Elend in der Mehrzweckhalle: Sitzen, gucken - und bloß nicht zu genervt aussehen
Echo 2018: Das waren drei Stunden Riverdance und Rap, Helene und Halali, Campino und Konsorten, Männer mit Mützchen, Muckis und Malereien im Gesicht - so lief die Preisverleihung.
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Der Echo dreht sich nicht um die Kunst, sondern um den Kommerz. Nicht die Melodien, sondern der Mammon zählt. Nicht der künstlerische Ansatz, sondern der monetäre Absatz. Um es noch einmal zu verdeutlichen: Das ist ungefähr so, als würden beim "Guide Michelin" nicht die tollsten Restaurants prämiert, sondern jene, die die meisten Pommes, Burger, Gyrosplatten und Brathähne verkaufen. Sterne für McDoof also, für KFC oder Heiße Hexe.
Die Fastfoodisten beim Echo heißen, ich kann es mir einfach nicht merken, Noriega und Cillit Bang? Die Protein-Pakete werden, bevor das mehrstündige Elend seinen Lauf nimmt, noch einmal befragt, was es denn nun auf sich hat mit deren Texten. Dabei geht Nova Meierhenrich mit jener Schärfe in den Dialog, den man auch von Gesprächen mit "Goodbye Deutschland"-Kandidaten kennt oder mit angetrunkenen Fußball-Fans, die sich das Trikot bekotzt haben. Na, wie konnte denn das passieren, hm? Wissen wir auch nicht, sagen Plisch und Plumm mit den dicken Bizepsen und den großen Pupillen: "Die Absicht war nie negativ, sondern nur fahrlässig." Hätten wir das also auch geklärt. Mausgerutscht, schwups, war da wieder so eine Hasszeile aus der Tastatur gekleckert. Dabei sind Prollega und Granit Bong doch - Achtung! - "in Frieden gekommen". Und wollten nur "ein schönes Zusammenkommen". Darauf einen Powerdrink.
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