- Seit
- 3 Aug 2007
- Beiträge
- 16.906
Ich habe in letzter Zeit eine ausgesprochen interessante Erfahrung gemacht.
Es wird ja recht häufig die Meinung vertreten, das Hobby hätte wenig Innovationen zu bieten, die Grafiksprünge zwischen den Generationen wären immer kleiner und allgemein sei unser Hobby in einer Sackgasse und entwickle sich nicht sinnvoll weiter.
Diesen Eindruck kann ich wahrlich nicht bestätigen. Das merke ich nicht unbedingt daran, dass ich mit aktuellen Spielen beeindruckende Spielerlebnisse bekomme; ich merke es viel stärker daran, wenn ich nach längerer Zeit mal wieder deutlich ältere Titel einlege und in der Vergangenheit schwelge.
Mein Beispiel, das mich dazu verleitet hat, diese Zeilen zu schreiben, ist Red Dead Redemption 2. Ich habe den ersten Teil 2010 auf der Xbox 360 gespielt. Ich erinnere mich an den Marktstart des Titels nur allzu gut denn im Frühjahr 2010 habe ich auf meine Wiedereingliederung in die Bundeswehr gewartet, war arbeitslos und habe ein zweiwöchiges Praktikum im Saturn in Freiburg in der Videospielabteilung absolviert. Ab Dienstag gingen die Anrufe los, ob RDR 1 schon erhältlich sei. Ich hatte von dem Titel noch nie etwas gehört und musste mir erst einmal erklären lassen, worum es sich da handelt. GTA im Wilden Westen reichte aus, um mein Interesse in den Negativbereich zu jagen. Von einem Freund bekam ich es damals ausgeliehen im Tausch mit Fable 2.
Diesen Sommer habe ich den Nachfolger gespielt, RDR 2 auf dem PC. Da es ja bei der Handlung wirklich extrem viele Anspielungen gibt, wollte ich den ersten Teil wegen der Handlung noch einmal spielen. Da ich das Spiel niemals besessen habe und auch keine 360 oder PS3 mehr besitze, habe ich es mir auf der One für 30€ digital gekauft und sofort angeschmissen.
Und was soll ich sagen? Meiner Meinung nach ist Red Dead Redemption 1 wirklich ausgesprochen schlecht gealtert. Damit meine ich explizit nicht die Grafik. Ich weiß, dass das Spiel auf der One X in 4k gerendert wird und dort fast schon den Scharm eines Remasters hat. Ich beziehe mich dabei auf das komplette Wesen des Spiels, das heute nicht nur veraltet, sondern fast schon unfreiwillig komisch wirkt. Speziell im Vergleich zu RDR 2 sieht man, dass innerhalb dieser acht Jahre in quasi allen Bereichen ein gigantischer Fortschritt stattgefunden hat. Das bezieht sich wie gesagt nicht nur auf die Grafik, sondern auch auf Animationen, Gameplay, Dialoge, Qualität der Erzwählweise der Geschichte etc.
Im Besonderen ernüchtert haben mich Inszenierung und Immersion. Das fängt bei so einfachen Dingen an wie den wirklich nicht mehr guten Animationen der Pferde, die einfach unfreiwillig komisch aussehen, wenn sie im Galopp unterwegs sind. Speziell die Ritte in vollem Galopp zum Ziel, während derer sich die Charaktere ganz normal unterhalten und man den Untertiteln folgen und gleichzeitig auf den Weg achten muss, sind vom Komfort her überhaupt nicht gut gelungen. Auch einem entgegenkommende Reiter, die im Vollgalopp an einem vorbeireiten, sind lange nicht so authentisch wie im zweiten Teil. Im zweiten Teil reiten sie langsam und motzen einen an, wenn man ihnen keinen Platz macht, im ersten Teil schießen sie wie auf Schienen an einem vorbei und ziehen im letzten Moment noch auf die Seite, damit es nicht zu einer Kollision kommt.
In einer Mission muss man für den Sheriff von Armadillo einen Verbrecher fangen. Die Mission endet damit, dass man auf den Verbrecher schießt, der Bildschirm wird schwarz und er befindet sich auf dem Rücken des Pferdes vom Sheriff. Der bedankt sich und reitet im Vollsprint über Stock und Stein einen steilen Abhang runter. Hier sieht man deutlich die Fortschritte im Bereich Storytelling und Animationen, die in den letzten acht Jahren gemacht wurden.
