Nun, da ich das Spiel mittlerweile schon eine ganze Zeit gespielt habe, und der eine oder andere auch über einen Kauf nachdenkt, könnte ich euch ja einiges über den Spielablauf schildern. Ich schreibe sowas zum ersten Mal also wundert euch nicht, wenn meine Formulierungen etwas komisch klingen oder etwas in diese Richtung.
Ist länger geworden als erwartet, ich hoffe es stört euch nicht.
Etrian Odyssey
Entwickler: Atlus
Spieler: 1
Genre: RPG (First Person Dungeon Crawler)
Anzahl der Speicherstände: 1
Erschienen in: Japan, USA
PAL Release: darf bezweifelt werden
Grafik: Die meisten die sich für das Spiel interessieren wissen darüber ja schon gut Bescheid. Das Spiel läuft permanent auf beiden Bildschirmen. Der Touchscreen dient hierbei als Karte, während der Top Screen das Geschehen aus der First Person View zeigt.
Die Karte muss/darf/soll man selber zeichnen. Dazu gibt es zwei "Stifte". Der erste dient dazu Wände/undurchdringlichen Wald kenntlich zu machen, während der zweite dazu dient die Felder kenntlich zu machen die begehbar sind. Weiterhin gibt es noch Symbole die man auf der Karte platzieren kann. Allerdings nur einen begrenzte Anzahl. Bis auf ein paar wenige Stockwerke stößt man allerdings nie auf diese Grenze. Als Symbole gibt es: Event, Schatz, Item-Punkt, Monster, Tür, Fallgrube, Warp, Treppe nach oben, Treppe nach unten und Memo. Memos kann man auf den Symbolen platzieren und kurze Bemerkungen dazu schreiben. Beispielsweise den Inhalt der Truhe oder die Art des Itempunktes. Es gibt auch noch weitere Symbole die automatisch platziert werden. "Geomagnetic Fields" und Brunnen (volle HP/TP Heilung).
Das zeichnen geht alles in allem leicht von der Hand und es erleichtert das Zurechtkommen erheblich, da es doch eine gute Menge an Abzweigungen, Sackgassen und änliches gibt.
Das ganze sieht dann in etwas so aus:
(das Stockwerk sieht übrigens nicht so aus)
Auf dem Top Screen läuft das Hauptgeschehen ab. Im Dungeon sieht man hier die Umgebung der "Ichsicht".
Das ganze ist, wie man sieht, komplett in 3D gehalten. Ich bin persönlich kein Profi was Grafikqualität angeht, also werde ich mir Kommentare zu Qualität der 3D Grafik sparen. Sieht ja jeder selber wie es aussieht. Das Grafikniveau bleibt auf dieser Ebene, dennoch gefallen andere Stockwerke mir besser. Liegt wohl hauptsächlich am Design.
Aprops Stockwerke: Das Spiel ist in 6 Straten aufgeteilt. Das erste heißt "Emerald Grove". Jedes Stratum hat 5 Stockwerke, also 1. Stratum geht vom ersten Stockwerk bis zum fünften, das zweite 6-10 etc.
Innherhalb dieser Straten gibt es grafisch wenig Abwechslung. Es sind immer die gleichen Art von Wände die man zu sehen bekommt. Sobald man ein Stockwerk fertig kartographiert hat beschränkt man sich bzw. beschränke ich mich darauf auf die Karte zu sehen um den richtigen Weg zu finden.
Der Wechsel zwischen einem Stratum und dem nächsten ist meiner Meinung nach gut gelungen. Nachdem man sich durch fünf Stockwerke durchgekämpft hat kommt man in ein neues Gebiet, das sich vom vorherigen gut abgrenzt. Meiner Meinung nach sind alle Gebiete, bis auf das erste gut gelungen. Aber auch hier kommt es wohl primär auf den eigenen Geschmack an.
Die Kämpfe sind grafisch auch (bewusst) minimalistisch.
Die Gegner sind starre Bilder und bewegen sich nicht. Kampfanimationen der Gegner beschränken sich höchstens darauf, dass das gegnerische Bild kurz wackelt und eurer getroffener Kämpfer bzw. sein Kästchen ebenfalls kurz wackelt und darauf ein Zahl für den Schaden angezeigt wird.
Auch eure eigene Attacken sind nicht spektakulär. Falls jemand den RPG Maker kennt: So wie Standardanimationen von Schwert, Stab etc. sehen auch die Animationen in EO aus, sprich eine kurze aufblitzende Silhouette. Die Zauber sind auch unspektatkulär. Beim Blitzzauber zuckt kurz ein Blitz auf den Gegner, bei Feuer erscheint eine kleine Flamme etc.
