Silverhawk
L15: Wise
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Mir geht es im Prinzip nur um einen Punkt. Lassen wir mal ausser Acht, dass man nichts sicher wissen kann und gehen wir von den derzeitigen Erkenntnissen der Wissenschaft aus. Nach denen wird das Handeln des Menschen nach dem Reiz-Reaktions-Modell bestimmt. Aber was hilft uns das? Es ist, wie auch unsere Diskussion, durchaus ein interessantes Thema. Aber welchen praktischen Nutzen könnte man jetzt direkt aus dieser Erkenntnis gewinnen.
Vielleicht sehe ich ja etwas vollkommen falsch, aber gerade diese Erkenntnis macht doch im Prinzip jeden Wunsch nach Veränderung unsinnig (um jetzt mal den Punkt herauszunehmen). Das heisst natürlich nicht, dass man keinen Wunsch nach Veränderung haben darf. Vielmehr, dass alles so wie es ist, eben nur so sein kann. Mal wieder schwer zu beschreiben, aber vielleicht kannst du meinem Gedankengang ja folgen ^^
Die Frage ist also:
Wenn wir keinen Einfluss auf unsere Handlungen nehmen können, wenn wir nur reagieren können, welchen Sinn macht es dann zu diskutieren?
Wozu soll man über den Zustand der Welt reden, über die Kriege, die Ungerechtigkeit und all das Leid?
Wozu soll man den Wunsch haben etwas zu verändern, wenn auch diese Veränderung nur wieder dem alten Muster folgt und demnach gar keine Veränderung ist, sondern nur das alte Spiel mit neuen Regeln und einem anderen Muster?
Ist das die Frage?
Das Gehirn der Tiere folgt auch dem Reiz-Reaktions Prinzip, oder nicht?
Dennoch bringen Tiere die Welt nicht derart in Unordnung wie wir es tun.
Sie kämpfen und töten, sicherlich.
Aber sie vernichten sich nicht zu Millionen oder machen andere Tiere derart nieder, dass diese es vorziehen lieber von einem Hochhaus zu springen, als so weiter zu leben.
Tiere kennen diese Probleme nicht in dieser Form, wie wir Menschen sie haben.
Was ist anderes?
Ich meine, es ist das Denken, dass diesen Unterschied macht.
Das Denken, dass dieses derartige Chaos verursacht.
Es erinnert sich und handelt entsprechend dieser Erinnerung.
Bei Tieren ist das auch so, aber nicht in dieser extremen Form.
Das Denken sucht Sicherheit in seinen Handlungen und versucht seine Umwelt dementsprechend zu gestalten, sie so zu gestalten, dass es sich sicher fühlen kann.
Was es dabei nicht erkennt ist, dass eben dieser Versuch die Welt sicherer zu machen immer in absoluter Unsicherheit endet.
In dem Versuch sicher zu sein, hat der Mensch Nationen gegründet und schützt diese mit Waffengewalt.
Nur ein Beispiel.
Die Frage war, wo liegt der Sinn darüber zu reden, wenn man es nicht ändern kann.
Es ist ein Unterschied ob sich etwas ändert oder ob ich etwas ändere, oder nicht?
Ich kann es nicht ändern.
"Ich" bin das Produkt des denkens und der Erinnerung.
Ich kann nicht wirklich handeln, sondern nur in einem sehr begrenzten Rahmen.
Als hätte man einen Vogel in einen Käfig gesperrt.
Ich kann von einer Stange zur anderen Hüpfen oder meinen Käfig sauber putzen, aber ich kann diesen Käfig nicht verlassen und somit nicht wirklich etwas tun.
Was passiert dann aber, wenn ich nicht mehr Handle?
Du hast es schon angesprochen.
Vielleicht handelt dann etwas anderes.
Etwas, dass nicht dem Denken entspringt und deshalb nicht verwirrt ist, sich aber des Denkens bedient, wenn es nötig ist?
Das ist die eigentliche Frage und deshalb kann es sinnvoll sein darüber zu reden, oder diese Dinge für sich selbst zu betrachten.
Eine Gefahr zu kennen, heißt ihr in rechtem Maße zu begegnen.
Bisher begegnen wir diesen Gefahren nicht in rechtem Maße, wir verschlimmern sie meist nur.
Um diese Dinge jedoch zu erkennen, muss man sich ihrer bewusst sein.
Deswegen denke ich, hat solch ein Reden seinen Sinn.
Es ist nicht alles, aber hat nunmal seinen Platz.
Du fragst, wo der praktische Nutzen liegt.
Aber was meinst du damit?
Und viel wichtiger:
Wer stellt diese Frage?
Wer möchte da schon wieder seinen Vorteil sichern?