Es gibt schlechte Spiele, die gute Ideen haben und auch gibt es schlechte Spiele, die schon am Konzept scheitern.
Und dann gibt es
The Quiet Man.
@trip plant sich das Game anzuschauen und ggf. ein Review zu machen, insofern poste ich nur meine persönlichen Eindrücke:
Spiel allgemein:
- etwa 3h lang, davon sind fast 2h reine Szenen
- vollkommen linear
- exakt für eine Sitzung ausgelegt (nuja bis auf eine gewisse Kleinigkeit...)
Gameplay:
- Arkham Asylum ähnliche Kämpfen in sehr roher Form ohne UI mit fixer wackelnder Kamera, die an PS1 Resident Evil Ära erinnert
- keine Tutorials, einfach draufhauen
- teilweise Flashbacks die aufploppen, sollen wohl die Kämpfe interessanter gestalten, aber sind urkomisch lästig ohne Gehalt, da man die eh zur Genüge in Szenen wiederholt sieht
- lenkt eigentlich nur von den Szenen ab, es macht keinen Spaß bis auf die Tatsache, dass es urkomisch inszeniert ist?
- Gegner und man selbst clippen gerne teils in die Umgebung
- es gibt kein richtiges lock-on, womit Massenkämpfe gegen teils bewaffnete Gegner Spaß machen?
- unnötig gewalttätig?
Gameplay-Loop:
- quasi nur Szenen, gleichablaufende Kämpfe und noch mehr Szenen
- quasi kein Fortschritt. Der erste Kampf ist schon das ganze Gameplay. Nur "Bosse" erfordern etwas mehr oder sind einfach nur glitchig und dauern schlicht
- der Endkampf ist etwas anders... aber gleichzeitig gleich nur in urkomisch schlecht?
- nur wenige Modelle, insofern bekämpft man immer die gleichen Typen tlw Drillinge in gleichem Kostüm gleichzeitig aus irgendwelchen befremdlichen Gründen?
- man hat trotz Linearität, kleinen Räumen und gleichablaufenden Kämpfen nie das Gefühl, dass man weiß was man genau machen soll (welche Ecke des Raumes hinter der Wackel-Kamera zu erreichen, um zur nächsten Szene zu gelangen).
Grafik:
- Spiel will eigentlich weiche Übergänge zwischen Kämpfen, FMVs und realen Videos haben...
- ...letztlich sind die Unterschiede gewaltig und die Ingame Modelle sehen tlw. sehr anders als die realen Charaktere aus
- ...was sehr irritiert und besonders schade, um den einzigen Schauspieler ist, der sich Mühe gibt Szenen voranzutreiben
- kaum was sieht gut aus, teilweise bekannte freiverfügbare Assets werden verwendet. Vollkommen inkonsistent
- das Licht ist sehr inkonsistent und macht selten Sinn, so sehr, dass es auch sinnbefreit ablenkt
- Räume und Assets wiederholen sich genauso wie die Drillinge, die immer wieder bekämpft werden
- Animationen?
Sound:
- Sound? Es gibt keinen, nur ein nerviges Unterwasser-Gefühl.
- Es gibt eine Option für Untertitel, aber nur die erste sowie die letzte Szenen nutzen diese (ohne Grund?)
- immerhin gibt es mit dem Switch Pro Controller ein HD-Rumble Gefühl bei dem man dauernd lautes rumble hört dann ist es nicht nur ein Unterwasser-Gefühl...
Und nun zur gewissen Kleinigkeit und warum dieses Werk einen eher zum lachen bringt:
- der Titel und das Konzept des Spiels sowie die Tatsache, dass es keinen Ton gibt sollen das Gefühl der Taubheit vermitteln? An sich eine gute Idee, aber die Umsetzung hier ist nunja... grausam.
- die erste Szene ist vertont und man versinkt scheinbar in die Sicht des Protagonisten, womit es Sinn machen würde, dass der Rest dann stumm ist?
- ... aber taube Menschen lernen damit umzugehen, wie die Lippen zu lesen und mehr auf Gesten zu setzen, auch wirken die anderen Sinne und sie nehmen auch die Vibrationen der eigenen Stimme wahr
- die sehr langen Szenen strecken sich und haben meist weder Gesten noch Emotionen
- man schaut eigentlich nur zu wie Leute reden... Was auch den Protagonisten miteinschließt, da er versteht was vor sich geht und mit anderen redet oder tauscht sehr selten Gesten aus
- ... aber wir als Zuschauer, die uns eigtl in seine Rolle versetzen, verstehen rein gar nichts. Weder was der Protagonist tut, noch vor hat, noch will, noch versteht, noch redet. WIR sind also die tauben?...