Sound: Über Musik zu schreiben ist nicht wirklich sinnvoll, deshalb werde ich es kurz halten. Die Stadt, jedes Stratum, die Zufallskämpfe und die Bosskämpfe haben eigene Musikstücke. Die Musik ist von
Yuzo Koshiro. Mir persönlich gefällt die Musik, aber auch hier wird es wieder auf den eigenen Geschmack ankommen.
Story: Viele jRPG haben große "epische" Stories in denen es meistens darum geht schlussendlich die Welt zu retten. Nun, EO ist ein bewusst altmodisches RPG, daher ist die Story auch ganz sicherlich kein Hauptaugenmerk der Entwickler gewesen. Die Grundgeschichte ist folgende: Ihr seid eine neue Gilde, ihr seid in Etria und ihr wollt das Labyrinth erforschen. Dabei bleibt es eigentlich auch die meiste Zeit. Ab dem 11. Stockwerk kommt dann langsam doch etwas mehr Story bis sie dann im 25. Stockwerk zu Ende ist.
Die Story wird anhand von Missionen erzählt. Es gibt 7 Missionen im Spiel und diese müssen absolviert werden um im Spielgeschehen weiter zu kommen. Man muss Gegenden kartographieren, Monster töten und Gegenstände finden, also ist zumindenst etwas Abwechslung vorhanden.
Darüber hinaus gibt es auch noch die Questen. Im "Golden Deer Pub" könnt ihr Questen annehmen, den erfolgreichen Abschluss melden bzw. sie aufgeben. Wobei aufgeben bedeutet, dass ihr die Quest erst einmal ruhen lässt und sie zu einem späteren Zeitpunkt weiter macht. Das ist insofern wichtig, da ihr maximal bis zu 5 Questen annehmen könnt und die meisten Questen kann man nur erfüllen, wenn man sie angenommen hat.
Die Questen sind meist kurze Ministorys oder einige die sich über mehrere Questen hinwegzieht. So müsst ihr für einen Koch die exzentrischten Zutaten finden, verlorene Erinnerungsgegenstände finden, Leute rächen, Materialien für die Dorfbewohner finden, etc. Schlussendlich läuft es zwar auf Gegner "xyz" besiegen hinaus, da man so an die Materialien kommt, aber immerhin klingt es so besser. Insgesamt gibt es über 70 Questen. Die Belohnungen sind manchmal mehr oder weniger lohnend. Oft bekommt man Geld (immer brauchbar), machmal Gegenstände (Heilmittel, Wiederbelebungsgegenstände, Statusheilmittel) und selten auch Waffen/Rüstungen.
Gameplay: Kurz:
1. Stadt besuchen und Läden via Menü besuchen
2. Labyrinth besuchen und dort euch durch Monsterhorden kämpfen
3. Wenn ihr nicht mehr weiterkönnt zurück in die Stadt warpen
4. Übernachten
5. siehe 1.
So sieht der Spielverlauf vereinfacht aus, aber eigentlich kann man die meisten RPG so vereinfachen.
Ein bisschen detaillierter: Man beginnt in der Stadt, in Etrian, und nach einer kurzen Einführung sollt ihr euch einen Gildennamen überlegen. Was mit nur 8 Zeichen gar nicht so einfach ist...
Danach könnt ihr euer Team erstellen. Es gibt 9 Charakterklassen (7 davon von Anfang an, 2 weitere müssen erst freigespielt werden) und ihr könnt bis zu 16 Charaktere in eurer Gilde haben. 5 davon könnt ihr mit auf eure Abenteuer mitnehmen. Die Charakterklassen sind gut ausbalanciert. Es gibt keine nutzlose Klassen, jede hat ihre individuelle Stärken und Schwächen. Theoretisch könnt ihr es mit jeder Kombination durch das Spiel schaffen, aber mit manchen ist es einfacher als mit anderen. Beispielsweise macht ein Medic (die Heilerklasse) das ganze Abenteuer erträglicher. Man kann das Spiel auch ohne einen schaffen (denke ich zumindenst) das würde aber sehr die ohnehin schon gebeutelte Geldtasche belasten, da Heilgegenstände nicht gerade billig sind und man später oft nach jedem Kampf heilen muss.
