Wie wärs mit dieser Review von mir:
Silent Hill 3
Sony Playstation 2
Wer nach Silent Hill kommt, befindet sich auf dem direkten Weg in die Hölle. Die scheinbar vertraute Realität der Kleinstadt verwandelt sich plötzlich in einen Alptraum, eine dunkle Parallelwelt, wo man von bizarren Kreaturen bedrängt wird und in labyrinthartigen Korridoren umherirren muß, in denen alles zu verfallen und zu verrotten scheint. Gequälte, zerschundene Leichen hängen in blutüberströmten Gitterkäfigen, unheimliche Schreie und unerklärlicher Lärm zerren an den Nerven - wo vorher ganz normale Flure waren, sind jetzt rostige Metallplatten und finstere Abgründe. Im nächsten Moment scheint man aufzuwachen: Alles ist wieder in Ordnung. Jedenfalls solange, bis man auch in der "Realität" unversehens auf die Ungeheuer trifft, denen man in der "anderen" Welt begegnet ist... So geht es auch Heather, einem Teenager, die eigentlich nur mal zum Shoppen in ein großes Einkaufszentrum gehen wollte. In einem Cafe schläft sie ein und hat einen Alptraum. Als sie erwacht, stolpert sie von einem rätselhaften Ereignis ins nächste und wird mehr als einmal in die "andere" Welt gestoßen. Wer ist der Privatdetektiv, der sie zu verfolgen scheint? Wer ist die unheimliche Frau, die möglicherweise hinter all den grausigen Geschehnissen steckt? Auf der Suche nach einem Ausweg stößt Heather immer wieder auf beunruhigende Hinweise, die darauf schließen lassen, daß sie selbst die Hauptperson in einem dämonischen Ritus ist. Da gibt es irgend einen dunklen Fleck in ihrer Vergangenheit, aber sie kann sich einfach nicht daran erinnern, was damals geschehen ist. Immer wieder hat sie schreckliche Kopfschmerzanfälle und danach findet sie sich stets in der "anderen" Welt wieder, wo der blanke Wahnsinn herrscht... Was wird ihr Schicksal sein? Ist sie die Auserwählte, die ihre Anhänger mit blutigen Händen ins Paradies führen wird? Oder soll sie das Opfer in einem blutigen Ritual sein?
Klingt abgedreht? Ist es auch. Im Gegensatz zum plakativen Survival-Splatter-Horror von Resident Evil hat Silent Hill schon immer auf eine Atmosphäre des Unheimlichen, Unerklärlichen, Morbiden und Dämonischen gesetzt, um den Spieler in Bann zu schlagen. So auch bei Teil 3 der Serie, der passenderweise schon gleich mit Heathers Alptraum beginnt. Der Spieler übernimmt Heathers Rolle in diesem Traum und kann nichts anderes tun als vor den ekligen Monstrositäten davonzulaufen, die sich dort herumtreiben. Aber wie es in Alpträumen nun mal ist: Man kann dem Schicksal nicht entkommen, Heather stirbt. Dann wacht Heather auf, aber damit ist der Alptraum noch lange nicht zuende!
Alle Elemente, die man aus den Vorgängern kannte, finden sich auch in Silent Hill 3 (SH3) wieder: Die Atmosphäre des Verfalls und des Okkulten in der "anderen" Welt. Der nervenzermürbend schräg-schrille, sich der Situation anpassende Industrial-Sound (auch das Radio, das mit lauter werdendem Rauschen die Nähe von Monstern anzeigt, ist wieder mit von der Partie) sowie die sonstigen Geräuscheffekte wie Stöhnen von Monstern und Schreie, die schon aus dem Jenseits zu kommen scheinen. Die verdrehten, widerlichen Kreaturen, die sich schlurfend und lärmend oder auch heimlich aus der alles beherrschenden und von Heathers kleiner Taschenlampe nur notdürftig erhellten Dunkelheit nähern. Fiese Zwischengegner, die man nur mit einer bestimmten Strategie besiegen kann. Das klaustrophobische Gefühl, das den Spieler in den engen, schmuddeligen Gängen und Räumen beschleicht. Mehr oder weniger knifflige Rätsel (je nach Schwierigkeitsgrad, den man selbst einstellen kann), die es zu lösen gilt, um unzugängliche Bereiche in der Welt des Wahnsinns zu erreichen. Und nicht zuletzt: Ein beeindruckendes Waffenarsenal. Diesmal kann man sogar ein Katana und eine Maschinenpistole finden...
