TÜRKEI: Die tragischen Schicksale der Kinderbräute
Die Türkei hat das Heiratsalter für Mädchen von 15 auf 17 heraufgesetzt. Im Südosten des Landes interessiert das wenige. Nach wie vor werden kleine Mädchen, manche gerade zehn Jahre alt, verheiratet - für ein Brautgeld von 1000 Euro. Für die Kinder beginnt ein Albtraum: weg von der Schule, weg von den Freundinnen und als Teenager das erste Kind.
In Dyarbakir, der heimlichen Hauptstadt der Kurden, versucht ein Frauenzentrum Opfern der Kinderehen zu helfen. Eine Psychologin erklärt: "Es ist nach wie vor ein großes Problem, dass Kinder, die ihre Kindheit selbst noch nicht ausgelebt haben, Kinder bekommen und sozusagen mit ihren eigenen Kindern erwachsen werden." 70 Prozent der Selbstmorde in der Region werden von Frauen begangen, die Kinderehe ist eine der Ursachen.
Hidayat Gülmüs hat vor vier Monaten versucht, sich das Leben zu nehmen. Sie ist 28 Jahre alt und seit dem zwölften Lebensjahr verheiratet. Sie wurde das Opfer eines üblichen Tausches unter Familien, meine Tochter gegen deine: "Ich verstand nichts, stand völlig unter Schock und habe nur geweint. Als ich zu meinem künftigen Mann geschickt wurde, war ich völlig ahnungslos, ich spielte ja noch mit Puppen. Die erste Nacht empfand ich als Vergewaltigung. Ich kannte meinen Körper ja nicht, ich habe gar nicht begriffen, was passierte. Als ich im siebten Monat schwanger war, habe ich mich gefragt, wie das Kind eigentlich geboren wird. Ich schämte mich und wollte niemanden fragen. Ich habe schließlich meine ältere Schwester gefragt. Nachdem sie es mir erklärt hatte, habe ich mich in eine Ecke gesetzt und nur noch geweint."
Hidayat Gülmüs' Schicksal teilen viele Mädchen in der Türkei. Den Zeitpunkt der Ehe und den Mann selber aussuchen - dieses Recht wird ihnen immer noch verweigert.