DTM Race Driver 2
Entwickler: Codemasters
Publisher: Codemasters
Spielbar für: Rennspieljunkies mit Benzin im Blut (Pflicht)
Unspielbar für: extreme Simulationsfanatiker und Leute, die kein Auto, aber eine Monatskarte für Bus und Bahn besitzen
Im Sommer 2002 fand ein Spiel namens DTM Race Driver den Weg in meine PS2 – ein sicherlich gutes Rennspiel, welches allerdings an der ein oder anderen Kinderkrankheit litt. So konnten weder der gut gemeinte, aber schlecht realisierte Story-Modus noch das optisch gelungene, allerdings sich wenig auf die Fahreigenschaften auswirkende Schadensmodell überzeugen. Des weiteren fehlten dem Spiel eine gelungene KI, die Qualifyingrunden vor dem eigentlichen Rennen und eine Pop Up-freie Grafik.
Bei DTM Race Driver 2 versprach Codemasters Besserung und gab dem Titel frech den Untertitel „Ultimate Racing Simulator“. Mit Colin 4 hatten die Jungs ja bewiesen, wie man einen teilweise verbockten Vorgänger in ein richtig gutes Rennspiel verwandeln kann ... ob DTM Race Driver 2 einen ähnlichen Weg gehen konnte?
Nur EIN Rennspiel?
Was in Sachen erstklassiger Rennspiele auf der Xbox los ist, dass ist eigentlich schon übertrieben gut - Projekt Gotham Racing 2, Rallisport Challenge, Burnout 2, Colin 4, NfS Underground. Wie kann man sich bei einer derartigen Konkurrenz trotzdem von ebendieser abheben? Vielfalt ist hier das Zauberwort!
Race Driver 2 bietet eine Unmenge an Rennserien und Fahrzeugklassen.
48 internationale Rennstrecken warten nur darauf vom ambitionierten Zocker befahren zu werden – u.a. Legenden der jeweiligen Rennserien wie beispielsweise Brands Hatch Indy, Bathurst, Laguna Seca oder der Hockenheimring.
35 Supersportwagen wie der Ford GT, der Aston Martin Vanquish, der Jaguar XKR, der Skyline und der AMG-CLK stehen in den Boxengassen bereit.
Aber nicht nur Tourenwagenfans bekommen bei Race Driver 2 einiges geboten. Wie wär`s denn mal mit einer Runde Truckrennen? Oder will einer in Spanien eine Rallystrecke unsicher machen? Stockcarrennen oder Formel Ford gefällig? Alles kein Problem, Race Driver macht`s (fast) alles möglich.
Erzähl mir was!
Wie auch im Vorgänger ist der Karrieremodus von DTM Race Driver 2 mit einer (mehr oder weniger) netten Story ausgestattet. Zum Glück ist Rayn McKane offensichtlich seinem Vater gefolgt (^^) und der Spieler spielt sich aus der Ego-Perspektive quasi selbst. Zwischen den einzelnen Meisterschaftsrennen treiben hübsche Videosequenzen, welche durchgängig für eine ordentliche Atmosphäre sorgen, die Geschichte voran. Positiv zu erwähnen ist in diesem Zusammenhang die Tatsache, dass Boxenluder offensichtlich nicht nur in der Formel 1 anzutreffen sind und ebendiese eine sehr nette Abwechslung zu einem eher nervenden Teamchef sind.
Ein 8 Jahresplan
Innerhalb von 8 Jahren wollen ein Teamchef und eine Managerin (*sabber*) aus uns einen Weltklassefahrer machen – die Zeit ist also knapp.
Während eines Jahres sind mehrere Meisterschaften oder einzelne Rennen zu fahren und der Spieler muss dabei vorgegebene Ziele erreichen. Meistens heißt es eine Platz auf dem Podium zu erfahren, einen gewissen Geldbetrag einzusacken oder vor einem bestimmen Konkurrenten ins Ziel zu kommen.
Oftmals hat unsere Charakter im Karrieremodus die Wahl zwischen zwei unterschiedlichen Rennserien, welche zu absolvieren sind und teilweise sehr unterschiedlich ausfallen.
Insgesamt gestalten sich die einzelnen Jahre sehr abwechslungsreich, es kommt aufgrund der vielfältigen Rennsportevents eigentlich nie Langeweile auf. Ein wesentlicher Vorteil dieses Abwechslungsreichtums ist die Flexibilität, welche dem Spieler abgefordert wird, denn eine Rallywagen steuert sich nun mal anders als ein Formel-Fahrzeug.
Leider fehlen die Qualifikationsrunden im Karrieremodus wie beim Vorgänger auch bei DTM Race Driver 2, was sich besonders zum Ende hin negativ bemerkbar machen kann, wenn der Schwierigkeitsgrad deutlich ansteigt und man beispielsweise in einem 21er-Feld von Platz 17 aus startet und innerhalb von 4 Runden auf Platz zwei vorfahren muss.
