Jahresrückblick: 8 Goldene Regeln für die Pietät 2.0
Frühere Generationen gingen, wenn jemand verstarb, noch auf einen Ort namens Friedhof. Dort wurden die Leichen einfach eingebuddelt – ziemlich makaber! Heutzutage gehen im Todesfall natürlich alle nur noch auf Facebook.
2011, ein Jahr, das das digitale Trauern gerade um Personen der Zeitgeschichte noch weiter definiert hat. Hier die wichtigsten Regeln der neuen Pietät:
01 Trauerarbeit benötigt nicht mehr Wochen und Monate – die Halbwertszeit eines Posts (also zwanzig Minuten) reicht mittlerweile völlig.
02 Schnell sein – das frühe Status-Update bekommt die größte Aufmerksamkeit. Stichwort: Early Adopter of Death.
03 Wer einen halben Tag nach der ersten Betroffenheitsflut noch mit seiner halbzeiligen Anteilnahme ankommt, wird meist mehr bedauert als der Tote selbst.
04 Auf irgendein Video des Künstlers im Web verlinken. Keine Angst, muss man nicht mal selbst bis zu Ende gesehen haben.
05 Wer es stimmungsvoller mag: Auf nächstbesten Nachruf verlinken – muss man ebenfalls nicht ganz gelesen haben, um es trotzdem zu quittieren mit: »Genau meine Worte!«
06 Abseitige Tode von beispielsweise hundertjährigen Jazz-Musikern aus Bolivien zu betrauern schärft das eigene Profil.
07 Selbst wenn Ihnen ein verstorbener Promi zeitlebens nichts bedeutet hat, lassen Sie sich von der digitalen Gruppendynamik einfach mitreißen.
08 Vermeiden Sie es, trotz aller Krokodilstränen der zu sein, der sich ob der Flut an Anteilnahme beschwert, dass diese oder jene andere Katastrophe dagegen mal wieder zu wenig Aufmerksamkeit bekommen habe. Gibt nur Ärger.