Durch diesen Thread hier bin ich über den Umweg "gute Anime" überhaupt erst ein richtiger Fan geworden. CW hat mir schon so viel gegeben, daher wird es wohl mal Zeit, dass ich etwas zurückzahle.
Vielleicht kennen einige Xam'd-Review schon aus
meinem Blog, trotzdem poste ich es noch mal der Form halber noch mal hier rein, fast jemand nicht in den Xam'd-Thread geschaut hat und trotzdem auf der Suche nach einem neuen Anime ist.
Xam'd: Lost Memories
Ende gut, alles gut?
Aus aktuellem Anlass folgt auch bei uns wie im Goethes bekanntem Werk nach dem Willkommen - im diesem Fall dem unseres Blogs - direkt ein Abschied. Die Rede ist von der neu erschienenen 26ten und letzten Folge vom Anime „
Xam'd : Lost Memories".
Aber jedes Ende birgt einen Anfang und das gleiche gilt auch umgekehrt. Was ist das eigentlich für eine Serie? Hier eine kurze Vorstellung.
Xam'd: Lost Memories
Xam'd stammt aus dem Studio
Bones, das unter anderem für
Full Metal Alchemist, Darker than BLACK oder
Eureka Seven verantwortlich war. Die Serie wurde von Sony Computer Entertainment in Auftrag gegeben und erschien wie die meisten Anime im wöchentlichen Abstand. Allerdings nur im Playstation Network der PS3, was einen kostenpflichtigen Download der einzelnen Folgen bedeutete. Zudem gingen die europäischen PS3-Zocker leer aus, denn nur jene in Japan und in den USA kamen in den Genuss dieses Services. Aber nicht dass wir Anime-Fans im Westen ohne Torrent nicht ohnehin aufgeschmissen wären.
Akiyukis Xam'd-Gestalt
Inhaltlich gesehen ist die Story überaus komplex, um nicht zu sagen wirr. Es gibt zahlreiche Protagonisten und Handlungsstränge, dazu kommen Unmengen an Flashbacks.
Einfach zusammengefasst geht es hauptsächlich um den Jungen Akiyuki von der Insel Sentan, der plötzlich aus seinem ruhigen Schulleben mit seinen Freunden Haru und Furuichi herausgerissen wird und sich in einem Krieg wiederfindet. Klingt zwar sehr nach Shonen 08/15, ich kann euch aber versichern, dass dies nicht der Fall ist.
Der Hauptcharakter Akiyuki
Akiyuki wird von einem mysteriösen, weißhaarigen Mädchen mit einem so genannten Hiruko infiltriert. Dieser ermöglicht es ihm zwar, sich in einen so genannten Xam'd zu verwandeln, ist aber gleichzeitig kaum unter Kontrolle zu halten und versteinert, sollte es aus dieser geraten, seinen Nutzer. Auch führen Verletzungen zu der kristallartigen Versteinung.
Wie auch immer, kaum hat unser Hauptcharakter seine Form geändert und sich beim Militär unbeliebt gemacht, das irgendwie keine monströs-mutierten Ungetüme zu mögen scheint, da wird die Insel auch schon mit einem so genannten Humanform bombardiert, wiederum einer der Mutanten, die als biologische Waffen eingesetzt werden.
Nakiami in action
Prompt kommt es natürlich zum Kampf zwischen den zwischen den beiden, am dessen Ende Akiyuki den Humanform tötet und dessen Versteinerung auslöst. Allerdings hat Akiyuki natürlich keine Kontrolle übe den Xam'd, so dass an dieser Stelle mein persönlicher Liebling der Serie, Cloud Rider Nakiami auf die Bühne tritt. Sie stoppt Akiyuki, verwandelt ihn in seine normale Gestalt zurück und nimmt ihn mit zum Postlieferungsschiff dieser netten Crew:
Ist es ein Vogel, ist ein Flugzeug, nein, es ist die Nakiami auf ihrem Rider!
Hier bringt sie ihm bei, seinen Hiruko zu kontrollieren. Gleichzeitig spitzt sich der Konflikt zwischen den Völkern zu...
Das ist nur der Anfang, aber ich spare an dieser Stelle mal den weiteren Verlauf der Story aus, da ich diesen selber nicht geraff...äh, ich meine, dieser überaus komplex und wendungsreich ist und ich euch nichts vorwegnehmen möchte. Deshalb ist hier der Trailer, damit ihr euch selbst einen ersten Eindruck verschaffen könnt:
http://www.youtube.com/watch?v=s9sJuN8mmKc&feature=related&fmt=22
Wie man hoffentlich erkennen kann, ist die Animation einfach fantastisch. In optischer Hinsicht muss man Bones wirklich ein großes Lob aussprechen. Wenn ihr euch fragt, was denn das denn für ein fesselnder Song im Hintergrund ist, bitte sehr, es ist das Opening:
http://www.youtube.com/watch?v=qVk4hgt11nU&fmt=22
„Run away" ist nicht umsonst schnell Kult geworden und wird wohl noch lange mit Xam'd in Verbindung gebracht werden.
