Bezweifle ich. Wie gesagt: wir haben die größten Ausschreitungen mit Feuerwerkskörpern nicht an Tagen, an denen es legal ist (1. August, 31. Dezember), sondern regelmäßig am 1. Mai. Da ist es bereits illegal und im Vorfeld dieses Tages werden 5 Monate lang keine Feuerwerkskörper verkauft. Letztlich hat man es an Silvester und am 1. August wohl vor allem deshalb nicht, weil dort ein regulierter Verkauf möglich ist und die Leute nicht mit importierten oder selbstgebastelten Feuerwerkskörpern um sich ballern.
Wenn man es so betrachtet, dann sollte man ein mögliches Böllerverbot nicht daran messen, wie oft es knallt, sondern inwiefern es Sicherheits- und Einsatzkräfte entlastet, um effektiv ihren Einsatz durchführen zu können.
Am 1. Mai hast du konzentrierte Ausschreitungen, bei denen du Polizisten aus anderen Bundesländern abziehen kannst.
An Silvester benötigst du bundesweit Polizisten.
Dass es von Jahr zu Jahr mehr eskaliert hat seinen Grund, und zwar weil viele die Ohnmacht der Einsatzkräfte erkannt haben, die an Silvester an ihrer Belastungsgrenze arbeiten. Silvester ist quasi der tote Winkel, bei dem die Hemmschwelle zur Gesetzlosigkeit sinkt, weil gefühlt schon etwas Anarchie herrscht und viele Einsatzkräfte allerorts zu tun haben. Gerade in den sozial prekären Stadtteilen, bei dem der Respekt zu Polizei und Einsatzkräften nicht so hoch ist.
Wie also damit umgehen? Für mich kommt ein Verbot nicht in Frage, weil sich hier ein ähnliches Muster zeigt, wie bei der Corona-Pandemie: Man würde dem ganzen Volk von oben herab kollektiv Verbote und Regelungen aufbürgen, die nur eine Minderheit betreffen sollte.
Man sollte mehr auf Selbstverantwortung setzen und nicht sofort nach Verboten von Vater Staat rufen, wenn man sich in Krisensituationen befindet. Man sollte auch die Probleme wieder an der Wurzel anpacken und nicht einfach nur Symptome mildern. Das bedeutet in der Praxis: Den Sicherheitsapparat stärken und Recht konsequent umsetzen und zwar dort, wo es erforderlich ist. Dann benötigt es auch keine Entlastung im obigen Sinne. Böllerverbotszonen sind akzeptabel aber selbst dort wurde das Verbot nicht durchgängig durchgesetzt.
Der Staat könnte ebenso geräuschärmere und nachhaltige Silvesterböller im Verkauf fördern und stärker das Lieferkettengesetz durchsetzen. Und wer auf sein Tierchen Acht geben will, sollte vielleicht Ohrenschutz und Beruhigungsmittel in Betracht ziehen.