Jede Klasse hat 21 Fertigkeiten. Manche Fertigkeiten haben mehrere Klassen (beispielsweise "Chop", "Mine" und "Take") die meisten sind aber individuell für diese Klasse. Hier kommt jetzt ein großes/das größte strategische Element in das Spiel. Ein Charakter der 70. Stufe (höchste Stufe) hat 72 (78 wenn man alle Möglichkeiten ausschröpft) Fertigkeitspunkte. Jede Fertigkeit kann man auf Stufe 10 bringen, also würde man 210 Fertigkeitspunkte benötigen um alle zu maximieren. Nun geht es eben darum seine Charakter gut zu planen und sinnvoll seine Punkte zu verteilen. Spezialisiert man seinen Landsknecht auf Äxte oder Schwerter? Welche Elementmagien soll der Alchemist lernen? Feuer/Eis/Blitz/Gift? Solche Entscheidungen muss man dann treffen.
"Verskillen" kann man sich (Gott sei Dank) nicht. Wenn ihr Mist bei der Punkteverteilung gebaut habt, dann könnt ihr euren Charakter in der Gilde "resten". Dabei verliert er 10 Stufen (Strafe muss wohl sein bzw. man soll wohl nicht immer die Elementmagien beim Alchemist ändern können wie man sie gerade benötigt) und kann seine sämtliche Punkte neu verteilen.
Beispiel: Ein Landsknecht der 30. Stufe (32 Punkte) "restet". Danach hat er Stufe 20 und man seine jetzt 22 Punkte neu verteilen.
Weiterhin gibt es noch "Retire". Dabei geht der Charakter ganz verloren und man bekommt einen neuen Charakter der Stufe 1. Der Vorteil ist dieser hat mehr Fertigkeitspunkte. Wenn man einen Charakter der 30. Stufe "retired", dann bekommt er +2 Fertigkeitspunkte, bei Stufe 40 +3 etc. Bei Stufe 70 würde er dann +6 Fertigkeitspunkte bekommen.
Für beide Optionen muss man mindestens Stufe 30 erreicht haben.
Ausrüstungsgegenstände dürfen natürlich auch nicht fehlen. Es gibt zwei Geschäfte im Spiel, beide sind von Anfang an verfügbar. Die Auswahl ist anfangs recht mager und es liegt an euch das zu ändern. Das erreicht man in dem man ganz einfach Gegenstände verkauft. Hat man eine bestimmte Menge der richtigen Gegenstände verkauft so wird das Angebot erweitert. Wenn man zum Beispiel 7 Soft Hide verkauft hat kann man "Jerkin" (eine Lederrüstung) kaufen. Um an die richtig guten Waffen/Rüstungen/Accessoires zu kommen muss man natürlich eher seltenen Gegenstände finden die manche Gegner nur selten oder unter bestimmten Umstände hinterlassen. Manche Gegner müssen mit einem Zauber eines bestimmten Elements getötet werden, anderer müssen ohne den Einsatz eines bestimmten Elementes getötet werden, andere müssen mit einer besimmten Waffenart getötet werden, etc.
Ein großer Schwerpunkt liegt natürlich bei den Kämpfen.
Wie man sieht sind die Standardbefehle (Angriff, Verteidigen, Fertigkeit, Items, Flucht) vorhanden. Weiterhin gibt es noch Boost. Boost, um es kurz zu machen, verstärkt für eine Runde eure Aktionen. Die Angriffe machen mehr Schaden, euer Heilzauber heilt mehr HP, Zustandsveränderungen klappen häufiger sogar der Schaden durch Vergiftung wird für diese eine Runde erhöht. Boost erhöht sich einfach in dem man angreift und angegriffen wird. Sobald man sich in die Stadt begibt wird Boost wieder auf 0 herabgesetzt. Auf 100 kann man ihn einsetzen.
Ansonsten gibt es noch zu sagen, dass Fertigkeiten eure Geschwindigkeit im Kampf beeinflusst. Die starke Fertigkeiten machen eure Charaktere langsamer so dass der Medic, der normalerweise vor dem Gegner zum Zuge kommt, wenn er einen Heilzauber wirkt erst nach dem Gegner zum Zuge kommt. In der Regel sinkt die dieser Geschwindigkeitsmalus, wenn man mehr Punkte in diese Fertigkeit steckt.
Die Kämpfe sind zum größten Teil Zufallskämpfe. Sobald man eine Anzahl Schritte zurückgelegt hat kommt es zu einem Kampf. Auf dem Top Screen hat man am unteren rechten Eck dafür einen Halbkreis. Ist er blau, dann ist alles in Ordnung, wird er gelb kommt es bald zum Kampf und wenn er schließlich rot ist, dann kann es jeden Schritt zum Kampf kommen. Nach einen Kampf ist er wieder blau.
Darüber hinaus gibt es noch die FOE (Formido Oppugnatura Exsequens). Diese werden als schwebender orangener Punkt auf der Karte dargestellt. Auf der Karte werden sie als lilaner Pfeil angezeigt.
