Sind die Amis noch zu retten? - die Lizenz zum Töten

nasagoal

L20: Enlightened
Thread-Ersteller
Seit
28 Jun 2003
Beiträge
26.616
Lizenz zum Töten?

Der Kongress von Florida hat ein Gesetz beschlossen, das das Recht auf Anwendung tödlicher Gewalt zur Abwehr einer Bedrohung beinhaltet - Kritiker befürchten Wild-West-Zustände
Möglicherweise wird es in Florida bald ein wenig ungemütlicher werden. Sowohl das Repräsentantenhaus als auch der Senat haben ein Gesetz gebilligt, das zum Schutz von Personen und Eigentum den Gebrauch von Gewalt, explizit auch von tödlicher Gewalt, billigt - und zwar überall dort, wo sich jemand bedroht fühlt und einen "vernünftigen Grund" dafür hat, dass für ihn oder eine andere Person die Gefahr des Todes oder schwerer körperlicher Verletzung droht. Um in Kraft zu treten, muss das Gesetz noch von Gouverneur Jeb Bush unterzeichnet werden.

Das Gesetz erweitert das Recht auf Selbstverteidigung, das Bürger Floridas bereits haben, wenn sie auf ihrem Grundstück, in ihrer Wohnung oder in ihrem Wagen angegriffen werden (castle doctrine). Bislang aber hätten sie, wenn sie in der Öffentlichkeit bedroht wurden, zunächst versuchen müssen, der Gefahr zu entgehen, also zu fliehen, bevor sie auf einen Angreifer schießen durften. Jetzt dürfen sie straffrei, "Gewalt mit Gewalt beantworten", wo immer sie sich aufhalten, wenn sie einer rechtmäßigen Tätigkeit nachgehen und sich dort zu Recht aufhalten. Im Senat wurde das Gesetz einstimmig angenommen, im Repräsentantenhaus stimmten 94 Abgeordnete dafür und 20 dagegen.

Der Angegriffene oder auch derjenige, der nur Grund hat, davon auszugehen, dass er oder ein Anderer angegriffen werden könnte oder dass damit die Begehung einer Straftat verhindert wird, darf sich verteidigen und dabei auch straflos den Angreifer töten. Die Polizei darf den Vorfall zwar untersuchen, aber den Täter nur dann festnehmen, wenn es wahrscheinlich ist, dass die Anwendung von Gewalt illegal war. Zudem muss dann die Polizei alle Kosten wie die der Verteidigung oder des Verdienstausfalls übernehmen, wenn der Beschuldigte sich als unschuldig im Sinne des Gesetzes erweisen sollte. Einen Schuldnachweis zu führen, dürfte bei der Formulierung des Gesetzes nicht ganz einfach sein.

Es könnte also durchaus gut sein, sich in Zukunft zur Selbstverteidigung gegen Selbstverteidiger oder diejenigen aufzurüsten, die sich als solche ausgeben, um nicht überraschend und wehrlos zusammen geschossen zu werden. Kritiker fürchten, dass damit eine "Lizenz zum Töten" ausgestellt werde und wieder Zustände wie im Wilden Westen einkehren könnten, weil die Schwelle er Gewaltanwendung sinkt.

Natürlich versichert der Abgeordnete Dennis Baxley, der das Gesetz im Repräsentantenhaus eingebracht hat, dass dies nur der Sicherheit dient. "Leute, es tut mir Leid", sagte er, "aber wenn ich angegriffen werde, sollte ich dazu verpflichtet sein, mich zurückzuziehen. Das aber ist der beste Möglichkeit, einen Schuss in den Rücken zu erhalten." Kriminelle würden es sich hingegen zweimal überlegen, jemanden anzugreifen, wenn die Menschen das eindeutige Recht auf Selbstverteidigung haben. Im Übrigen unterscheide sich das Gesetz nicht wesentlich von den Rechten, die die Bürger in vielen anderen Bundesstaaten haben.

Baxley ist Republikaner und Baptist, er ist zudem ausgerechnet auch noch Besitzer einer Bestattungsfirma. Man muss sich natürlich nicht wundern, dass das Gesetz auch ein Lieblingsprojekt der National Rifle Association in Florida war. So ruft die Waffenlobby denn auch ihre Mitglieder dazu auf, den Gouverneur unter Druck zu setzen, das Gesetz zu unterzeichnen. Für den demokratischen Abgeordneten Irv Slosberg passt das zusammen: "Das Gesetz zielt nur darauf, mehr Gewehre zu verkaufen und möglicherweise Florida in das OK Corral zu verwandeln."

