Rund ein Jahr nach Kriegsausbruch 1914 brachen die Italiener ihre Neutralität und erklärten Österreich und der Türkei den Krieg. Eine Front zog sich durch die südlichen Alpen und der Kampf um die Alpen und Oberitalien begann.
In dieser Zeit spielt das Buch A Farewell to Arms oder auf deutsch In einem anderen Land von Ernest Hemingway.
Autobiographische Parallelen finden sich in vielen Büchern Hemingways, vor allem auch in seinen Short Stories.
Auch um diesen Roman besser verstehen zu können, sind einige Informationen über seine Biographie hilfreich.
Er wurde 1899 in Oak Park bei Chicago geboren, wo er die Schule besuchte und schon während dieser Zeit bei Zeitungen arbeitete. Nach seinem Abschluss arbeitete er kurz bei kleinen Zeitungen und meldete sich 1918 freiwillig beim Roten Kreuz für den Sanitätseinsatz an die italienische Front.
Dort wurde er in Fossalta verwundet und in ein Mailänder Krankenhaus eingeliefert. Während seines Aufenthaltes im Krankenhaus lernte er Agnes von Kurowsky kennen, eine Krankenschwester. Er verliebte sich in sie, und sie hatten eine Beziehung bis Hemingway zurück in die USA ging.
Er begannt nach seiner Rückkehr seine literarische Laufbahn und erhielt 1954 den Nobelpreis für Literatur. 1961 erschoß er sich nach langen Depressionen und Alkoholproblemen.
Seine Erlebnisse aus dem ersten Weltkrieg verarbeitete er in dem Buch In einem anderen Land.
Hier spielt ein amerikanischer Sanitätsoffizier die Hauptrolle.
Dieser erlebt den erfolglosen und sinnlosen Krieg der Italiener in den südlichen Alpen, wird dort verletzt und verliebt sich in einem Mailänder Krankenhaus in eine Krankenschwester.
Die Zeit im Krankenhaus ist für beide die glücklichste, denn nach seiner Genesung und seiner Rückkehr an die Front erlebt er die Niederlage und den katastrophalen Rückzug von Caporetto. Er muss desertieren und flieht mit seiner Geliebten, die schwanger ist, in die neutrale Schweiz. Doch auch dort finden sie ihr Glück nicht. Bei der Entbindung sterben sowohl das Ungeborene als auch die Mutter und lassen den Offizier mit seinem Schmerz alleine.
Die Handlung des Buches erstreckt sich über einen wesentlich längeren Zeitraum als Hemingway selbst tatsächlich in Italien war. Der Beginn der Geschichte ist etwa 1915/16 einzuordnen. Am Anfang des Romans wird vor allem der Alltag an der Front deutlich. Der Sanitätsoffizier ist zwar nicht selbst aktiv am Fronteinsatz beteiligt, aber durch den Kontakt zu anderen Soldaten und Offizieren erfährt man vom oft großen Leid der Soldaten an der Front, der großen Materialschlacht und so indirekt von der Grausamkeit des Krieges.
Es fällt auf, dass sich die Soldaten nie positiv über den Krieg äußern und auch nicht mit Begeisterung in den Kampf ziehen, wie es die Deutschen vermeintlich taten, sondern von Anfang an gegen den Kriegseinsatz waren. Schließlich kam es nur durch die geschickte Propaganda weniger Kriegsbefürworter zu einer Abstimmung für den Krieg.
Die fehlende Motivation für den Krieg war wohl auch eine Ursache für die geringen Landgewinne.
Den erfolglosen Offensiven fielen zahlreiche Menschen auf beiden Seiten zum Opfer. Die immer instabiler werdende Verteidigungslinie der Italiener brach schließlich bei einer Offensive der Österreicher mit Unterstützung der Deutschen in Caporetto 1917 zusammen. Die Italiener mussten durch den chaotischen Rückzug sowohl enorme Landverluste verzeichnen als auch viele Opfer beklagen. Für diese Niederlage machen einige Patrioten die Kommandanten der Armee verantwortlich und sortieren sie aus dem Zug der Flüchtenden, um sie zu erschießen. Der Sanitätsoffizier kann diesen nur knapp entkommen.
Kurz nach dieser Niederlage endet das Buch von Hemingway, denn für das, was Hemingway wichtig war zu sagen, war der weitere Verlauf des Krieges wohl unerheblich.
Nach Caporetto drohte eine italienische Niederlage, die nur durch das unterstützende Eingreifen der Franzosen und Engländer abgewendet werden konnte.
Die Kriegssituation an der italienischen Front ist der Rahmen für die unglücklich endende Liebesgeschichte zwischen dem Sanitäter und der Krankenschwester. In dieser Rahmenhandlung wird nicht auf politische Hintergründe oder Ursachen des ersten Weltkrieges eingegangen. Kriegshandlungen oder einzelne Kriegssituationen werden nicht ausführlich beschrieben. Man erlebt den Krieg vermittelt durch die Dialoge der Soldaten und Zivilisten und erfährt so viel über ihre Situation und ihre Einstellungen.
Selten beschreibt Hemingway das Aussehen eines Raumes oder einer Person, er konzentriert sich auf das Wesentliche und Fakten.
Anders als in dem Buch Im Westen nichts Neues in dem detaillierte Beschreibungen und lange Monologe die Sinnlosigkeit, Folgen und Grausamkeit des Krieges verdeutlichen, lebt Hemingways Buch von der Kunst des Weglassens und des Indirektsagens. Die trivial wirkenden Gespräche eröffnen einen sehr guten Blick auf den Alltag, die Fragen und Probleme der Soldaten, wenn man bereit ist auch zwischen den Zeilen zu lesen und mitzudenken.
Hemingway rechnet zudem in seinem Roman mit Schlagwörtern patriotischer Begeisterung wie heilig, ruhmreich und Opfer ab und nennt die Begriffe Ehre und Mut obszön.
Er beschreibt keine Helden, sondern beschäftigt sich mit dem Scheitern der Menschen und der Ausweglosigkeit vor dem Tod. Die Hoffnung der Menschen nach Glück und Leben wird enttäuscht durch die Realität und die Erkenntnis dem Tod und dem Schicksal nicht entkommen zu können. Dadurch ist der Roman In einem anderen Land für mich ein Buch gegen den Krieg ohne die genaue, realistische Schilderung der Kriegshandlungen.
Literatur: Ernest Hemingway, A Farewell to Arms; Rowohlt Verlag, Hamburg 1951