Ich bin seit einigen Tagen an dem Spiel dran und bisher sehr positiv angetan. Bis eben, als ich drei Visionäre auf einmal ausgeschaltet habe, nur um dann in einer verdammten Kettenreaktion von Explosionen zu sterben und über 40k Residium zu verlieren... Das Level darf ich natürlich auch noch mal machen. So cool diese Zeitschleifenmechanik sein kann, das ist frustig.
Aber den Rest der Zeit hatte ich viel Spaß. Das Spiel zieht einen wunderbar rein, hält einem immer eine neue Karotte vor die Nase. Jeder Run beinhaltet neue Hinweise, die einem neue Levelabschnitte offenen, sodass die vier doch recht kleinen Level am Ende gar nicht so klein sind. Denn das kann Arcane schon immer, kleine Open Worlds bauen, die verschachtelt und unglaublich Detailverliebt sind. Wo man als Spieler unterschiedliche Routen nehmen kann, um ans Ziel zu kommen.
Dazu kommt noch eine toller Artstyle und eine tolle Vertonung (spiele auf englisch) mit vielen unterhaltsamen Dialogen und einer überraschend vielschichten Story. Zumindest vielschichtiger, als ich anfangs dachte. Das gefällt mir alles außerordentlich gut.
Es wurde zwar schon zur genüge kritisiert, aber ist am Anfang vorsichtiges Vorgehen noch sinnvoll, so braucht man es spätestens ab Stunde 2 oder 3 nicht mehr. Nämlich dann, wenn man die ersten besseren Waffen findet und ein paar Fähigkeiten bekommt. Dann ist es fast immer besser wild drauf los zu ballern.
Auch nutze ich die meisten der Fähigkeiten nicht. Shift ist immer dabei, da man sich sonst vieler Optionen im Level beraubt. Und dann habe ich aktuell noch Nexus dabei (damit kann man Gegner verbinden und alle sterben, wenn einer stirbt). Das ist nützlich, aber oft vergesse ich es im Eifer des Gefechts.
So gibt es einen der Visionäre, den sich hinter einer Maske versteckt und man soll ihn theoretisch identifizieren. Aber wozu? Es ist einfach alles und jeden über den Haufen zu schießen. Irgendwann wird er schon dabei sein. Das ist echt schade, da das Ermitteln "Wer ist dein Ziel?" typisches Arcane Gameplay ist, das man so easy aushebeln kann.
Ich habe außerdem schon nach kurzer Zeit ein ganz ansehnliches Arsenal zusammen gehabt und brauchte den Rest an Loot theoretisch nicht mehr (natürlich lootet man trotzdem wie ein bekloppter). Zumindest nicht, um durch die Level zu kommen. Denn die Gegner skalieren zwar, das ist in der Spielwelt zwar unlogisch, aber für das Gameplay unerlässlich, damit die Karotte namens Loot überhaupt funktioniert.
Und auch wenn die 4 Areale abwechslungsreich und voller Geheimnisse sind, so wiederholen sie sich dennoch ständig und können im Tagesverlauf nicht so massiv abgewandelt werden, wie man es über die länge der Spielzeit eigentlich bräuchte.
Und zuletzt leitet einem das Spiel für meinen Geschmack zu viel zum Ziel. Im geistigen Vorgänger, dem Add On zu Prey "Mooncrash" hat man dem Spieler viel mehr zugetraut. Hier wird einem jede Info, die man herausfindet, noch mal wiedergekäut und mit einem Marker auf der Karte versehen. Das ist zwar angenehm und ich nutze es aus Bequemlichkeit auch. Aber so eine Mindmap, wie in Outer Wilds hätte ich persönlich besser gefunden.
Und trotzdem bin ich echt gefesselt von diesem Spiel. Das Pacing passt und die Kämpfe machen trotz oder wegen der dummen Gegner KI echt Spaß. Und ich finde auch das Feature, dass einen andere Spieler als Julianna invaden können gelungen. Ich hatte bisher jedes mal spannende Kämpfe und der Puls steigt etwas. Vielleicht Arcanes untypischstes Spiel, aber immer noch verdammt gut.