Neben dem Karrieremodus steht dem Spieler bei DTM Race Driver auch noch der Simulationsmodus zur Verfügung. Hier können die einzelnen Rennsportserien für eine Saison komplett gefahren werden. Leider kann man nur zum Ende einer Saison speichern, d.h. hier ist einiges an Sitzfleisch gefordert.
KI – komisch oder wirklich intelligent?
Eins gleich am Anfang: die KI hat im Vergleich zum Vorgänger deutlich zugelegt. Es gibt keine Situationen mehr, in welchen beschädigte Wagen das Fahrerfeld aufhalten, nur weil sie langsam auf der Ideallinie fahren und die KI nicht erkennt, dass man da vielleicht mal überholen sollte.
Weniger aggressiv (in der Regel hat man in der ersten Kurve nach dem Start noch seinen Heckspoiler!^^), umsichtiger, nicht nur auf der Ideallinie fahrend, Fehler machend ... so sieht die weitestgehend sehr gelungene KI von DTM Race Driver 2 aus.
LEIDER konnten die Entwickler ein Manko anscheinend nicht beseitigen: In langsamen Kurven gehen die Computerfahren regelmäßig deutlich zu früh auf die Bremse und der Spieler kann teilweise locker an drei, vier Gegnern vorbeiziehen, was irgendwo sehr unrealistisch rüberkommt. Im direkten Vergleich dazu sind schnelle Kurven für die KI-Gegner gar kein Problem und man hat dort teilweise enorme Probleme „dran zu bleiben“.
Du hast doch en Schaden, oder?
Das Schadensmodell von DTM Race Driver 2 hat nur ein Wort verdient: genial!
Wunderschön in Szene gesetzt, wirken sich die Schäden an Karoserie, Motor oder Getriebe nun auch spürbar auf die Fahreigenschaften aus und können auch zum Ausscheiden aus dem aktuellen Rennen führen.
Fährt der Spoiler beispielsweise mit einem stark in Mitleidenschaft gezogenen Getriebe bzw. Motor durch die Gegend, wird es sich nicht vermeiden lassen, dass Leute hinter euch alsbald locker an euch vorbeiziehen und man kann nichts dran ändern – sehr sehr realistisch gemacht. In diesem Punkt geht DTM Race Driver einen sehr simulationslastigen Weg, der nicht unbedingt zur eher arcadigen Fahrphysik passt.
Tolle Fahrphysik, ...
... aber die Mischung aus Simulation und Arcade geht mir etwas zu stark in Richtung Arcade.
Die einzelnen Rennserien bieten zwar ein sehr weites Spektrum in Sachen Fahrgefühl, ein Formel Ford-Fahrzeug steuert sich halt schon anders als ein Audi TT), aber insgesamt spielt sich Race Driver 2 einfach zu leichtgängig. So sind z.B. in der DTM-Serie Kurvenfahren mit bis zu 200 km/h möglich (auf dem Lausitzring), wo man eher glaubt, in einem Zug um die Ecke zu fahren als mit einem Rennboliden, der jeden Moment ausbrechen könnte ...
Negativ anzumerken ist weiterhin, dass die Tuningmöglichkeiten aus dem Vorgänger leider nicht erneut so detailliert den Weg ins Spiel gefunden haben, sondern nur bestimmte Stufen eingestellt werden können, was deutlich weniger „Arbeit“ in der Boxengasse ermöglicht.
Gut schaut`s aus ...
DTM Race Driver sieht richtig gut aus, da kann man wirklich kaum meckern.
Nette Fahrzeugmodelle, sehr gute Asphalttexturen, schöne Licht-/Schattenspiele, konstante 60 Bilder pro Sekunde, ein auch optisch beeindruckendes Schadensmodell, gelungene FMV_Zwischensequenzen – was will man mehr?
86%
Hört, hört!
Verdammt, hört sich mein beschädigter Motor im Skyline nach einem heftigen Crash übel an. Nicht nur die einzelnen Wagenklassen kann man soundtechnisch deutlich voneinander unterscheiden, nein, auch Unfälle machen sich akustisch klar erkennbar.
Insgesamt kommt der Motorensound richtig gut rüber (V8-Klasse in Australien!!!) und auch die Zwischensequenzen werden professionell gesprochen.
Die Hintergrundmusik fällt dagegen eher schwach aus, aber hey, wer braucht die schon in einem rennspiel?
86%
Fazit
DTM Race Driver 2 ist ein grandioses Rennspiel, denn Codemasters hat aus den Fehlern des Vorgängers gelernt.
An Abwechslungsreichtum kaum zu schlagen, in Sachen Optik und Sound überdurchschnittlich, mit einer spürbar verbesserten KI ausgestattet und einen grandiosen Schadensmodell kann sich DTM Race Driver 2 mit PGR 2 den Xbox Rennspiel-Thron teilen.
Leider wurde das Kurvenverhalten der KI-Gegner nicht ausbalanciert. Dem absoluten Simulationsanspruch („Ultimate Racing Simulator“) wird das Spiel auch nicht gerecht.
88%