Tja, schau zuallererst einmal auf den Aufbau? Was fällt dir auf? Richtig, das Gedicht ist in vier Strophen aufgeteilt. Die erste Strophe mißt 20 Verse, die zweite 10. Die dritte Strophe mißt 14 und die letzte 7 Verse.
Da fällt einem doch gleich einmal etwas auf, oder? Ist es vielleicht ein Zufall, daß die darauffolgende Strophe immer halb so viele Verse wie die vorhergehende enthält? Vielleicht kann man auf diese Frage eine Antwort finden, wenn man später den Inhalt der jweiligen Strophen und den Gedichtverlauf analysiert.
Innerhalb der Strophen haben wir jeweils vier Hebungen. Soweit ich richtig gesehen habe, wird dieses Schema die ganze Zeit beibehalten. Der Sprecher weist selbst darauf in Vers 8 der ersten Strophe hin, als er von einem "vierfüßigen Nathan den Weisen" spricht. Dem Laufrhythmus des Vierbeiners ist dieses Gedicht also angeglichen worden, das Metrum des ersten Verses demnach ein vierhebiger Jambus (Jambus = unbetonte, betonte Silbe) mit männlicher Kadenz (ist das Versende, also die letzte Silbe des Verses, unbetont, spricht man von einer weiblichen Kadenz, ist sie betont, von einer männlichen). Und siehe da, es kann auch kein Zufall, daß das Gedicht aus vier Strophen besteht.
Der Anfang des Gedichtes ist also durch einen regelmäßigen Rhythmus und einen starken, direkten Zusammenhalt der Verse gekennzeichnet, die als Paarreime miteinander verknüpft sind.
Uns wird in den ersten vier Versen ein tugendhafter Hund vorgestellt, der durch seine Sittlichkeit und zugleich Bescheidenheit Ruhm im ganzen Land erlangte. Von seiner äußeren Statur her verkörpert der Pudel gegenüber anderen Hunderassen Eigenschaften wie Sittlichkeit am ehesten. Aber das allein kann nicht unbedingt als Erklärung dafür ausreichen, warum Heine ausgerechnet den Pudel als Träger der Tugendhaftigkeit ausgesucht hat. Heine scheint es mir mit dem Pudel-Gedicht vielleicht auch und gerade um eine literarische Auseinandersetzung, also um eine Auseinandersetzung mit Literatur zu gehen. Nicht umsonst verweist er in Vers 8 auf eines der wichtigsten literarischen Werke der Aufklärung, Nathan den Weisen von Gotthold Ephraim Lessing, das 1779 erschienen ist. Nathan der Weise wird dieser Pudel aufgrund seiner Tugendhaftigkeit genannt. Aber im literarischen Kontext gewinnt der Pudel noch eine ganz andere Konnotation und einen ambivalenten Charakter, trat doch in Goethes weltbekannter Tragödie Faust in Gestalt eines Pudels der Teufel auf. Die Ambivalenz des tugendhaften Pudels ist vor diesem literarischen Hintergrund bereits gegeben und bestätigt sich im Verlauf des Gedichtes.
Wenn es Heine in seinem Gedicht um eine rein literarische Auseinandersetzung gegangen ist, dann könnte man den Pudel als Repräsentanten hoher schöngeistiger Literatur interpretieren, der von seinem tugendhaften Weg abkommt und in die Niederungen vulgärer Literatur abdriftet.
Blablabla
Ich kann jetzt noch weiterlabern, die Interpretation ist damit noch nicht am Ende angekommen, sondern hat gerade erst angefangen.
Aber ich bin müde und will jetzt ins Bett. Andere stehen um diese Zeit schon wieder auf
.
Vielleicht schreibe ich heute mittag noch etwas dazu.
Aber mit diesem Interpretationsansatz bist du in der Schule eigentlich schon weit gekommen.
Übrigens habe ich schon lange nicht mehr einen so geilen Spruch gelesen, wie er in deiner Sig steht. Der ist wirklich genial und triffts haargenau.
Sonst wäre es ja einfach^^