Die Gehirnforschung konnte bisher kein Indiz dafür finden, dass es einen freien Willen gibt – im Gegenteil: Manche Experimente scheinen unsere Unfreiheit zu beweisen. Besonders berühmt wurde das "Libet-Experiment".
Der amerikanische Neurophysiologe Benjamin Libet wollte in diesem Experiment in den 1980er Jahren die zeitliche Abfolge einer bewussten Handlungsentscheidung und der entsprechenden körperlichen Reaktion messen.
Um den Zeitpunkt der Handlungsentscheidung zu bestimmen, benutzte Libet eine Art Uhr: Ein Lichtpunkt bewegte sich auf einer kreisförmigen Skala, und der Proband sollte sich zum Zeitpunkt seiner Entscheidung die Position des Lichtpunkts auf der Skala merken. Durch diese Anordnung konnte Libet den Zeitpunkt der bewussten Wahrnehmung des Probanden auf etwa 50 Millisekunden genau bestimmen.
Parallel dazu wurden die Hirnströme und Muskelbewegungen des Probanden gemessen, so dass sich nicht nur der genaue Zeitpunkt einer motorischen Aktion bestimmen ließ, sondern auch das Ansteigen des Bereitschaftspotentials, das heißt, der Vorbereitung einer Bewegung im motorischen Cortex (Rindenschicht) des Gehirns.
Der Versuch sah vor, dass die Probanden einfach ihre Hand heben sollten: entweder spontan oder nach einem subjektiven Zeitplan.
Eine einfache, freie Entscheidung. Das Ergebnis des Experiments verblüffte die Wissenschaftler.
Unter allen Bedingungen zeigte sich, dass das Gehirn die Bewegung der Hand bereits zu einem Zeitpunkt vorbereitete, zu dem der Proband selbst noch gar nicht die Absicht gehabt hatte, die Bewegung tatsächlich auszuführen. Bis zu einer Sekunde vor der tatsächlichen Entscheidung signalisierte die Aktivität des motorischen Cortex bereits die erst später folgende Handlungsabsicht.