- ... auch können wir die sehr langen Szenen nicht verstehen, da oftmals Gespräche außerhalb der Kamera weiterlaufen, weil sich das Spiel oder der Protagonist schlicht langweilen. Es hilft nicht, dass der Protagonist, wie gesagt weiß was geschieht und mit anderen emotionslos unterhält. Sowas wie Visual Cues kennt das Werk nicht. Lippenlesen ist oftmals nicht möglich, weil die Kamera desorientiert und oftmals schlicht Gegenstände wie Lampen oder anderes ablenken, mal abgesehen von den vielen FMVs bei denen es unmöglich erscheint es verstehen zu wollen
- Wir haben keine Ahnung wer die Charaktere sind. Nur die Namen des Protagonisten Dane und des einzig guten Charakter Taye gehen hervor. Sonst scheitert es schon an einfachen Dingen wie Beziehungen und ob man die Mutter/Freundin oder beides sieht? Auch am Ende ist man nur bedingt schlauer?
- die Story... ist sehr Twistreich und kleiner Spoiler: nicht realistisch angehaucht. Da meint man einen Twist zu verstehen und dann kommt der nächste Twist, der einen in die bizarre Realität führt, dass es keinen Sinn ergibt und sie eher supernatural ist?...
- am Ende gibt es einen Countdown auf den Ton-Patch, bei dem man in paar Tagen das Spiel mit Ton genießen(?) kann, um die bizarre Story endlich verstehen zu können?
Der gedachte Sinn vom Konzept ist es wohl über dieses Werk zu spekulieren, bis die Erlösung des Ton-Patches eintritt und man nochmal das gleiche Spiel mit Ton für den Aha-Effekt zu erleben. Das Problem ist schlicht, dass es so ist, als würde man einen twistreichen Film ohne Ton schauen. Das Spiel ist nicht dafür ausgelegt ohne Ton zu sein, so besteht es hauptsächlich aus Dialogen, für die sich der Protagonist auch nicht interessiert und lieber wegschaut. Die Wiederholung dutzender Szenen mit urkomischen supernaturalen twists macht es nicht besser und der Grundkonflikt im Spiel ist... bizarr durch den Diebstahl von Schuhen entstanden? Auf Spoiler möchte ich gar nicht erst eingehen, da diese Diskomfort auslösen.
In Gruppen ist es sicherlich lustig, dieses Experiment gemeinsam zu erleben und es wird zu Lachkrämpfen führen, da es schlicht bizarr schlecht ist. Aber für die Erfahrung an sich, langt es einen 2h Film mit emotionslosem Protagonist und wirrer Story zu nehmen, die sehr aus Flashbacks/Flashforwards und reinen Dialogen besteht. Diesen dann ohne Ton und Untertitel zu schauen.
Achja die 2 Szenen die Untertitel haben... inkludiert eine Szene mit sehr hellen Hintergründen und da die weisse Schrift keinen Rand hat, gibt es im Ending Stellen, an denen man auch die Untertitel nicht lesen kann. Gewiss eine weitere Kleinigkeit die behoben werden kann... Aber es ist genauso bizarr wie keiner das Ending mit den einzigen Untertitel geprüft hat...
Letztlich hat es mich sehr unterhalten, sonst würde ich auch nicht drüber schreiben... Aber eher die Erfahrung mit anderen beim kläglichem Versuch es nachzuvollziehen. Nicht umsonst wird es gerne von so manchen als das The Room des Videogamings angesehen. Bin auch etwas dezent skeptisch, dass der Ton-Patch die Situation merklich bessert.
Schon gar nicht weil ein Ton-Patch für ein Spiel das auf Taubheit beruht bizarr klingt, aber wenigstens verhindert das richtige Spoiler, da sowieso keiner die Story bis dahin nachvollziehen kann?
Die Grundidee, eine Perspektive aus eingeschränkter Sicht zu vermitteln ist an sich nett, aber war hier leider nicht der Fall. Es ist nur eine bizarre unrealistische Story mit verstörenden Elementen und unsympathischem Protagonist, bei der der Ton weggeschnitten wurde. Mit Minimalst Gameplay, damit der Stummfilm nicht ganz so langweilt, aber man sehnt sich dennoch danach den Stummfilm zu beenden.
