Wie soll es eine Mogelpackung sein? Es ist doch ein maximal individuelles und subjektives Konzept.
Es sind wahrscheinlich die meisten, die neben ihrer Arbeitszeit noch genug Freizeit haben wollen, sofern sie nicht gerade ein Hobby zum Beruf gemacht haben. Aber was hat das mit Mogelpackung zutun?
Es ist doch jedem seine eigene Entscheidung, auch wenn teils finanziell etwas gezwungenermaßen, wie viel er arbeitet.
Ich habe meine Einstellung zu "Arbeit" in den letzten 15 Jahren merklich verändert.
Damals hatte ich in meiner Ausbildung (hatte diese mit 22 begonnen) reihenweise Überstunden gemacht, wir hatten dann sehr viele Ausbildungsnachweise extrem schöngerechnet, damit niemand von der IHK irgendwas mitbekommt.

Das höchste, was mir stehen lassen hatten waren mal 44h oder so, aber auch nur, wenn ein paar Wochen davor oder danach auch mal eine Woche mit unter 40h kam.^^
Und nein, ich wurde nicht gezwungen - ich hatte einfach schon sehr früh Verantwortung, es gab mehr als genug zutun und ich wollte einfach alles wegarbeiten, ich wollte was schaffen.
Anfang des Jahres, da wir damals vom chinesischen Neujahr immer sehr direkt beeinflusst wurden, war immer die schlimmste Zeit. Während der Feiertag drüben und so 1 Woche davor und danach gab es immer 50-55-60h Wochen.
Ich hatte es fast nie, dass ich nach der Berufsschule nicht mehr in den Betrieb gefahren bin. Bei nur 6 Unterrichtsstunden (3 Blöcken, dann bis 13:30 oder so) ging es danach noch in den Betrieb - oder alternativ davor, wenn ich z.B. von 10-15 Uhr oder so Berufsschule hatte.
Und wenn ich mal den ersten Block und den letzten Block ausfall hatte, also nur 10-13:30 oder so Unterricht, dann ist wohl klar, was dann in der Regel passiert ist. Dann hatte mich gegen 9 Uhr im Betrieb verabschiedet und gesagt "bis später".

Dass ich nach der Berufsschule frei hatte, kam nur ganz gelegentlich vor.
Alle anderen Azubis nach mir - ich war damals der allererste gewesen - hatten immer eine klare Trennung zwischen Berufsschule und Betrieb. Und manchmal hatten die dann sogar im Betrieb während der Arbeitszeit Hausaufgaben gemacht oder gelernt. Völlig absurd...
Auf der anderen Seite - hätte ich damals mit meinem Ausbilder gesprochen, dann hätte man wahrscheinlich auch für mich eine andere Lösung gefunden. Aber wir waren eine kleine Firma und ich wusste, dass auch ich gebraucht werde und daher wollte ich halt reinhauen, damit alles läuft. Wäre ich damals erst 18 oder so gewesen, hätte ich das bestimmt auch noch anders gesehen.
Heutzutage sind mir eigentlich auch 40h schon zu viel.
Ich habe seit ein paar Wochen nur noch Freitags 4h im Homeoffice. Das ist echt super angenehm. Die anderen 4 Tage arbeite ich seit gestern wieder je 7h. Im Rahmen der Wiedereingliederung geht und ging das jetzt wieder hoch bis auf 4x8h + 1x4h = 36h.
Als ich noch bei 6h pro Tag war - dann oft ohne Pause - war es super gut. 07:30 bis 13:30 und dann ab nach Hause - oder halt bis 14:00, wenn ich pause gemacht hatte. Da hat man noch echt was vom Tag.
Jetzt sind es 07:30 bis 15:00 Uhr, bald wieder 07:30 bis 16:00 Uhr bzw. dann werde ich auch wieder etwas später arbeiten müssen, also dann 08:30 bis 17:00 Uhr.
Und 08:30 bis 17:00 ist für mich im vergleich zu 07:30 bis 13:30 nicht nur eine völlig andere Welt, sondern ein völlig anderes Universum...
Da kriege ich jetzt schon die Krise, weil da einfach jeder Tag tot ist. Ca. 07:30 los, ca. 18:15-18:30 Zuhause (Arbeitsweg dauert Abends immer länger). Home-Office spart da schon eine ganze Menge.
Von daher werde ich auch gucken, nachdem ich dann wieder eine Weile 8h gearbeitet habe, ob ich meine reguläre Arbeitszeit nicht weiter reduziere.
Ich bin zwar kein Gutverdiener, habe aber glücklicherweise geringe Kosten, vor allem da günstige Wohnung (Genossenschaft). Daher kann ich mir das leisten.
Ob ich das dann wirklich will, weß ich noch nicht. Ein bisschen muss man ja auch an die Zukunft denken.
Wenn ich einen Job mit - aus meiner Sicht - absurdem Gehalt hätte, 80k++ pro Jahr brutto (auf 40h gesehen), dann würde ich dort ganz gewiss versuchen möglichst stark zu reduzieren.
Ich denke 6x4h + 1x4h = 28h wäre wohl echt mein Wohlfühlsoptimum.
Zumal - auch wenn das Thema Politik hier nicht gern gesehen ist, es gehört aber einfach dazu(!) - ich mir auch immer wieder überlege, wie viel Geld der Staat eigentlich bekommt.
fiktiver Fall:
Wenn der Arbeitgeber 5000€ Arbeitgeberbrutto zahlt, dann hat der Arbeitnehmer (es kommt natürlich auch immer etwas auf Details an) irgendwas um die 2650€ netto raus. Hier verschwinden also schonmal fast 50% beim Staat in Form von Lohnsteuer und SV-Beiträgen. Ja, SV ist für mich auch "der Staat".
Und von allem anderen, was ich ausgebe, bekommt der Staat auch knapp 20% in Form von Mwst und anderen indirekten Steuern. (vereinfachte Rechnung)
Also ganz grob überschlagen landen so irgendwas zwischen 55% und 60% des Arbeitgeberbruttos beim Staat.
Das macht zumindest mich schon etwas nachdenklich.
Das ist alles nur Pi*Daumen, aber es zeigt doch ein ziemlich klares Bild.
Es gehört aber halt einfach zur Wahrheit dazu, dass die Lohnnebenkosten extrem hoch sind.
Wenn der Abschnitt hier irgendeinem Mod nicht gefällt, dann editiere ihn halt raus, aber lass wenigstens den Rest stehen...
Wie dem auch sei - Work-Life-Balance ist überhaupt nichts festgeschriebenes, sondern das, was jeder draus macht.
Deswegen kann man das gar nicht allgemein bewerten. Grundsätzlich ist aber natürlich eine gewisse Balance zwischen Arbeit und Freizeit wichtig. Ansonsten könnte man ja auch jede Woche 80-100h arbeiten und es wäre trotzdem alles cool. Das ist es dann in der Regel aber nicht.