Auch das Ending ist nicht von schlechten Eltern und möglicherweise der erste Schritt zu einer großen Karriere für die erst 14-jährige Sängerin:
http://www.youtube.com/watch?v=-QLNJXTV8wk&fmt=22
Halten wir fest: Xam’d verfügt über grandiose Anlagen, denn auch an den Synchronsprechern gibt es nichts zu meckern. Aber handelt es sich auch tatsächlich um eine grandiose Serie?
Studio Bones zeigt bei den emotionalen Szenen viel Fingerspitzengefühl.
Meine Antwort lautet Jein. Erzählerisch ist die Serie hervorragend, ebenso wie die Musikuntermalung. Beide Punkte vermitteln die Atmosphäre glaubhaft und schafften es, mich emotional zu berühren, was bei weitem nicht jedem Anime gelingt. Die Animationen sind wie schon erwähnt absolut vorbildlich, vor allem die Action-Sequenzen sind atemberaubend. Generell merkt man Xam’d die Liebe an, die in den Anime gesteckt worden ist. Hinzu kommt, dass das Gesamtpaket absolut rund ist und die Story gut durchdacht und geplant wirkt.
Die Kämpfe hervorragend gestaltet.
Der letzte Punkt ist allerdings gleichzeitig auch mein größter Kritikpunkt, denn die Story wurde meiner Meinung nach viel zu schnell abgehandelt. Ich bin immer offen für anspruchsvolle Serien, aber hier lehne ich mich mal so weit aus dem Fenster, zu sagen, dass wohl kein einziger Zuschauer bis zum Ende verstanden haben dürfte, wie denn nun die einzelnen, unendlich viel erscheinenden Parteien verteilt sind und wer eigentlich für welche Sache kämpft.
Animation bewundert: 100% Story verstanden: 0%
Die Charaktere haben es leider nicht geschafft, mir ans Herz zu wachsen, dafür waren sie einfach zu zahlreich, so dass viele einfach zu kurz kamen. Schon zum letzten Drittel der Serie hin wurde klar, dass Bones es nie und nimmer schaffen würde, eine derart komplexe Story in so kurzer Zeit vernünftig zu beenden. Es waren einfach zu viele Fragen offen. Ein User aus dem Forum von myanimelist.net schrieb mal, dass die Serie im Grunde nicht durchs Ergänzen nahe an die Perfektion herankäme, sondern durch das Entfernen unwichtiger Inhalte und Charaktere. Da stimme ich ihm vollkommen zu. Während Xam’d im Mittelteil über mehrere Folgen vor sich hinplätschert, ohne dass etwas Nennenswertes geschieht, wirkt der Schlussteil überhastet und ist geschichtlich kaum zu folgen.
Letztendlich würde ich Xam’d: Lost Memories als ein unfertiges Kunstwerk bezeichnen. Das Bild wirkt auf den ersten Blick wunderschön und vollkommen, beim genauen Betrachten fallen aber die letzten, fehlenden Striche auf. Trotzdem bleibt festzuhalten, dass ich die Serie der verlorenen Erinnerungen in guter behalten werde. Die Serie ist nichtsdestotrotz gut und gehört ohne Zweifel zu den besten Action-Serien der vergangenen Jahre.
Ob es sich wirtschaftlich für Bones gelohnt hat, bleibt dagegen fraglich. Das Vertreiben per Playstation Network hat sich nicht unbedingt als großer Erfolg herausgestellt, denn gemessen an der Qualität der Serie sind Popularität und Resonanz recht gering. Zudem ist die Zielgruppe durch die mauen Verkaufszahlen der PS3 stark eingeschränkt, so dass auch das Merchandising, eine Hauptgeldquelle für Anime, negativ betroffen wird. Ein Modell für die Zukunft? Wohl eher (noch) nicht.
Wie auch immer, die Serie sollte man als Action-Fan gesehen haben. In diesem Sinne: Run away!
Meine Endwertung lautet:
Nun, das war mein erstes Review für eine Anime-Serie, daher ist es sicherlich noch unausgereift und ich freue mich über jeden Tipp für die Zukunft.
Auch würde ich mich, sollte es euch gefallen haben, über eine kleine Resonanz
auf meinem Blog freuen, aus dem das Review stammt.