fall längeren Umlaufzeit des benachbarten Riesenplaneten.
Fast interessanter erscheint heute die Frage, welchen Einfluss die Objekte des neu entdeckten Kuipergürtels auf unser Verständnis zu Entwicklung und Dynamik des Sonnensystems haben. Es gilt inzwischen als sicher, dass aus diesen fernen, eisigen Regionen viele der in das innere Sonnensystem vordringenden Kometen stammen. Sie dürften Restmaterial aus der Geburtsphase des Sonnensystems vor etwa 4½ Milliarden Jahren sein. Der eisreiche Kleinkörpergürtel wurde vor seiner Entdeckung von Kenneth Edgeworth (1949) und Gerard Kuiper (1951) eigens postuliert, um die Herkunft der kurzperiodischen Kometen erklären zu können.
In den letzten Jahren wurden mehrere transplutonische Objekte wie Sedna, Quaoar, Orcus und 2003 UB313 (inoffiziell auch Xena genannt) entdeckt, die von den Medien häufig als zehnter Planet bezeichnet wurden. Keines dieser Objekte wurde jedoch bisher offiziell als Planet anerkannt, obgleich 2003 UB313 sogar größer als Pluto ist.
Auf der 26. Generalversammlung der Internationalen Astronomischen Union im August 2006 in Prag sollte eine neue offizielle Definition verabschiedet werden. Ein Planet sei demnach ein Himmelskörper, dessen Masse ausreicht, um durch seine Eigengravitation eine annähernd runde Form zu bilden, und der sich auf einer Bahn um einen Stern befindet; selbst aber kein Stern oder Mond eines Planeten ist.[1]. Demnach wäre nicht nur Pluto ein Planet, sondern auch Ceres, Charon und 2003 UB313. Gleichzeitig wurde eine neue Klasse von Planeten, die sogenannten Plutonen definiert, zu der Planeten gehören, die für einen Umlauf um den Stern länger als 200 Jahre brauchen und zu der dann auch Pluto gehört. Das Plutonen-Modell konnte sich auf der Generalversammlung jedoch nicht durchsetzen, so dass am 24. August 2006 durch Abstimmung die Entscheidung fiel, Pluto den Planetenstatus abzuerkennen und in die neudefinierte Klasse der Zwergplaneten einzuordnen.[2]