Splinter Cell: Undercover
Von Natalie Maertens | 22.10.2006
Noch nie gehört? Nun, offiziell heißt das Spiel ja auch 'Splinter Cell: Double Agent'. Nur ist ein Double Agent per Definition jemand, der vorgibt, seinen eigentlichen Arbeitgeber zu bespitzeln. Unser aller liebster Geheimagent Sam Fisher schleicht sich im Spiel aber lediglich als "verdeckter Ermittler" in eine mutmaßliche Terroristenzelle ein. Und das ist leider nur der Anfang einer ganzen Reihe von Missverständnissen.
Fangen wir mit der Geschichte an. Es werde emotional werden für Sam Fisher, versprach Ubisoft. Er solle Gefühle zeigen, seinen Partner und dann auch noch seine Tochter verlieren. Da gibt's nur zwei Probleme: a) Es interessiert mich einen Dreck, wie es Sam Fisher geht, weil er so unsympathisch und langweilig ist wie kaum ein anderer Charakter. b) Die Story ist unglaublich schlecht erzählt. Fishers "Partner" ist gerade einmal zwei Minuten an unserer Seite und nervt schon in dieser Zeit einfach nur wahnsinnig. Als er dann erschossen wird, weil er einen Alleingang gewagt hat - wen interessiert's? Der Tod von Fishers Tochter, die wir ebenfalls nicht kennen, wird in einer zweisekündigen Zwischensequenz abgehandelt. Und Fishers emotionaler Ausbruch besteht darin, sein Nachtsichtgerät ins Meer zu werfen. Wie dramatisch, wie symbolisch! Ich musste lachen.
Das wesentlich schwerwiegendere Problem ist aber, dass 'Splinter Cell' doch immer seinen Reiz daraus bezogen hat, durch die Dunkelheit zu schleichen. Lampen ausschießen zu müssen, um ja nicht entdeckt zu werden, bloß keinen falschen Schritt zu machen, nicht zu laut zu sein. 'Double Agent' spielt überwiegend bei Tag, ist laut und grell - die Spannung, die beklemmende Atmosphäre? Verschwunden. Zu allem Übel muss Fisher nicht einmal mehr schleichen, wenn er denn nicht will. 'Chaos Theory' ging ja schon ein wenig in diese Richtung, aber in 'Double Agent' ist die direkte Konfration häufig die bessere Wahl, als die Gegner leise der Reihe nach auszuschalten. Warum soll ich noch schleichen, wenn ich mir damit doch nur selbst das Leben schwer mache? 'Double Agent' fühlt sich stellenweise eher wie ein Third-Person-Shooter an.
Vielleicht spielt da auch ein bisschen mit, dass ich mich mit dem Undercover-Szenario einfach nicht anfreunden kann. Die angeblich so schwer wiegenden Entscheidungen, etwa ob ich einen Gefangenen töten oder am Leben lassen will, lassen mich einfach kalt. Weil ich mich mit Sam Fisher nicht identifizieren kann, der einfach wie ein billiger Schläger aussieht und spricht.
Das Beste, was man noch über 'Splinter Cell: Double Agent' sagen kann, ist, dass es auf der Xbox 360 gut aussieht. Blöd nur, dass es stellenweise wirklich heftig ruckelt und das fast durchweg vorhandene Tearing Kopfschmerzen verursacht. Immerhin ist die Kampagne schneller durchgespielt, als bei jedem anderen 'Splinter Cell'. So nicht, Ubisoft!