Zum einen stört mich das Benennen als "neuer" Crash. Denn einen richtig großen Crash hat es in der ganzen Gaming-Historie bislang noch gar nicht gegeben. Der oft kolportierte Crash aufgrund des Überangebots an minderwertiger Shovelware zu Atari 2600 Zeiten, war nur ein sehr punktueller und damit extrem begrenzter lokaler Crash des nordamerikanischen Marktes, der kaum Auswirkungen auf den Rest der Welt hatte. Das ausgerechnet Nintendo nach dem Crash die Spieleindustrie mit dem NES gerettet hätte, ist ein ebenso hartnäckiger falscher Mythos. Während des Crashes in den USA war teils sogar die größte Boom-Zeit der Heimcomputer und damit neuer Spiele eigentlich überall (natürlich außerhalb von Nordamerika). Aber auch bei den Heimcomputern gibt es einige hartnäckige Mythen, die nichts mit der Realität damals zu tun hatten, wie z.B. von Apple zu ihrer Anfangszeit als von allen geliebter Hardware, wo diese teils technisch eher altbacken daherkam und teils gar Ladenhüter, aber vor allem weit weniger populär als z.B. Commodore, war.
Und zum anderen sehe ich aktuell auch noch keinen echten Crash kommen. Wenn die Spiele zu teuer werden oder sie unfertig auf den Markt kommen, betrifft mich dies persönlich eigentlich nicht. Die Spiele werden trotzdem gekauft, nur wer sie immer noch zum Release-Zeitpunkt kauft oder sogar allen ernstes noch vorbestellt, dürfte sich übervorteilt vorkommen. Schon während der PS3-Ära habe ich mir vermeintlich große AAA-Titel erst teils Jahre später geholt, wenn sie vollständig (also DLC-complete) und zum Budgetpreis verfügbar waren.
Ein lokaler Crash in einigen Teilbereichen wäre aber in der Tat durchaus gesund, um Fehlentwicklungen abzustoßen. So ist der komplette Mobile-Sektor ein einziger Moloch aus Shovelware, purer Abzocke und teils gar krimineller Energie von Seiten der Entwickler - dies scheint aber trotz das dies IMO kein wirklich ernstzunehmender Spielesektor ist, wohl nicht der Fall sein. Denn mit derartiger Abzocke macht man wohl ordentlich Geld und die übelsten Praktiken des (für Kunden) dysfunktionalen Mobile-Marktes sind längst zu den richtigen Games rübergeschwappt. Hier, also bei "Micro"-Transaktionen, Games-as-Service, always online, online only Titeln etc. wäre ein quasi Abtragen dieses nekrotisierenden bis gar karzinogenen Gewebes vom Spielemarkt sogar angebracht. Bei der Spieleindustrie muss man vielleicht mal langsam anfangen sich von Consultants, Goldgräbern ohne Interesse an guten Spielen, also schlicht den überbezahlten Anzugträgern zu trennen als von fähigen Entwicklern. Wenn das bedeutet, dass die Spiele wieder etwas kleiner werden, dann ist das eben so.