Wenn ich heute Red Dead Redemption 1 im Original spiele, kann ich mir nur sehr schwer vorstellen, dass das 2010 quasi das Beste sein soll, was es damals gegeben hat. Aber so war es tatsächlich. Das fällt einem zu dieser Zeit nicht auf, weil man es einfach nicht besser kannte. Aber in einem Rückblick ist es doch sehr interessant zu sehen, was sich seitdem alles verändert und verbessert hat.
Ich erinnere mich z.B. noch sehr, sehr gut an Mass Effect 1 damals 2007. Das dürfte so ziemlich das letzte Spiel meines Lebens gewesen sein, das ich mir nur anhand der Verpackung gekauft habe. Ich hatte absolut keine Ahnung, was mich da erwartet, ich war zur damaligen Zeit hier noch nicht angemeldet, kannte aber ein bis zwei Beiträge, in denen die Grafik der Gesichter angepriesen wurde. Mass Effect war damals eine unglaubliche Erfahrung für mich, da es so viel Wert auf Storytelling legte. Die Fülle an kinoreif inszenierten Zwischensequenzen mit voller Sprachausgabe, drei oder mehr verschiedenen Möglichkeiten zu antworten und dann auch noch eine männliche und weibliche Stimme war damals einfach der helle Wahnsinn für mich. Ich war ja auch vorher nur so Spiele wie Twilight Princess oder Oblivion gewöhnt.
Oblivion war damals auch einer der großartigsten Videospielerfahrungen, die ich jemals gemacht habe. Wohlgemerkt das Vanilla-Oblivion auf der 360. So eine große, weite Welt, in der ich tun und lassen kann, was ich will, in der man frei entscheiden kann, ob man die Haupthandlung macht, sich einer Gilde anschließt oder einfach irgendwelche freien Quests macht, war für mich damals unvorstellbar.
Und wenn man heute auf diese Spiele zurückblickt, sieht man sehr, sehr deutlich, was für große Fortschritte die Spiele doch allgemein machen. Mass Effect war damals der Gipfel des Möglichen, was man an Aufwand für ein Videospiel betreiben kann und The Witcher 3 hat das Ganze nochmal ins so Unendliche gesteigert.
Ich bin auch schon extrem gespannt darauf, wie ich The Witcher in fünf Jahren wahrnehmen werde. Ob es dann immer noch eines der für mich besten Videospiele aller Zeiten sein wird oder ob wir anhand von anderen Spielen dann schon so große Fortschritte in allen Bereichen sehen werden, dass The Witcher 3 acht bis zehn Jahre nach Erscheinen, ebenfalls schon wieder stark veraltet wirkt. Der Grafik von The Witcher 3 sieht man meiner Meinung nach im Vergleich zu bspw. RDR 2 und Assassin's Creed Origins sein Alter heute schon durchaus an.
Die Beispiele lassen sich quasi auf alle Videospiele ausbreiten. CoD MW von 2019 enthält zwei Karten von CoD 4 und der grafische Fortschritt fällt einem dann ganz besonders aus, wenn man nach Wreckfest aus der 2019er-Version mal wieder das Original von 2007 einlegt.
Bei Fifa dasselbe. Jedes Jahr heißt es, dass es immer dasselbe ist und so kleine Fortschritte macht, dass man es fast nicht merkt. Wenn man dann Fifa 20 spielt und direkt danach Fifa 15 einlegt, sieht man sehr wohl, dass da definitiv große Fortschritte gemacht werden. Sie fallen einem nur nicht so stark auf, wenn man es als fließenden Prozess über die Jahre wahrnimmt. Die großen Sprünge fehlen in der Tat. Wenn man 2019 mit 2018 vergleicht, sieht man keine großen Fortschritte aber wenn man 2019 mit 2009 vergleicht, sind sie definitiv vorhanden.
Habt ihr auch schon die Erfahrung gemacht, dass euch ein altes Spiel, das euch damals wahnsinnig gut gefallen hat, Jahre später bei einem neuen Durchgang an mancher Stelle fast schon erschrocken hat, wie altbacken und veraltet es gewirkt hat? Bei mir war es definitiv RDR 1.
Es gibt natürlich auch Beispiele, wo es anders herum ist. Dawn of War 1 gefällt mir bis heute einfach am besten und Heroes of Might and Magic 5 finde ich auch bis heute deutlich besser als die beiden Nachfolger.
