Story: Der Hauptplot ist in der Tat arg 08/15 und bietet wenig bis keine Überraschungen. Dennoch sind die Geschichten der Subplots (Redcliff, Orzahmar, Dalish) alle ziemlich gut und das Pacing insgesamt stimmt. In vielen Reviews wird die Handlung als "wendungsreich" beschrieben, die müssen ein anderes Spiel gespielt haben oder kennen die Bedeutung des Wortes nicht. Der Hauptplot ist völlig linear und die paar kleineren Überraschungen in den anderen Quests qualifizieren das Spiel sicher nicht für diesen Begriff.
Ebenfalls von von schwankender Qualität sind die Plots der Begleiter. Toll ist dafür dass es eine Unmenge an verschiedenen Enden gibt. Auch dass es oft viel mehr als nur die gute und die böse Lösung von Quests gibt oder dass man eben auch mal nicht belohnt wird wenn man gutes/böses macht gefällt mir sehr.
Setting und Welt: Glaubhafte, lebendige Welt nur die mistige amerikanische (ok, Bioware sind Kanadier

) Eigenart für jeden Mist irgendwas mit Blut zu verwenden stört ein wenig - und nein, 'Dark Fantasy' ist keine Ausrede dafür.
Spielmechanik: Das Charaktersystem gefällt mir sehr; gerade dass man bei Weitem nicht alle Skills haben kann und auch Mischskillungen (zumindest bei Zauberern) sinnvoll sind find ich sehr gut. Die Spezialisierungen sind allerdings nicht immer gut gebalanced - einige machen überhaupt keinen Sinn oder Ändern zu wenig.
Ein weiterer großer Kritikpunkt ist die KI. Die Mitstreiter sind erstmal dumm wie Stroh. Leider fehlen in den Taktikeinstellungen auch essentielle Sachen wie "sparsam zaubern" oder "Gegner: freistehend" oder man muss, damit ein einzier Skill ordentlich verwendet wird, mehrere Slots Opfern von denen man sowieso zuwenige hat.
Gut hingegen ist dass man bei den Entscheidungen während des Spiels weitestgehend freie Hand hat und nicht wie z.B. in Kotor oder ME eine Gut/Böse Anzeige "diktiert" was man zu sagen und zu tun hat. Auf der anderen Seite steht dann wieder das Zustimmungssystem der Begleiter. Durch die Einteilung in 100 Punkte (und nicht nur in die eigentlich wichtigen vier Stufen) muss man jedem Nebenchar Honig ums Maul schmieren und übelst darauf achten was man sagt und rennt die ganze Zeit der blöden Anzeige hinterher - Partyswapping vor dem Abgeben von Quests inklusive. In MassEffect2 z.B., wo es nur loyal und nicht loyal gab, konnte man seinen Begleitern auch mal ordentlich die Meinung sagen und sie trotzdem loyal bekommen/halten.
Itemization ist auch durchwachsen. Auf der einen Seite finde ich es gut dass man nicht nach fünf Minuten mit dem "Uralten Übertodeslichkönigdrachenschwert" rumläuft, aber gerade für Magier gibts mal entschieden zu wenig Ausrüstung.
Wiederspielwert: Hab zwar "nur" 40h gebraucht (inklusive der meisten Nebenquests) und werde das Spiel so schnell sicher nicht noch einmal komplett durchspielen, aber die anderen Origins werde ich mir in der Tat noch ansehen.
Balancing: Hier liegt meiner Meinung nach der Hase im Pfeffer. Es gibt unmengen an Stellen die nur durch Trial and Error zu lösen sind und oftmals Räume/Mobgruppen die aufgrund von schwachem Design unverhältnismäßig schwer oder einfach sind (meist ersteres). Kapitalsünde ist aber die Partyzusammenstellung. Die ist nämlich alles andere als variabel. Da es nur einen (!) Heiler gibt muss Wynne bei den späteren Missionen immer mit dabei sein. Ich war selbst kein Magier also musste Morrigan immer mitkommen. Truhen will man auch aufmachen können, also sollten Leliana oder Zevran mit. Die einzige Wirkliche Variation war eigentlich beim Schurken möglich, aber das ging dann immer unangenehm auf Kosten des Loots. Ein guter Teil der Party wird damit "nutzlos". Gibt zwar ein paar Wege sich z.B. anderweitig zu heilen, aber eine zweite Heilklasse oder ein fünftes Partymitglied hätten da Wunder gewirkt.
Ein weiterer Punkt ist die Technik: die QA Abteilung hat hier mal wieder ordentlich geschlafen. Der dowloadable Content macht eigetlich nur Stress - funktioniert nicht oder ist total umständlich zu aktivieren. Ich gehe mal davon aus dass man aber daraus gelernt hat, weil bei ME2 lief das alles reibungslos.
Schlimmer sind aber die technischen Bugs: Ladebug (statt 10s hat man 2min Ladezeiten - vermutlich ein memory leak weil man den durch neustarten "beheben" kann) und der blöde Golem war bei mir am Ende auch völlig kaputt. Die paar Quests die nicht korrekt angezeigt wurden fallen da nicht so ins Gewicht.
Insgesamt ein gutes Spiel, was an der Grenze zum sehr gut aber durch ganz offensichtlich Mängel scheitert - solider mittlerer 80er würde ich sagen. Das klingt jetzt alles schlimmer rüber als ich es empfinde, nicht umsonst hab ich 40h Spielzeit in 2,5 Tagen investiert. Hat mir schon unheimlich viel Spaß gemacht und viele Sachen waren toll gelöst nur für den totalen Jubel reichts halt nicht.
Ärgern tut mich aber dass das kommende Addon scheinbar garnix außer den Charakterwerten und dem Origin aus dem Hauptspiel übernehmen wird, da ist man von MassEffect echt besseres gewöhnt.