Killzone
Wertung: 7,8
Grafik:9
Sound:8
Bedienung:7
Gameplay:7
ES IST KRIEG
Der Planet Vekta und die ihn verteidigenden ISA-Divisionen haben es nicht gerade leicht: Erst wird die friedliche Welt von einer zahlenmäßig weit überlegenen Invasionsflotte der hinterhältigen Helghast überrannt und dann fällt auch noch das extra für diesen Fall installierte SD-Verteidigungsnetzwerk aus. Ihr schlüpft in die Rolle von Captain Jan Templar und drei seiner Kameraden um mit Hilfe eines eisernen Willens und erbitterter Gegenwehr die Angreifer aufzuhalten und schließlich doch zu besiegen.
Killzone ist ein klassischer Shooter der alten Schule und versucht sich in Sachen Gameplay an keinen nennenswerten Experimenten. Hier wird mit über zehn verschiedenen Waffen geballert bis der Arzt kommt und kein Helghast in den insgesamt elf Levels mehr übrig ist. Ein so klassisches Gameplay verzichtet aber auch auf die Benutzung jeglicher Fahrzeuge und das Vorkommen anderer Interaktivitäten - lediglich ein paar fest installierte Geschützstellungen dürfen hin und wieder von euch bemannt werden. Ein besonderes Feature des Spiels sind die die vier spielbaren Soldaten: Nachdem ihr im Laufe des Spiels die drei zukünftigen Mitglieder eingesammelt habt, dürft ihr vor jeder Mission zwischen Templar, Luger, Rico oder Hakha wählen. Die vier spielen sich hauptsächlich durch ihre exklusiven Waffen unterschiedlich, außerdem sind manche Levelabschnitte mit alternativen Routen für die jeweiligen Protagonisten gespickt worden. Bei der Wahl eines anderen Helden wird man zwar keinen völlig neuen Level erleben, so manches spielerische Detail trifft man dann aber doch an. Luger ist beispielsweise die schleichende Sniperin und erledigt ihre Feinde mit Vergnügen aus dem Hinterhalt, während Rico mit seiner riesigen Minigun die Feinde sehr direkt und ohne Rücksicht auf Verluste niedermäht. Sollten die vier bei akuter Munitionsarmut auf die von Feinden liegen gelassenen Waffen zurückgreifen müssen, spielen sie sich aber alle identisch - früher oder später legt man sich dann auf einen der vier Recken fest und spielt so bis zum Ende weiter.
Erlösendes Friendly Fire
Auch wenn Killzone über kein waschechtes Teamfeature verfügt, weichen eure drei Kameraden während der Missionen nicht von eurer Seite. Doch gerade dadurch fällt einem sehr schnell die äußerst dämliche KI von Killzone auf: Verbündete Soldaten oder Teammitglieder haben die äußerst nervende Angewohnheit grundsätzlich in der eigenen Schusslinie herumzustehen und unter permanenter Ladehemmung zu leiden. Dann anstelle den Helghast kräftig einzuheizen stehen eure Kumpel meist nur recht dümmlich grinsend in der Gegend herum und warten auf den erlösenden Gnadenschuss, welchen sie wohl früher oder später von euch selbst abbekommen werden. Auf der feindlichen Seite ist die KI zwar etwas mehr als nur unnötiges Beiwerk, kann aber trotzdem in ihrem Verhalten sehr gut vorausgesehen werden. Dennoch haben uns die Helghast gut eingeheizt - nur weil sie nicht die schlauesten sind, heißt das noch lange nicht, dass sie auch leicht zu besiegen wären.
Duck and Cover
Anstelle von abwechslungsreich gestalteten Abschnitten, in denen eine Überraschung die nächste jagt, findet man sich sehr oft in der selben, festgenagelten Situation wieder: Alle paar Meter hat sich eine Truppe Helghast hinter einigen Hindernissen verschanzt und man ist gezwungen jeden einzelnen von ihnen mit dem mehr oder weniger schwammigen Zielsystem auszuschalten. Danach geht es weiter - in den nächsten Raum voller verschanzter Feinde. In Killzone seid ihr also nicht nach dem typischen Rambo-Vorbild unterwegs, sondern solltet etwas vorsichtiger und gezielter vorgehen, da ein direkter Angriff meist in die Hose geht. Im Vergleich zu so manchem Genrekollegen ist dies zwar vorbildlich in Bezug auf den Realismus, jedoch in Sachen Spielspaß auf Dauer etwas ermüdend. Das liegt natürlich auch daran, dass ihr nicht nur ständig vor sehr ähnliche Situationen gestellt werdet, sondern es auch in Sachen Abwechslung nicht sonderlich weit mit Killzone her ist.
Die von einigen Kollegen scharf kritisierten Ruckler in der Grafik sind zwar vorhanden, stören aber in Bezug auf das Gameplay nur kaum. Das Problem ist nämlich weniger die stellenweise miserable Framerate, sondern eher das äußerst lahme und sehr zähe Verhalten eures Soldaten selbst. Der braucht nämlich nicht nur eine halbe Ewigkeit um seine Waffen nachzuladen, sondern schleppt sich auch sonst mehr durch die Gegend als das er läuft. Natürlich lässt sich der gute Mann per Tastendruck auch zum kurzzeitigen Sprint in eine Richtig bewegen, so richtig gut steuern lässt er sich dann aber nicht mehr. Diese zähe Läuferei passt einerseits ganz gut zum ohnehin etwas taktischeren und realismusbetonten Gameplay, sorgt bei actiongewohnten Naturen aber schnell für zeitweilige Langeweile und dank der ewigen Nachladeanimation auch manchmal für Frust.
