Ich war 14 Jahre (die Hälfte meines Lebens) schwer drogenabhängig. Vor einem Jahr hab` ich dann zum ersten Mal den Absprung geschafft und sogar meinen Zigarettenkonsum von 60 / day auf zero zurückgefahren.
Das Härteste ist nicht der körperliche Entzug, sondern der sich ewig hinziehende Zeitraum, der sich anschließt. Erst nach fünf Monaten konnte ich wieder halbwegs normal schlafen und die Depressionen, die verdammte, ewige Leere im Kopf, wurde auch langsam besser. Das ganze Belohnungssystem und alles was mit dran hängt, steht während dieser Zeit auf dem Kopf. Dinge, über die sich normale Menschen freuen, nimmt man gar nicht wahr, die Glücksschwelle liegt dank ständigem Konsum unerreichbar hoch. Nur ein Vollrausch lässt das Leben noch erträglich erscheinen. Gute Noten in der Schule oder ein schöner Sonnenuntergang sind so unbedeutend wie der Tod der eigenen Eltern. Man ist sämtlichen Eindrücken gegenüber gleichgültig eingestellt, so lange sie zur Drogenbeschaffung nicht opportun sind.
Geschafft habe ich es mit - bitte nicht lachen - Mathe. Ich hatte noch in Erinnerung, dass eine gelöste Rechenaufgabe in der Schule mir immer schnelle Erfolgserlebnisse bescherte, als ich noch nicht total in der Grütze lag. ^^ Ja und so integrierte und differenzierte ich mich durch die Welt der Zahlen, während die Monate ins Land gingen und deletzt fing es sogar noch an Spaß zu machen. Nun bin ich 28, drogenfrei und der reinste Mathe-Nerd. :nerd:
So langsam meldete sich auch der Antrieb zurück und so wühlte ich mich durch meine Unterlagen und entdeckte, dass ich während meiner Stoffkarriere noch eine abgeschlossene Berufsausbildung samt Hochschulzugangsberechtigung mitgenommen hab`! ^^
Tja, und weil mich abseits der Rechnerei nix so richtig interessiert (jedenfalls nicht so, dass es für ein Studium reichen würde), hab` ich mich gleich mal für Physik eingeschrieben.
Ob ich zu alt bin? In erster Linie bin ich noch am Leben und in meinem Alter gibt es sicher noch nicht ganz so viele, die das wirklich zu schätzen wissen. Auf einen Physiker kommen 20.000 Menschen, überlaufen ist der Bereich also auch nicht gerade. Auf der anderen Seite habe ich einen total zerschredderten Lebenslauf. Es wäre besser, die Zeit über im Knast gewesen zu sein, als wenn da wirklcih GAR NICHTS steht.
Aber vielleicht kann ich mit meiner kleinen Geschichte ja jemandem hier Mut machen.
Um die 20 und Angst vorm Studium.

Leute, euch stehen noch alle Möglichkeiten offen. Selbst wenn `s nicht auf Anhieb klappt, hat man mit 20 echt noch genug Freischüsse. Ich mein, hey... guckt MICH an!