Ich bezweifle, dass es irgendwo in unseren Breitengraden zu einem zweiten Lockdown kommt. Gerade wenn es wie aktuell eigentlich kaum Todesfälle oder schwere Verläufe gibt, wäre ein Lockdown noch schwerer nachvollziehbar als im Frühjahr. Ganz zu schweigen davon, dass sich diverse Verantwortliche, die für den Lockdown mitverantwortlich waren, rückblickend gegen den Lockdown ausgesprochen haben.
Mit solchen Aussagen wäre ich generell vorsichtig. Klar weiß man mittlerweile mehr über das Virus, den Krankheitsverläufen und was vor einer Infektion schützen oder welche Behandlung Linderung bringen kann. Hinterher ist man schließlich immer schlauer.
Mit dem damaligen Wissen vom März, den Erkenntnissen und Verläufen, die man damals hatte, war der Lockdown dennoch richtig und wichtig. Die Situation in Italien oder Spanien aber auch China waren schließlich mahnende Beispiele. Auch ein Jens Spahn hat den Lockdown heute auf der Bundespressekonferenz rückblickend betrachtet nochmal als richtig erachtet. Und das sehe ich z.B. weiterhin ganz genauso. Vorsichtig ist die Mutter... und so weiter. Es ging in erster Linie um Menschenleben und zwar auf direkte Art und Weise (und erst mal nicht um Depressionen, die dann vielleicht 12 Monate nach dem Lockdown einsetzen
könnten).
Mit dem heutigen Wissen kann man jetzt anders an die Sache herangehen. Und daher wird es zu solch beträchtlichen bundesweiten Einschränkungen sicherlich nicht mehr kommen, selbst wenn die Zahlen in Deutschland nun im Herbst und Winter 10.000 und mehr überschreiten werden (und das werden sie!).
Regionale und lokale Maßnahmen wird es dennoch geben, siehe aktuell Berlin oder Frankfurt/Main. Vereinzelte und zeitlich begrenzte Schließungen von Fitnesscentern und Co. (also dort, wo viele Menschen gedrängt aufeinander treffen können) sind daher lokal (!) gar nicht so abwegig, wenn die Infektionslage es im Winter bedingen sollte.
Letztlich haben wir das alle selbst in der Hand. Imho gilt es daher vor allem die jüngere Bevölkerung (Jugendliche und junge Studenten / Auszubildende) endlich mal richtig für das Thema zu sensibilisieren. Hier versagen Politik, Wissenschaft, Gesundheitswesen und auch wir als Gesamtheit leider noch zu sehr. Wäre ich z.B. Vater, würde ich meinen Kindern in der Hinsicht zu mehr Vernunft erziehen. Vielen Eltern scheint das jedoch völlig egal zu sein, wenn ich sehe, wie die Teenager hier auch nachts unbefangen abhängen und feiern. Ich finde daher, soziale Medien, Influencer und die üblichen Online-Kanäle, die von dieser Zielgruppe hauptsächlich konsumiert werden, müssten hier auch noch stärker - und v.a. inhaltlich und inszenatorisch angepasst - herangezogen werden.
Bin gespannt, wie es jetzt in den kalten Monaten weiter geht, v.a. weil man sich ja nun wieder vermehrt in Innenräumen aufhalten wird. Ich verhalte mich weiterhin besonnen und meide Menschengruppen, wo es eben geht - auch wenn das natürlich immer von der Ausgangslage abhängig ist (eine Großfamilie hat's da natürlich schwerer).