FOE sind stärker als die gewöhnlichen Gegner, hinterlassen seltene Gegenstände die meistens für gute Ausrüstungsgegenstände verwendet werden können und bewegen sich auf der Karte. Für jeden Schritt denn ihr macht, machen sie auch eine. Manche FOE sind aggressiv und verfolgen euch wenn sie euch sehen, andere bleiben einfach stehen wo sie gerade sind.
Das kann mitunter zu ganz interssanten Situationen führen. Wenn man gerade vor einem FOE flüchtet und in ein Zufallskampf gerät, macht der FOE einen Schritt für jede Kampfrunde. Wenn ihr den Kampf nicht schnell genug beenden könnt, dann kann es sein, dass ihr es mit den Zufallsgegnern und dem FOE aufnehmen müsst. Solche Situationen sollte man möglichst vermeiden. Also sollte man auf der Flucht überlegen ob man in der Lage ist die Zufallskämpfe schnell genug zu beenden oder ob man doch lieber sich dem FOE stellt und hofft zu überleben.
Beim erkunden kann es auch vorkommen, dass an einen Geheimgang findet. Diese heben sich optisch kein bisschen von den normalen Wände an, also muss man entweder provisorisch jede Wand untersuchen oder such an denen Stellen die "verdächtig" wirken. Meist sind es Abkürzungen, aber ein paar Male muss man den Geheimgang finden um ins nächste Stockwerk zu kommen.
Schwierigkeitsgrad: Mittel bis schwer würde ich sagen. Wie vorher schon erwähnt kommt es in dem Spiel viel auf die Gruppenzusammensetzung sowie die Fertigkeitsverteilung an. Persönlich hatte ich ein paar Stellen die mir Probleme bereitet haben (z.B. als ich den Ronin freigeschaltet habe und ihn trainieren wollte ist er in fast jedem Kampf gestorben). Generell denke ich, dass das Spiel für erfahrene Spieler gut schaffbar ist und da es ein RPG ist kann man auch einfach ein paar Levels trainieren wenn man Probleme hat. Für das Postgame (Epilog bzw. 26.-30. Stockwerk) gilt das allerdings nicht mehr. Hier wird Level 70 quasi vorausgesetzt und die Gegner sind dementsprechend hart. Da ist es normal, dass dein Level 70 Chara nach 2-3 Treffer das Zeitliche segnet.
Umfang: Für ein Handheldspiel wirklich gut. Leider gibt es keine Ingameuhr, also kann ich nichts konkretes sagen, aber allein die Tatsache, dass ich das Spiel schon seit fast einen Monat habe und es immer noch nicht beendet habe sollte genug aussagen. Ich schätze 30-50 Stunden dürften gut hinkommen, wenn man alles machen will, also alle Gegner besiegen, jeden Gegenstand bekommen und jede Quest machen, dann sitzt man schon eine ordentliche Zeit am Spiel.
Wenn man wie ich dann noch ein paar Mal stirbt und man eine Stunde nicht gespeichert hat oder länger, dann kommt man schnell auf eine hohe Spielzeit.
Kritik: Noch ein paar Punkte die mich gestört haben. Das Spiel hat keine Quicksave Funktion eignet sich also nicht so für unterwegs, da man das Dungeon verlassen muss um speichern zu können. Das heißt danach muss man den Weg nochmal zurücklegen den man erst vor kurzem bewältigt hat. Es gibt am Anfang jedes Stratum einen Warppunkt (6,11,16,21,26) und das herauswarpen macht auch keine Probleme (Warped Wire 100en Kosten), aber wenn man mal im 5 Stockwerk ist und dann den ganzen Weg nochmal laufen muss zehrt das an den Nerven.
Die Beschreibungen mancher Fertigkeiten sind..... knapp. Beispielsweise hat man als Beschreibung bei AGI UP: AGI ↑. Die Wirkung mancher Fertigkeiten ist auch etwas unklar so dass man oft nicht weiß ob es sich lohnt Punkte in eine Fertigkeit zu stecken.
Auch die Questen sind teilweise unklar gestellt. Besipielsweise habe ich vor kurzem eine Aufgabe erhalten irgendwo im Labyrinth nach jemanden zu suchen. Da man solche Punkte nie auf der Karte sehen kann müsste man theoretisch sämtliche Wege ablaufen um den richtigen Punkt zu finden. Waren alles Aufgaben aus dem Epilog, also könnte es durchaus beabsichtigt sein.
Ich denke das meiste habe ich abgedeckt, falls noch Fragen offen sind kann ich sie auch beantworten.