Ich bin froh, dass der Altersdurchschnitt hier "so hoch" ist, auch wenn man es in vielen Threads und Diskussionen nicht vermuten mag.
Sorry guys, long text incoming...
Jeder von uns steuert auf den Tod zu. Eigentlich warten wir alle darauf. Vielen Menschen hilft der Glaube an etwas Größeres, um sich mit dem Thema Tod auseinander zu setzen. Der Glaube daran, dass danach noch etwas anderes kommt, nimmt ihnen die Angst zu sterben.
Meine Mutter wird im August 70 und man merkt es ihr in jeder körperlichen Anstrengung und auch optisch an, wie ihr Körper mehr und mehr verfällt, auch weil sie sich sehr gehen lässt. Das macht ihr zu schaffen, auch wenn sie grundsätzlich positiv eingestellt ist und das Leben liebt, während ich Leben und Tod gegenüber etwas rationaler eingestellt bin, die Dinge klar beim Namen nenne, wir sind da sehr verschieden. Der Tod ist nichts per se Schlechtes, er markiert einen Endpunkt und gilt daher auch für viele leidende Seelen als Erlösung, der lang ersehnte und wohlverdiente Frieden.
Keks für zwischendurch? Drittel des Beitrags geschafft.
Wie man dem Tod gegenüber eingestellt ist, hat natürlich auch mit der eigenen Befindlichkeit zu tun. Ein lebensfroher Mensch wird das Leben eher bejahen, als jemand, der einen Großteil seines Lebens darunter gelitten hat. Jemand, der ein erfülltes Leben genossen hat, wird sich über solche existenziellen Fragen eher weniger Gedanken gemacht haben, als jemand, der sich schon früh damit auseinander setzen musste und dementsprechend geprägt ist.
Ich wollte nie älter als 50 werden. Die Menschen in meiner Familie altern nicht gerade vorteilhaft, da habe ich momentan noch Glück, zumindest augenscheinlich. Aber mit 50 geht's dann rapide abwärts. In meiner Familie scheint die Lebenserwartung auch generell nicht so hoch zu sein. Mit ihren 69 Jahren ist meine Mutter das älteste Familienmitglied, das ich überhaupt kenne (kennen im Sinne von Bescheid wissen).
Klar, ich kann mit 50 sicherlich auch noch versuchen das Beste aus meinem Leben zu machen, aber ich sehe darin wenig Sinn. Man verschwindet zunehmend mehr in der Bedeutungslosigkeit, die fetten Jahre sind vorbei, der Körper fährt nach und nach seine Aktivität zurück, wird träge und verkümmert, der eigene "Geist" mehr und mehr zu einem Gefangenen des eigenen Körpers, mit dem er sich nicht mehr identifizieren kann. Und je nachdem wie sinnstiftend die eigene Lebensführung war, gibt es auch keine sinnstiftende Aufgabe, die man dann noch erfüllen kann (und mit sinnstiftend meine ich die wirklich lebensbestimmenden Inhalte, die Mutter Natur für uns vorgesehen hat).
fast durch Leute! Bisschen Bewegung zwischendurch:
Angst habe ich nicht vor dem Tod, sondern vielmehr vor dem Todeskampf. Ein selbstbestimmter, humaner und friedlicher Tod sollte längst als Menschenrecht gelten. Jeder sollte für sich selbst bestimmen dürfen, wann und wie er würdevoll abtritt, anstatt gegen seinen Willen (und den Willen des survival instincts) am Leben erhalten zu werden, nur weil es noch mehr Geld in die Kassen des Gesundheitssystems spült.
Vor dem Tod braucht man sich nicht zu fürchten, es ist kein finsterer dunkler Ort, sondern ein vollkommen losgelöster Zustand fernab jeglichen Bewusstseins, "du" BIST nicht, "du" existiert gar nicht. Leiden werden lediglich deine Hinterbliebenen, weil sie - wie der Großteil der Menschen - eine andere Lebenseinstellung und Vorstellung vom Tod haben, als ich jetzt zum Beispiel. Dabei kann man sich für einen Menschen, der es im Leben absolut nicht leicht hatte, doch freuen, dass er endlich den Frieden gefunden hat, nach dem er sich so lange ersehnt hat.
Mal sehen, wo ich in 11 Jahren stehe. 11 Jahre vergehen rasend schnell. Die letzten 5 Jahre waren ein Katzensprung. Die Zeit tickt für uns alle, das kann man für pessimistisch halten, ich bin da einfach nur realistisch und natürlich auch das Resultat meiner eigenen Lebenserfahrung. Das mag für viele auch befremdlich oder besorgniserregend sein, aber das ist alles nur eine Frage der Sichtweise. Ich habe mich schon immer sehr intensiv mit solch existenziellen Fragen beschäftigt und... diesen Gedanken sehr viel Raum geboten. Aber sie sind nun mal da, auch die Tatsachen, dass die Dinge nun mal so sind wie sie sind, egal wie sehr wir uns darum bemühen, nach erfüllenden Lebensinhalten zu suchen. Am Ende erwartet uns alle das gleiche Schicksal und das sollte ein würdevoller Abtritt sein.