Kommentar: Der lange Atem des Bill Gates
Von Henry Lübberstedt, Hamburg
Wenn sich Sony als Sieger im Konsolen-Krieg ausruft, unterschätzt der Konzern womöglich den langen Atem von Microsoft. Der "Konflikt" hat vielleicht gerade erst begonnen.
Was haben wir gelacht, damals, in den 80ern, als sich die "Software-Klitsche" Microsoft mit ihrer Textverarbeitung "Word" anschickte, den Texte-König "Word-Perfekt" vom Thron zu stossen. Für Aussichtslos hielt man das Unterfangen, die Tabellenkalkulation "Exel" gegen den preisgekrönten Rechenkünstler "Lotus 1-2-3" antreten zu lassen. Das Lachen mag so manchem vergangenen sein. "Word-Perfekt" kennt kaum noch jemand, "1-2-3" gibt es gar nicht mehr.
Bill Gates hat sie alle geschafft und das nicht unbedingt mit besseren Produkten. Vielmehr jedoch mit seinem sehr, sehr langen Atem. Mit scheinbar stoischer Gelassenheit legte Microsoft ungeachtet aller Kritik immer wieder eine neue Versionen seiner Softwareprodukte nach. Auch noch nach fast zwanzig Jahren. Bei den Konsolen könnte sich das wiederholen.
Gelassenheit durch Wissen, Kontakte und Kunden
Sony übt sich in Gelassenheit. Seit gut einem Jahrzehnt im Konsolengeschäft verfügen die Japaner über sehr viel Wissen über den Markt, über noch mehr Kontakte zur Spielebranche und vor allem über die Basis von über 30 Millionen an Spielern der Playstation und ihrem Nachfolger Playstation 2. Doch zu sagen, der Konsolen-Krieg sei gewonnen, hieße zu behaupten, der Markt sei mit den bisher von Sony und Microsoft gewonnenen Kunden ausgeschöpft. Wahrscheinlich ist gerade das Gegenteil der Fall.
Getrieben durch das Internet, die DVD als universelles Speichermedium für Musik und Video und der wachsenden Selbstverständlichkeit elektronischer Unterhaltung stehen die Konsolen erst am Anfang ihrer Verbreitung. Derzeit sind sie - wie der PC - immer noch auf die Gruppe technisch versierter Menschen beschränkt. Da ist noch Platz nach oben und den will Microsoft offenbar einehmen. Nicht umsonst ist die Milliarden-Investition in Online-Spiele auf fünf Jahre angelegt.
Offenbar sind die zwei Mrd. $ auch ein Versprechen, dass auf die X-Box-Version-1 weitere Versionen folgen. Letztendlich wird der gewinnen, der die meisten Spieleentwickler auf sich einschwören konnte. Nur die wenigsten Spielefirmen haben ausreichende Kapazitäten, ihre Titel für zwei Plattformen gleichzeitg zu entwickeln. Zu unterschiedlich sind die Techniken beider Maschinen. Wer sich für eine Seite entschieden hat, dürfte für die andere ausfallen. In fünf Jahren wird dann aufgerechnet.
© 2001 Financial Times Deutschland
Quelle: http://www.ftd.de/tm/hs/1014399121806.html?nv=rs
Von Henry Lübberstedt, Hamburg
Wenn sich Sony als Sieger im Konsolen-Krieg ausruft, unterschätzt der Konzern womöglich den langen Atem von Microsoft. Der "Konflikt" hat vielleicht gerade erst begonnen.
Was haben wir gelacht, damals, in den 80ern, als sich die "Software-Klitsche" Microsoft mit ihrer Textverarbeitung "Word" anschickte, den Texte-König "Word-Perfekt" vom Thron zu stossen. Für Aussichtslos hielt man das Unterfangen, die Tabellenkalkulation "Exel" gegen den preisgekrönten Rechenkünstler "Lotus 1-2-3" antreten zu lassen. Das Lachen mag so manchem vergangenen sein. "Word-Perfekt" kennt kaum noch jemand, "1-2-3" gibt es gar nicht mehr.
Bill Gates hat sie alle geschafft und das nicht unbedingt mit besseren Produkten. Vielmehr jedoch mit seinem sehr, sehr langen Atem. Mit scheinbar stoischer Gelassenheit legte Microsoft ungeachtet aller Kritik immer wieder eine neue Versionen seiner Softwareprodukte nach. Auch noch nach fast zwanzig Jahren. Bei den Konsolen könnte sich das wiederholen.
Gelassenheit durch Wissen, Kontakte und Kunden
Sony übt sich in Gelassenheit. Seit gut einem Jahrzehnt im Konsolengeschäft verfügen die Japaner über sehr viel Wissen über den Markt, über noch mehr Kontakte zur Spielebranche und vor allem über die Basis von über 30 Millionen an Spielern der Playstation und ihrem Nachfolger Playstation 2. Doch zu sagen, der Konsolen-Krieg sei gewonnen, hieße zu behaupten, der Markt sei mit den bisher von Sony und Microsoft gewonnenen Kunden ausgeschöpft. Wahrscheinlich ist gerade das Gegenteil der Fall.
Getrieben durch das Internet, die DVD als universelles Speichermedium für Musik und Video und der wachsenden Selbstverständlichkeit elektronischer Unterhaltung stehen die Konsolen erst am Anfang ihrer Verbreitung. Derzeit sind sie - wie der PC - immer noch auf die Gruppe technisch versierter Menschen beschränkt. Da ist noch Platz nach oben und den will Microsoft offenbar einehmen. Nicht umsonst ist die Milliarden-Investition in Online-Spiele auf fünf Jahre angelegt.
Offenbar sind die zwei Mrd. $ auch ein Versprechen, dass auf die X-Box-Version-1 weitere Versionen folgen. Letztendlich wird der gewinnen, der die meisten Spieleentwickler auf sich einschwören konnte. Nur die wenigsten Spielefirmen haben ausreichende Kapazitäten, ihre Titel für zwei Plattformen gleichzeitg zu entwickeln. Zu unterschiedlich sind die Techniken beider Maschinen. Wer sich für eine Seite entschieden hat, dürfte für die andere ausfallen. In fünf Jahren wird dann aufgerechnet.
© 2001 Financial Times Deutschland
Quelle: http://www.ftd.de/tm/hs/1014399121806.html?nv=rs