Ein Gott bei der Arbeit
Will Wright ist unter Computerspielern eine Legende und womöglich auf dem Weg, zum Helden zu werden: Der Erfinder der Sims arbeitet an einem Spiel, das ein Meilenstein zu werden verspricht. Auf der E3 durfte man dem Meister bei der Arbeit an "Spore" über die Schulter schauen.
Das passiert Will Wright zum ersten Mal. Er ist gerade dabei, einer zweibeinigen Kreatur mit Schnabel und zwei Cartoonaugen am anderen Ende ihres gekrümmten Körpers eine grünschuppige Haut überzuziehen - da geht plötzlich nichts mehr.
"Ich glaube, jetzt habe ich mein eigenes Spiel zum Absturz gebracht", sagt Wright und lacht, "das ist das erste Mal bei dieser Show." Der Sims-Erfinder, einer der wenigen Weltstars der Branche, ist bei der E3 - und er tut dort eine Arbeit, die sonst oft unterbezahlen Testspielern überlassen wird: Er führt ein in der Entwicklung befindliches Computerspiel vor.
"Spore" ist schon einige Zeit in der Entwicklung, und seit Wright im vergangenen Jahr erstmals die Idee und einige erste Spielschritte präsentierte, wächst die Erwartung immens. "Spore" ist eine Evolutionssimulation mit einer bislang ungeahnten Spieltiefe. Man beginnt das Spiel als Einzeller und hat am Ende die Möglichkeit, mit einem Raumschiff durchs All zu fliegen und dort mit anderen Zivilisationen Kontakt aufzunehmen - oder Krieg anzufangen. Diese Zivilisationen - und da zeigt sich, dass Wright seiner Zeit voraus ist - stammen von anderen Spielern.
Jede Evolution, die ein Spieler begleitet und formt, ergibt am Ende Spezies und Kulturen, die wiederum von anderen Spielern besucht werden können. Bei den Sims, erklärt Wright, gebe es Hardcore-Spieler, die unglaublich viel Zeit mit Editoren und den Detailausstattungen von Figuren verbringen. Mit "Spore", sagt er "schlagen wir Kapital aus der Kreativität dieser Hardcore-Spieler". In gewisser Weise ist Wright dabei, das erste kommerzielle Spiel zu schaffen, das ganz auf dem Community-Gedanken basiert, der dem Web-Business im Augenblick neuen Schwung gibt, von MySpace bis zu Mashups.
Um diesen Gedanken unters Volk zu bringen, obwohl "Spore" noch gar nicht fertig ist, sitzt Wright in einem stickigen, abgedunkelten Vorführraum am Messestand von Electronic Arts und führt seine Schöpfung vor, immer wieder, Stunde um Stunde, vor Gruppen von jeweils etwa 30 Personen, die wie gebannt den Worten des Meisters lauschen, ihm beim Zaubern mit dem Mauszeiger zusehen. Draußen an den anderen Ständen auf der E3 wummern Kanonen und Explosionen, drinnen entsteht neues virtuelles Leben.
Der Spieler als "Intelligent Designer"
Mit ein paar Klicks macht Wright aus einem Stück Wirbelsäule besagten Zweibeiner mit einem Skorpionschwanz, der Augen statt eines Stachels trägt, lässt ihn verschiedene Hautmuster anprobieren und entscheidet sich schließlich für ein grünschuppiges Modell mit gelben Streifen. Dann zeigt er, wir die so entstandenen Kreaturen in der Spielwelt herummarschieren, macht sich auf die Suche nach einem Snack, greift ein kleines pinkes Tierchen an, das aber eine äußerst aggressive Verwandtschaft hat, entflieht und schlürft mit der Spielfigur schließlich ein Riesen-Ei aus, das von zebraartigen Kreaturen verteidigt wird.
Die Kreaturen lernen Paarungsrufe, bekommen Stammesrituale, lassen Gebäude und Städte entstehen - und irgendwann wird das erste Ufo gebaut und mit Feuerwerk begrüßt. Wrights Raumschiff fliegt hinaus ins All, setzt ein paar Kreaturen auf einem anderen Planeten ab, wo sie sofort von anderen Geschöpfen verspeist werden, baut eine Raumstation, beeindruckt eine weitere primitive Zivilisation auf einem anderen Planeten mit Feuerwerk. "Die könnten verschieden reagieren", erklärt er. Die Kreaturen auf dem Planeten beginnen zu singen und zu tanzen, "in diesem Fall entschließen sie sich offenbar, mich als Gott zu verehren."
Die Geschöpfe anderer Spieler sollen eines Tages über das Internet auf den eigenen Rechner übertragen werden, ganz automatisch, jedoch ohne dass man wirklich in deren Spielwelt eingreift. Das funktioniert, weil "Spore" auf besonders platzsparenden Programmiertechniken basiert - jedes Geschöpf ist ein eigenes kleines Programm, kein speicherintensiver aber dummer Klumpen Grafik. Spieler, deren Schöpfungen man mag, lassen sich markieren, so dass man sich auch ihre neuesten Kreationen gleich ansehen kann. "Spore" - ein Community-Universum.
In dem stickigen Präsentationsraum stehen ein paar der bizarren Monster, die so entstehen, als Modelle herum: mit Flügeln, Stacheln, Stängel-Augen oder Ringelschwanz. "Die sind aus einem 3D-Drucker", sagt Wright, "wir nehmen einfach die Kreaturen, die irgendjemand gemacht hat, und der druckt sie dann aus, plastisch, wie man sie hier sieht". Das sei, sagt Wright, obwohl er diese Bemerkung heute vermutlich zum zehnten Mal macht, "als ob man in der Zukunft lebt".
Wenn ich das so lese... dann.....

Das Spiel wird wohl revolutionär!!