SH3 erfindet natürlich das Rad nicht neu. Es ist das x-te Horror-Adventure, bei dem man ein Areal nach dem anderen aus der 3rd-Person-Perspektive erforscht, um Waffen, Vorräte, Schlüssel, Hinweise und andere Gegenstände zu finden, Rätsel zu lösen, Türen zu öffnen, Gegner zu bekämpfen usw. dabei ist die Steuerung sogar etwas unkomfortabel, weil man sehr exakt vor einem Gegenstand stehen muß, damit Heather die gewünschte Aktion ausführen kann. Hilfreich ist dabei, daß sie immer den Kopf nach Gegenständen o.ä. umdreht, mit denen sie interagieren kann. Im Gegensatz zu Resident Evil sind alle 3D-Umgebungen echtzeitberechnet, d.h. man hat eine dynamische Kamera, die man noch selbst justieren kann. Von dieser Möglichkeit muß man auch recht oft Gebrauch machen, weil man manchmal sonst wegen einer absichtlich schlechten Kameraperspektive gar nichts mehr sehen würde. Dennoch ist es recht einfach, den Monstern auszuweichen, wodurch man einiges an Munition sparen kann. Der größte Teil des Spiels findet diesmal übrigens im Inneren von verwinkelten, meist mehrstöckigen Gebäuden und auch auf dem aus Teil 1 bekannten Rummelplatz statt. Man hat das zwar alles schon in mehreren anderen Spielen gehabt. Dennoch ist SH3 wieder eine Nummer gruseliger und packender als etwa der direkte Konkurrent Resident Evil Zero. Sogar die Grafik kann noch bzw. wieder beeindrucken und sie hat erneut diesen aus dem Vorgänger bekannten "schmutzigen" Touch, der alles viel realistischer erscheinen läßt, als es bei den blitzblanken, plastikartigen Texturen anderer Games der Fall ist. Gegen Ende des Spiels gibt es einige Textureffekte, die ich so bisher noch niemals gesehen habe. Da wabern und pulsieren ganze Korridorwände in düsterem Rot, so als ob sie mit Blut übergossen wären, ganz normale Räume überziehen sich plötzlich mit einem immer dichter werdenden Netz aus verästelten roten Linien (Adern?). Ziemlich verstörend. Vor allem in den Cutscenes bekommt man lebensnah modellierte Charaktere mit einem ausgeprägten, ausdrucksstarken Mienenspiel zu sehen. Genial sind auch die realistischen, in Echtzeit dargestellten Schattenwürfe. Wenn Heather z.B. mit ihrer Taschenlampe hinter einem Pfeiler hergeht, kann man bestaunen, wie sich der Schatten korrekt verändert.
Noch erwähnenswert: Gewohnt gelungene englische Sprachausgabe mit deutschen Untertiteln. Beliebig häufige Speichermöglichkeit an okkulten Symbolen, auf die man oft stößt und die fair verteilt sind. Recht häufige, aber angenehm kurze Ladepausen. Extras, die man fürs Durchspielen erhält. Einstellbarer "Blutgehalt". Vor allem aber: Ein enormer Suchtfaktor. Man möchte einfach wissen, wie es mit Heather weitergeht. Da die Hauptpersonen in Silent Hill Spielen stets ein schlimmes Schicksal zu tragen haben, befürchtet man von Anfang an, daß es auch diesmal kein Happy End geben wird...
Silent Hill 3 erhält von mir als allererstes Spiel überhaupt die volle Punktzahl, weil ich mir für die PS2 von Grafik, Sound, Atmosphäre und Spannung her kein besseres Horror-Adventure vorstellen kann. Die Steuerung könnte zwar etwas besser sein, aber das führt diesmal ausnahmsweise nicht zum Punktabzug. Allein schon für die unglaublich dichte Atmosphäre hätte SH3 eine hohe Punktzahl verdient. Das wichtigste ist aber: Es macht einfach Spaß!
Zum Schluß noch ein Hinweis: Nach der letzten Cutscene des Spiels auf keinen Fall die Konsole ausschalten! Schaut euch die Credits an und sichert hinterher den Spielstand. Dann könnt ihr das Game nochmal im "Extra Special Game"-Modus starten und habt dann einige Extras, die ich hier gar nicht verraten will. Es warten einige Überraschungen!
Ende Review
Wär das so recht?