In dem Artikel bzw. dem ausgetragenen Spiel geht es um U15-Jungs, die sollten gegen durchtrainierte Frauen physisch nicht wirklich im Vorteil sein; davon abgesehen geht es im Fußball doch eher nebensächlich um physische Attribute (von Kondition natürlich mal abgesehen), sondern eher um technische Finessen, Ballgefühl, Spielverständnis. Als ich vor einigen Jahren mal ein bisschen Frauenfußball geschaut habe, dachte ich stellenweise tatsächlich, dass ich nach einigen Monaten Intensivtraining wahrscheinlich zumindest nicht all zu viel schlechter performen würde, und das kann es ja irgendwie nicht sein. Bei den Männern käme ich selbstverständlich keine Sekunde auf diese Idee. Wenn man Profisport schaut und alle paar Minuten irgendwelche Fails entdeckt, ist das irgendwie... bedenklich.
Ja die Jugend der Männer ist in vielen Belangen besser. Ist finde ich auch erwartbar, dass der Unterschied nicht nur in der Physis liegt sondern auch an vielen anderen Dingen die mit der Professionalisierung des Sports kommen.
Die ganzen Profimannschaften der Männer der ersten europäischen Topligen haben alle ihre eigenen Jugendmannschaften von klitzeklein bis junge Erwachsene, plus oft noch eine zweite Mannschaft die bis zur 3. Liga (Profifußball) aufsteigen können. Diese Clubs investieren richtig viel Kohle in ihre Jugendteams. Aber da fließt ja nicht nur Geld an die Spieler, sondern auch die Infrastruktur (Trainingsplätze, Ausrüstung), es können sich professionelle Trainer schon in der Jugend geleistet werden, Taktiken, Trainingsmethoden, Erfahrungen werden vom Weltklasse-Fußball an die eigenen Jugendmannschaften gegeben.
Dazu der um ein vielfach größere Talentpool aus dem die Männerclubs schöpfen können, einfach weil es viel mehr Jungs gibt die Lust auf Fußball im Club haben. Was auch ein Henne-Ei-Problem ist, aber anderes Thema.
Das wird sich auch alles nicht so schnell ändern. Es ist fraglich, ob die Lücke überhaupt kleiner werden wird oder die Männer noch weiter davon marschieren. Wenn man sich mal ansieht wie Fußball der Männer in den 90ern und sogar 2000ern noch aussah, dann wurde auch da extrem viel professionalisiert. Die Entwicklung ist sehr groß gewesen. Ein Basler oder andere die nach dem Training rauchen und saufen gäbs heute nicht mehr, weil die gar nicht mehr mithalten könnten. Umso mehr Geld in den Sport fließt, umso besser die Möglichkeiten, aber umso höher auch die Ansprüche an die Athleten.
In der Frauen Bundesliga ist es denke ich auch kein Zufall, dass die traditionell erfolgreichen Clubs wie Turbine Potsdam, die vor 13 Jahren noch Serienmeister waren, komplett verdrängt wurden von den Frauenteams von Bayern, Wolfsburg, Frankfurt, Leverkusen, Leipzig etc. die teilweise aus dem Nichts kamen. Da wurde einfach mehr investiert, weil man sich davon in Zukunft mehr Einnahmen von verspricht als jetzt. Potsdam ist übrigens dieses Jahr als letzter Platz abgestiegen... War mal das Nonplusultra der Liga. Bald gibts garantiert nur noch Clubs die auch in der 1. BL der Männer vertreten sind.
Ich denke übrigens auch, dass das Pushen des Frauenfußballs im ÖR durchaus monetäre Gründe hat. Noch muss man für die Rechte kaum was zahlen und kann vielleicht Eventfeeling erzeugen und pro investiertem Euro vielleicht bessere Einschaltquoten generieren als sonst. Es ist ja jedes mal ein Politikum, wenn bekannt wird wie viel Geld ARD/ZDF für die Rechte an WM, EM oder BL Highlights zahlt. Und umgekehrt ist es ja auch ein Politikum, wenn ARD/ZDF immer weniger (live) Fußball zeigt.
Denke so lässt sich auch dieses übertriebene Gehype und fehlende Kritik an offensichtlich schwachen Spielszenen erklären. Denke nicht, dass das bloß fehlgeleiteter Feminismus ist, sondern vor allem auch Geldsache... Frauenfußball ist ein Produkt das man verkaufen will, dazu will man den wahrgenommen Wert steigern.
Mir geht es allerdings auch auf den Sack, wenn ein peinlicher Fehlschuss behandelt wird wie eine tragisch knapp vergebene, toll rausgespielte Chance. Da müssen sie eine bessere Balance aus PR und Sachlichkeit finden.