Es wird ja recht häufig die Meinung vertreten, das Hobby hätte wenig Innovationen zu bieten, die Grafiksprünge zwischen den Generationen wären immer kleiner und allgemein sei unser Hobby in einer Sackgasse und entwickle sich nicht sinnvoll weiter.
Diesen Eindruck kann ich wahrlich nicht bestätigen. Das merke ich nicht unbedingt daran, dass ich mit aktuellen Spielen beeindruckende Spielerlebnisse bekomme; ich merke es viel stärker daran, wenn ich nach längerer Zeit mal wieder deutlich ältere Titel einlege und in der Vergangenheit schwelge.
Mein Beispiel, das mich dazu verleitet hat, diese Zeilen zu schreiben, ist Red Dead Redemption 2. Ich habe den ersten Teil 2010 auf der Xbox 360 gespielt. Ich erinnere mich an den Marktstart des Titels nur allzu gut denn im Frühjahr 2010 habe ich auf meine Wiedereingliederung in die Bundeswehr gewartet, war arbeitslos und habe ein zweiwöchiges Praktikum im Saturn in Freiburg in der Videospielabteilung absolviert. Ab Dienstag gingen die Anrufe los, ob RDR 1 schon erhältlich sei. Ich hatte von dem Titel noch nie etwas gehört und musste mir erst einmal erklären lassen, worum es sich da handelt. GTA im Wilden Westen reichte aus, um mein Interesse in den Negativbereich zu jagen. Von einem Freund bekam ich es damals ausgeliehen im Tausch mit Fable 2.
Diesen Sommer habe ich den Nachfolger gespielt, RDR 2 auf dem PC. Da es ja bei der Handlung wirklich extrem viele Anspielungen gibt, wollte ich den ersten Teil wegen der Handlung noch einmal spielen. Da ich das Spiel niemals besessen habe und auch keine 360 oder PS3 mehr besitze, habe ich es mir auf der One für 30€ digital gekauft und sofort angeschmissen.
Und was soll ich sagen? Meiner Meinung nach ist Red Dead Redemption 1 wirklich ausgesprochen schlecht gealtert. Damit meine ich explizit nicht die Grafik. Ich weiß, dass das Spiel auf der One X in 4k gerendert wird und dort fast schon den Scharm eines Remasters hat. Ich beziehe mich dabei auf das komplette Wesen des Spiels, das heute nicht nur veraltet, sondern fast schon unfreiwillig komisch wirkt. Speziell im Vergleich zu RDR 2 sieht man, dass innerhalb dieser acht Jahre in quasi allen Bereichen ein gigantischer Fortschritt stattgefunden hat. Das bezieht sich wie gesagt nicht nur auf die Grafik, sondern auch auf Animationen, Gameplay, Dialoge, Qualität der Erzwählweise der Geschichte etc.
Im Besonderen ernüchtert haben mich Inszenierung und Immersion. Das fängt bei so einfachen Dingen an wie den wirklich nicht mehr guten Animationen der Pferde, die einfach unfreiwillig komisch aussehen, wenn sie im Galopp unterwegs sind. Speziell die Ritte in vollem Galopp zum Ziel, während derer sich die Charaktere ganz normal unterhalten und man den Untertiteln folgen und gleichzeitig auf den Weg achten muss, sind vom Komfort her überhaupt nicht gut gelungen. Auch einem entgegenkommende Reiter, die im Vollgalopp an einem vorbeireiten, sind lange nicht so authentisch wie im zweiten Teil. Im zweiten Teil reiten sie langsam und motzen einen an, wenn man ihnen keinen Platz macht, im ersten Teil schießen sie wie auf Schienen an einem vorbei und ziehen im letzten Moment noch auf die Seite, damit es nicht zu einer Kollision kommt.
In einer Mission muss man für den Sheriff von Armadillo einen Verbrecher fangen. Die Mission endet damit, dass man auf den Verbrecher schießt, der Bildschirm wird schwarz und er befindet sich auf dem Rücken des Pferdes vom Sheriff. Der bedankt sich und reitet im Vollsprint über Stock und Stein einen steilen Abhang runter. Hier sieht man deutlich die Fortschritte im Bereich Storytelling und Animationen, die in den letzten acht Jahren gemacht wurden.
