Gerade Heavy Rain oder Crysis sind meiner Meinung nach blendende Beispiele dafür, wie man's NICHT machen sollte.
Die Figuren nicht realistisch genug, um sie wirklich für Menschen zu halten (und das würde noch einige Generationen dauern), aber zu realistisch, um sich mit ihnen identifizieren zu können bzw. zu wollen. Klingt paradox? Ist allerdings ein zweifelsfrei nachgewiesenes psychologisches Phänomen, das heutzutage primär in der Kybernetik auffällt. Ein Mensch findet eine gut gemachte Puppe emotional abstoßend. Je unechter die Puppe aussieht, desto stärker fühlt man sich ihr emotional verbunden. Die Akzeptanz ist weit größer, vielleicht weil man etwas in sie hineininterpretieren kann. Eine realistische Puppe wird einfach als "falsch" und "unmenschlich" eingestuft, und kann daher keine Sympathien wecken - eine typische Eigenheit der menschlichen Psyche. Mit den Charakteren aus Shrek, verdammt sogar Biene Maya kann man mitfühlen, aber die technisch Lichtjahre überlegenen Figuren in Spirit Within ließen die Zuschauer schlicht kalt, einer der Hauptgründe für den gnadenlosen Flopp. Den Film haben sich Technophile angesehen, wegen der Technik. Und Square-Fans, die alles mit Freuden schlucken, solange nur Final Fantasy draufsteht.
Für die heulende Tusse in Heavy Rain kann man kein Mitleid empfinden, man ist viel zu sehr damit beschäftigt sich zu fragen, was es ist, das dieses Gesicht unmenschlich macht. Technisch toll, keine Frage - aber man spielt ein Spiel kaum wegen der Technik, sondern wegen der durch das Spiel geweckten Emotionen. Und die einzige emotionelle Reaktion, die Heavy Rain weckt, wird gemeinhin durch ein Achselzucken ausgedrückt - Ratlosigkeit...
Um das zu erklären, das bedeutet nicht, dass man mit mehr Rechenleistung und Shadern und Haumichblau nicht auch tolle, emotional ansprechende Spiele machen kann. Shrek ist da im Bereich Film ein tolles Beispiel. Shrek 2 ist besser gemacht, als Teil 1, sieht besser aus, aber für nachweislich kontraproduktiven Realismus wurde der technologische Fortschritt wohlweislich nicht verschwendet.