"Bild" am Tatort, Staatsanwalt ermittelt
Mittwochvormittag. In Worms wird ein Mann in seiner Wohnung
erschossen, offenbar von einem Polizisten.
Mittwochabend. Das Siegel an der Wohnungstür, mit dem die
Polizei den Tatort gesichert hat, wird von Unbekannten gebrochen.
Donnerstag. In der "Bild"-Zeitung erscheint ein großes Foto aus
dem Inneren der Wohnung, das den blutverschmierten Tatort zeigt
(siehe Ausriss).
Soweit die Chronologie.
Die "Wormser Zeitung" und
andere1
Medien2 berichten, dass die
zuständige Staatsanwaltschaft in Mainz ein Ermittlungsverfahren
wegen
Siegelbruch3 eingeleitet habe.
Auf Nachfrage erklärt uns der Leitende Oberstaatsanwalt Klaus
Puderbach heute, dass er natürlich nicht sagen könne, ob die
"Bild"-Zeitung etwas mit dem unbefugten Eindringen in die
Wohnung zu tun habe. Es sei aber "bemerkenswert", dass sich
die Zeitung ein Foto vom Tatort verschafft habe. "Es hätte eigentlich
keine legale Möglichkeit gegeben, ein solches Foto aufzunehmen",
sagte Puderbach. Juristische Grenzen interessierten die "Bild"-Zeitung
seiner Einschätzung nach bei ihrer Arbeit aber auch nicht:
"Für sie ist das, was sie machen will, Recht und Gesetz."
Auf Anfragen bei der "Bild"-Pressestelle sowie dem "Bild"-Fotografen
Gerd Nahke, wie die Zeitung in den Besitz eines Foto vom Tatort kam,
das nach Ansicht der Ermittlungsbehörden praktisch nur unter illegalen
Umständen entstanden sein kann, haben wir bislang keine Antworten
bekommen.