TheLastJedi
L06: Relaxed
Darf ich fragen ob du so etwas wie Sozialwissenschaft gelernt hast?Rollen wir das einmal Schritt für Schritt auf, damit die Dinge nicht mehr in der Luft schweben:
Man kann die Schulbildung nach zwei Idealtypen hin gestalten, wovon einige vielleicht die Begriffe schon gehört haben: Chancengleichheit und Ergebnisgleichheit. Von diesen zwei Idealtypen lassen sich wiederum zwei Kategorien bilden.
1. Chanchengleichheit - einheitlich:
Alle Kinder sollen in diesem Modell exakt die gleichen Chance erhalten, dabei jedes Kind von der Schule exakt dasselbe erhält und die Klassenverteilung normalverteilt ist, was durch ein Zufallsprinzip erreicht wird. Es findet kein gesonderter Nachteilsausgleich statt, da eine Schule jedem Kind nur exakt dasselbe bietet. In diesem Modell ist es das Problem des Kindes, dass das eine Kind eine schlechtere Startbedingung hat, wenn die Eltern des anderen Kindes die Nachteile durch Nachhilfe usw. eher ausgleichen und damit einen Wettbewerbsnachteil kompensieren können. Es ist in diesem Modell nicht das Problem der Schule, da die Schule allen Kindern nur exakt dasselbe bietet.
Da Privatschulen existieren, kann man allein darauf schon schließen, dass selbst dieser Idealtyp nicht erreicht ist. Zudem sind die Lehrer und die Klassen gar nicht normalverteilt, Lehrer kommen eigens aus der bürgerlichen Klasse und haben alle studiert, heißt, sie sind fast nur im bürgerlichen Habitus (Man kann das als Vibe übersetzen) aufgewachsen, wo diese eher die Kinder besser benoten werden, die eigens aus dem bürgerlichen Habitus (Vibe) kommen.
Nach dem Modell ist es recht hilfreich wenn man einen Erbpapa hat.
2. Chancengleichheit - individuell:
Alle Kinder sollen in diesem Modell ebenfalls exakt die gleichen Chancen erhalten, dabei aber auch berücksichtigt wird, dass jedes Kind eine andere Startbedingung hatte, folglich bei Kindern, die eine schlechtere Startbedingung hatten, eine höhere Förderung finanziert wird. Die Frage ist nur wie realistisch das Modell ist, denn selbst wenn wir annehmen, dass die Schule in der Lage wäre die Nachteile der schlechtergestellten Kinder zu kompensieren, die Eltern der bessergestellten Kinder natürlich daraufhin diesen hinzugewonnenen Vorteil der schlechtergestellten Kindern wieder ausgleichen würden.
Was beide Chancengleichmodelle gemein haben ist, dass es am Ende Bildungsverlierer und Bildungsgewinner geben wird. Es wird ein Durchschnitt errechnet, die erfolgreicheren Kinder kommen nach oben, die erfolgloseren Kinder kommen nach unten. Die Primäraufgabe der Bildungsinstitutionen in einer kapitalistischen Gesellschaft ist es auch die gesellschaftliche Ungleichheit zu legitimieren, indem anders als in der Vormoderne nicht mehr durch das Blut sondern durch Leistung die gesellschaftliche Ungleichheit bestimmt wird. Die Bildungsinstitutionen sollen nicht Bildungsverlierer aufhalten, sondern sie erst schaffen und ihre schlechtere Bezahlung legitimieren.
Die Ironie ist nur, dass wenn das Ideal der Chancengleichheit nach Modell Nummer 2 tatsächlich erreicht wäre, dann es tatsächlich nur noch von der Genetik abhängen würde wo ein Kind am Ende landet, folglich es im strengsten Sinne gar keine Eigenleistung ist, sondern eben auch nur das Blut.
3. Ergebnisgleichheit - einheitlich:
Alle Kinder sollen das gleiche Ergebnis erhalten, dabei tatsächlich das Ziel in diesem Modell hier ist, dass die Kinder am Ende dasselbe wissen und das dasselbe können. Dies würde jedoch die Talentförderung behindern, da diejenigen, die besser im Mathe sind, am Ende nur noch so gut in Mathe sein sollen wie die Schlechtesten in Mathe.
Das was einige folglich als Bildungsideal erträumen, nämlich dass am Ende alle Kinder "gleich oben" sind, ist natürlich statistisch gesehen quatsch. Am Ende kann dieses Modell nur dazu führen, dass alle Kinder alle genau gleich gut die Sache schlecht können.
4. Ergebnisgleichheit individuell:
Hier wäre das Ideal, dass jedes Kind dort gefördert wird, wo sein Talent erkannt wird, dabei am Ende aber kein Kind aufgrund der Stelle, wo das Kind ein Talent hat, mehr benachteiligt ist im Leben als ein anderes Kind, was an einer anderen Stelle ein Talent hat, ob in Carearbeit oder als Manager.
Meine Frau ist Sozialarbeiterin und ich erkenne von dem vieles wieder, was Sie mir von ihren Lehrinhalten im Studium erzählt hatte.
Gerade bei der legitimierung einer schlechten Bezahlung aufgrund einer schlechteren Bildung stimme ich zu.
Man wird gerade im öffentlichen Dienst einfach nur besser bezahlt weil man eine höhere Qualifikation hat.
Ob man die gleiche Tätigkeit ausübt wie eine Person die "nur" eine Ausbildung absolviert hat spielt in einigen Bereichen, wo es einen Mangel an Kräften gibt keine Rolle.
Ich finde eine Ausbildung an sich sollte aber in Deutschland mal wieder mehr wertgeschätzt werden und als Vorwand genommen werden einen schlechter als den Xten Bachelorabsolventen zu bezahlen.
Aus kapitalistischer Sicht ist diese Vorgehen aber schlüssig. Nicht wenige entscheiden sich dann eher für ein Studium, bei dem die Kosten bei den Studierenden und dem Staat anfallen, statt bei den Unternehmen.
Gerade heutzutage muss man imo auch aufpassen (sofern möglich) was man studiert und welche Kontakte man hat.
So viel zur Chancengleichheit. Wenn am Ende die Kosten bei einem selbst anfallen und der Staat auch sparen muss, hat natürlich der Jenige mit entsprechenden finanziellen Hintergrund einen Wettbewerbsvorteil.
Hier sind dann nicht einmal die sozialen und genetischen Unterschiede mit einbezogen.
Diese beiden Faktoren könnten einen finaziellen Nachteil evtl. noch ausgleichen. (Man aber keinen Einfluss darauf in welche Familie man geboren wird und wie es um die eigene Genetik steht.)
Auch ein Grund warum oft über Fachkräfte gejammert wird:
Zu Wenige fordern zu viel.
Da hat man doch lieber ein Überangebot an Arbeitnehmer und kann die Forderungen drücken.
Dies erklärt auch warum die Studienplätze in Bereichen wie Medizin eher nicht ausgebaut werden.
Würde man das für mehre zugänglich machen, sägt man aus Sicht der Medziner am Ende am eigenen Stuhl und die eigenen Kinder können den Lohn nicht mehr fordern, den man sonst als Nachwuchsmediziner fordern könnte.
Was Deutschald langfristig teurer zu stehen kommen würde, als ein abwandernder Autokonzern .Was Putin ist nicht erzählt ist was passieren würde wenn er dank dem Handel die finanziellen Mitteln hätte die gesamte Ukraine zu erobern, heißt mehr ukrainische Flüchtlinge.
Damit meine ich nicht die Flüchtlinge die man evtl. noch hier gut einbringen könnte.
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