Prächtige Grafik mit kleinen Macken
Technisch zeigt Killzone an vielen Stellen wirklich Atemberaubendes: Die wohl schönsten Explosionen in einem PS2-Spiel, aber auch traumhafte Nebel- und Regeneffekte machen den Weg durch die abwechslungsreich gestalteten Level zum optischen Genuss. Da darf es an manchen Stellen auch ein bisschen ruckeln, denn jede Mission kann als Wiedergutmachung mit neuen optischen Überraschungen glänzen und bietet zudem Leveldesign auf sehr hohem Niveau. Doch obwohl die Leute von Guerrilla Games anscheinend in Sachen Technik jede Menge Ahnung haben, gibt es auch hier etwas zu meckern: Das verwendete Ragdoll-System ist nämlich alles andere als realistisch, in Killzone dürfte es wohl die meisten Total-Verrenkungen in einem Videospiel überhaupt zu beobachten geben. Auch wenn ihr einmal selbst den Löffel abgebt, ist der Ärger darüber nicht so groß, da man die eigene Spielfigur in solchen Situationen grundsätzlich völlig verknotet am Boden liegend bewundern darf. Manchmal stolpert man sogar über drehende oder zitternde Gliedmaßen am Boden - Killzone ist für mehr Lacher gut als man denkt. Hinzu kommen vollständig fehlende Lippenbewegungen bei Dialogen, allerdings ist dies nur bei deutscher Spracheinstellung der Fall, was wiederum auf massiven Zeitmangel bei der Fertigstellung des Spiels hindeutet.
Die filmähnliche Musik und die hervorragenden deutschen Dialoge können sich dafür wirklich hören lassen. Hier wurde offensichtlich sehr viel Aufwand betrieben und ganz besonders die Waffengeräusche und zahlreichen Explosionen stechen mehr als angenehm aus dem Einheitsgeballere der üblichen Genrevertreter heraus. Auch die Sourround-Effekte kommen sehr gut zur Geltung und in manchen Situationen hatten wir das unheimlich packende Gefühl mitten im Kampfgetümmel zu stehen. Lediglich die übertriebenen Sterbegeräusche der Helghast dürften nicht jedermanns Sache sein, da haben es die Entwickler etwas zu gut mit blutgetränktem Sterbegeröchel gemeint. Verübeln kann man es den finstren Burschen mit den Leuchtaugen nicht, aber sie sterben eindeutig viel zu laut und zu langsam.
Spaßiger Onlinemodus
Ein waschechter Egoshooter muss natürlich auch online gespielt werden können und Sony hat mit Killzone ein weiteres Mal beweisen, dass auch die PS2 in dieser Hinsicht hervorragende Dienste erweisen kann. Die sechs gut durchdachten, allerdings nicht unbedingt innovativen Spielmodi können auf acht verschiedenen Maps mit bis zu 16 Teilnehmern gespielt werden. Auf den Servern war während unserer Tests auch schon jede Menge los, wer also einen actiongeladenen und sehr gut gelungenen Online-Shooter für die PS2 sucht, wird mit Killzone bestens unterhalten.
Positives:
stellenweise bombastische Grafik, sehr gute Waffen- und Kriegsgeräusche, fordernder Schwierigkeitsgrad, stimmige Atmosphäre, sehr guter Onlinemodus, gelungene Lokalisierung, 60Hz Modus
Negatives:
dämliche KI auf beiden Seiten, sehr lineares und abwechslungsarmes Gameplay, keine Interaktivitäten, stellenweise starkes Ruckeln, seltsame Sterbe-Verrenkungen, fehlende Sprachanimationen bei deutschen Dialogen, auf Dauer nervendes Helghast-Geröchel
Fazit:
Wer gerne mal einen Egoshooter spielt, aber mittlerweile die Nase von Weltkriegs- und Vietnamshootern endgültig voll hat, ist bei Killzone genau richtig. Die düsteren und extrem fies aussehenden Weltraum-Nazis der Helghast-Streitmacht sind endlich mal wieder neue und mitunter auch äußerst fordernde Gegner. Die Atmosphäre dieses Spiels stimmt einfach und dank der technisch sehr eindrucksvollen Inszenierung möchte man alleine schon deshalb bis zum Ende spielen. In spielerischer Hinsicht macht Killzone allerdings nur eine sehr durchschnittliche Figur: Wo man bei anderen Genrevertretern mit verschiedensten Vehikeln durch ein abwechslungsreiches Abenteuer düst, sitzt man bei Killzone meist nur hinter wenig interaktiven Kisten und ballert auf die nicht enden wollenden Horden an heranstürmenden Gegnern. Die Umsetzung von packender Action hat man in Videospielen auch schon wesentlich besser hinbekommen. Hinzu kommen die mehr als dämlichen Teamkameraden, welche alles andere als hilfreich sind und sich sogar noch dümmlicher verhalten als die unintelligenten Truppen der Helghast. Der gelungene Onlinemodus und das einfach gestrickte Gameplay haben wiederum auch ihre Reize, weshalb Genrefans durchaus einen genauen Blick wagen können. Killzone ist zwar nicht der versprochene Halo-Killer geworden, dafür aber ein durchschnittlicher Egoshooter mit einer sehr guten Grafik und stimmiger Atmosphäre.
Quelle: GameZone
So und nicht anders ist die bittere Realität. Endlich ein ehrliches Review