Zumindest erhält man den Eindruck, dass dieses Gesetz nicht nur das Recht auf Notwehr eindeutig regeln will, gegen das niemand sein kann, sondern überdies dem Geist der Vorwärtsverteidigung gehorcht, auf dem auch die Sicherheitsstrategie der Bush-Regierung basiert. Lieber "präemptiv" aus "vernünftigen" Gründen zur Tat schreiten und einen möglichen Angriff abwehren, als erst dann zu handeln, wenn man schon angegriffen wurde. Aber eine solche Einstellung ist nicht nur weltpolitisch, sondern auch zwischenmenschlich höchst riskant - zumal für das Opfer, das sicherheitshalber dran glauben muss. Ein bisschen makaber ist das zudem, nachdem in Florida gerade im Fall von Terri Schiavo ausgerechnet für das unbedingte Recht auf Leben gekämpft wurde.
Quelle: Heise.de

Habe es gerade in den Sat1-Nachrichten gesehen und bin schockiert :oops:
 
Hab das heute in den Nachrichten gesehen. Die spinnen die Amis. Aber wer 5-jährige Mädchen in Handschellen abführt, der erlaubt auch bei "Bedrohung" das Morden... :eek3:
 
Wenn ich schon den Namen JEB BUSH lese, ist alles klar. Da kann ja nichts vernünftiges dabei rauskommen. Kann mal jemand bitte den bescheuerten Bush Clan stürzen, wie damals die Amis, einige Präsidenten in Südamerika.
 
Jack schrieb:
Sorry aber das was die Regierung in den USA betreibt ist Faschismus!
In den USA gibt es keinen Faschismus, da nicht die wesentlichen Merkmale dafür vorhanden sind (bspw. Corporativismus).
 
Ich denke ich muss nicht erneut ausführen, wie kritisch ich den USA gegenüberstehe und wie bedenklich ich deren Demokratieverständnis werte.

Jedoch:

Notwehr ist ein heikles Thema und die Frage was erlaubt ist und was nicht ist regelmäßig vom Gesetz nur unvollständig vorgegeben. Die konkrete Ausgestaltung erfolgt meist wertend durch die Gerichte. Vom Grundansatz her unterscheidet sich der Entwurf der USA nicht von geltendem Recht in Deutschland. Auch hier ist der Notwehr - Todesschuss erlaubt, zum Teil bereits bei Angriffen gegen Eigentum. Selbst wenn keine echte Notehrsituation vorlag ist ein Todesschuss hierzulande schuldfrei und es wird nur wegen fahrlässiger Tötung bestraft, wenn der Verteidiger glaubte in Gefahr zu sein. Selbst ein sog. Notwehrexzess, d.h. eine viel zu starke Verteidigung auf eine zu kleine Gefahr bleibt meist straffrei (nämlich wenn die Grenzen der Notwehr aus Angst, Furcht oder Schrecken verkannt wurden).
Man sieht unser Notwehrrecht geht ausgesprochen weit und es gibt dennoch keinen Missbrauch.

Insofern möchten sich die Amihasser mit Parolen hier etwas zurückhalten. Kritische Äußerungen gegen die USA sind in diesen Zeiten notwendig. Aber wenn jede News zum Anlass genommen wird, "gegen die Amis zu schreien" dann werden seriöse USA Kritiker indirekt diskreditiert.

Gruß
INCAS.


EDIT:
Wen das wie ich finde sehr spannende Thema Notwehr interessiert - hier hatte ich bereits ein wenig erläutert:
NOTWEHR
 
nächstest counterstrike:
Counter Strike Florida
Basierend auf einer realen Geschichte die vor einigen Jahren passiert war...


los,tötet bush,genau wie es bei (leider) kennedy passiert war!
 
Hey cool in Florida kann man demnächst GTA im echten Leben spielen oder was? Und dazu noch mit diesem Sex-Modus ohne ihn freischalten zu müssen. Aber stören tuts die lieben Eltern nicht wenn ihr Kind demnächst erschossen wird wenn es den Ball aus Nachbars Garten holt.
Da ist ja mal wieder Typisch USA :shakehead:
 
So schlimm und anders als in Deutschland ist es wirklich nicht, wie Incas ja schon ausführlich erläutert hat.
Schließlich wird davon ausgegangen, dass wenn man sich gegen einen Angriff (= (grob) Bedrohung eines Rechtsgutes durch einen Menschen) verteidigt immer auch die Rechtsordung schützt. Von daher muss man nicht abwägen ob die Abwehr auch verhältnismäßig ist.
Und unter diesem Gesichtspunkt ist die ganze Geschichte ja auch durchaus verständlich.

@quirl:
Ich weiß zwar nicht wie viel anders das in Amerika läuft als hier, aber ich würde doch meinen dass in so einem Fall wie du ihn schilderst, in dem Großteil aller denkbaren Fälle die Abwehr, bei Gebrauch einer Schusswaffe, nicht erforderlich (Es gibt kein milderes, mindestens ebenso Erfolg versprechendes, Mittel) wäre.
 
Zurück
Top Bottom