Und? Was sagt das jetzt über die Praktikabilität und Sinnhaftigkeit einer Sensibilitätsanalyse aus?
Die Sensitivitätsanalyse ist sinnhaft und praktikabel um die Robustheit des Modells zu bestimmen. Mit Sensitivitäten und unbestimmten Werten kann das demographische Modell des MPIDR jedoch nicht arbeiten. Es braucht eine feste Eingangsgröße, sonst ist das Modell unlösbar.
Das wird auch durch Wiederholung nicht richtiger, Komori. Nur weil ein Dreilistenmodell mehr Datenpunkte enthält, ist es nicht automatisch robuster. Tatsächlich ist das Gegenteil der Fall: Das Dreilistenmodell ist grundsätzlich fragiler, weil man statt einer einzigen unbekannten Interaktion wie im Zweilistenmodell gleich vier potenzielle Interaktionen berücksichtigen muss.
Dadurch entstehen statt eines einzigen insgesamt 8 mathematisch identifizierbare Strukturmodelle, und genau das führt bei Jamaluddine zu den stark divergierenden Ergebnissen. Auch Jamaluddine trifft notwendigerweise nicht testbare Unabhängigkeitsannahmen – sogar mehr als Wyner. Anders geht es bei einem Dreilistenproblem schlicht nicht. Das Problem ist nur, dass einige dieser angenommenen Unabhängigkeiten inhaltlich klar unplausibel oder kontrafaktisch sind, was die Ergebnisse empfindlich verzerrt.
Wyner folgt hingegen einer statistischen Standardmethode: Er fasst zwei Listen zusammen, deren Abhängigkeit empirisch belegt ist, und formuliert dann für die verbleibenden zwei Listen eine Unabhängigkeitsannahme. Diese ist mathematisch nötig, aber statistisch neutral und steht nicht im Widerspruch zu den bekannten Fakten. Das macht seinen Ansatz methodisch deutlich sauberer und die Ergebnisse stabiler.
Btw: Was Dir schon ausreicht um einen wissenschaftlichen Konsens zu unterstellen, lässt Zweifel aufkommen, ob Du überhaupt jemals einen Wissenschaftsbetrieb von innen gesehen hast.
Zweilistenmodelle sind grundsätzlich fragiler und das ist Fakt. Je mehr Listen, desto besser. Wer nur zwei Listen nutzt, nutzt es entweder als Notlösung oder der Kontext erlaubt die plausibilisierte Annahme der Unabhängigkeit der Listen. Das ist bei Wyner wohl kaum der Fall und empirisch unhaltbar, weil: Social Media teilt Hospitalmeldungen weiter, Survey erfasst Tote, die über Social Media gemeldet wurden und Angehörige posten Dinge, die aus Krankenhäusern stammen.
Diese Unabhängigkeitsannahme widerspricht der empirischen Datenlage stärker als die Annahmen bei Jamaluddine.
Wyner folgt einer statistischen Standardmethode? Wohl eher einer, die in so einem humanitären Kontext schwierig anwendbar ist. Das HRDAG beispielsweise nutzt bevorzugt MSE-Modelle, welche bei bei der Einschätzung zu Kriegsverbrechen in der Vergangenheit zitiert wurden.
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hrdag.org
Mit drei Listen kann man Abhängigkeiten wenigstens modellieren oder im Modell averaging berücksichtigen. Jamaluddine verteilt die (unvermeidlichen) Annahmen über mehrere Modelle und modelliert Abhängigkeit explizit. Mit zwei Listen kannst du es gar nicht. Sie erzwingt eine einzige, untestbare Unabhängigkeitsannahme, die entweder stimmt oder alles kollabieren lässt. Die Abhängigkeiten können nicht modelliert werden. Das ist methodisch unter Jamaluddine einzuordnen.
Was Wyner erfolgreich tut ist, die Schwachstellen von Jamaluddines Methodik zu identifizieren. Dafür braucht es Wyner nicht.
Weder sind Hamasterroristen keine Palästinenser noch sind Hamasterroristen die einzigen Palästinenser die genozidale Handlungen, Massaker und Kriegsverbrechen an Juden verübt haben. Die Formulierung „genozidale Handlungen, Massaker und Kriegsverbrechen von Palästinensern an Juden“ ist sachlich korrekt. Und sie wäre selbst dann korrekt, wenn die Taten ausschließlich von Palästinensern verübt worden wären, die der Hamas angehören. Dass damit gemeint sei, alle Palästinenser seien Hamas-Terroristen, ist in der Aussage nicht enthalten. Das ist ein Strohmann, der an der Unfähigkeit scheitert zu erkennen, dass man Palästinenser und Hamas als zwar unterscheiden aber nicht trennen kann.
Interessant ist eher, wie scharf man auf unpräzise, kollektivierend wirkende Äußerungen ist mit dem Wissen, dass dies missverstanden werden kann, obwohl man sonst gerne versucht auf präzise Artikulierungen zu achten.
Man muss das Urteil einfach symmetrisch anwenden und das Rhetorikspiel wird für seine Fans auch nicht mehr von Belang sein.
Bitte folgende Vorwürfe weiterhin inflationär verwenden:
Genozid
Apartheid
Massaker
Kriegsverbrechen
Wenn möglich aber nur gegen den Staat Israel, damit ihr sie nicht ins Beliebige zieht.
Wenn man sich die Berichte von UN, NGOs und Gerichten ansieht, wirkt der Vorwurf der „inflationären Verwendung“ gerade im Fall Israels seltsam verkehrt herum: Hier gibt es nicht zu viele Worte, sondern vor allem sehr viele belegte Tatbestände. Es ist also ein Übermass an dokumentierten Hinweisen als ein Übermass an Rhetorik. Im Falle von Antisemitismus-Vorwürfen funktioniert das ganze eher in umgekehrter Richtung, siehe vor allem die Aussage zu "antisemitischen Sendern". Es sorgt aber immerhin für einen Entertainment-Faktor, der charakteristisch für den ESC ist.