Wenn ich heute Red Dead Redemption 1 im Original spiele, kann ich mir nur sehr schwer vorstellen, dass das 2010 quasi das Beste sein soll, was es damals gegeben hat. Aber so war es tatsächlich. Das fällt einem zu dieser Zeit nicht auf, weil man es einfach nicht besser kannte. Aber in einem Rückblick ist es doch sehr interessant zu sehen, was sich seitdem alles verändert und verbessert hat.
Ich erinnere mich z.B. noch sehr, sehr gut an Mass Effect 1 damals 2007. Das dürfte so ziemlich das letzte Spiel meines Lebens gewesen sein, das ich mir nur anhand der Verpackung gekauft habe. Ich hatte absolut keine Ahnung, was mich da erwartet, ich war zur damaligen Zeit hier noch nicht angemeldet, kannte aber ein bis zwei Beiträge, in denen die Grafik der Gesichter angepriesen wurde. Mass Effect war damals eine unglaubliche Erfahrung für mich, da es so viel Wert auf Storytelling legte. Die Fülle an kinoreif inszenierten Zwischensequenzen mit voller Sprachausgabe, drei oder mehr verschiedenen Möglichkeiten zu antworten und dann auch noch eine männliche und weibliche Stimme war damals einfach der helle Wahnsinn für mich. Ich war ja auch vorher nur so Spiele wie Twilight Princess oder Oblivion gewöhnt.
Oblivion war damals auch einer der großartigsten Videospielerfahrungen, die ich jemals gemacht habe. Wohlgemerkt das Vanilla-Oblivion auf der 360. So eine große, weite Welt, in der ich tun und lassen kann, was ich will, in der man frei entscheiden kann, ob man die Haupthandlung macht, sich einer Gilde anschließt oder einfach irgendwelche freien Quests macht, war für mich damals unvorstellbar.
Und wenn man heute auf diese Spiele zurückblickt, sieht man sehr, sehr deutlich, was für große Fortschritte die Spiele doch allgemein machen. Mass Effect war damals der Gipfel des Möglichen, was man an Aufwand für ein Videospiel betreiben kann und The Witcher 3 hat das Ganze nochmal ins so Unendliche gesteigert.
Ich bin auch schon extrem gespannt darauf, wie ich The Witcher in fünf Jahren wahrnehmen werde. Ob es dann immer noch eines der für mich besten Videospiele aller Zeiten sein wird oder ob wir anhand von anderen Spielen dann schon so große Fortschritte in allen Bereichen sehen werden, dass The Witcher 3 acht bis zehn Jahre nach Erscheinen, ebenfalls schon wieder stark veraltet wirkt. Der Grafik von The Witcher 3 sieht man meiner Meinung nach im Vergleich zu bspw. RDR 2 und Assassin's Creed Origins sein Alter heute schon durchaus an.
Die Beispiele lassen sich quasi auf alle Videospiele ausbreiten. CoD MW von 2019 enthält zwei Karten von CoD 4 und der grafische Fortschritt fällt einem dann ganz besonders aus, wenn man nach Wreckfest aus der 2019er-Version mal wieder das Original von 2007 einlegt.
Bei Fifa dasselbe. Jedes Jahr heißt es, dass es immer dasselbe ist und so kleine Fortschritte macht, dass man es fast nicht merkt. Wenn man dann Fifa 20 spielt und direkt danach Fifa 15 einlegt, sieht man sehr wohl, dass da definitiv große Fortschritte gemacht werden. Sie fallen einem nur nicht so stark auf, wenn man es als fließenden Prozess über die Jahre wahrnimmt. Die großen Sprünge fehlen in der Tat. Wenn man 2019 mit 2018 vergleicht, sieht man keine großen Fortschritte aber wenn man 2019 mit 2009 vergleicht, sind sie definitiv vorhanden.
Habt ihr auch schon die Erfahrung gemacht, dass euch ein altes Spiel, das euch damals wahnsinnig gut gefallen hat, Jahre später bei einem neuen Durchgang an mancher Stelle fast schon erschrocken hat, wie altbacken und veraltet es gewirkt hat? Bei mir war es definitiv RDR 1.
Es gibt natürlich auch Beispiele, wo es anders herum ist. Dawn of War 1 gefällt mir bis heute einfach am besten und Heroes of Might and Magic 5 finde ich auch bis heute deutlich besser als die beiden Nachfolger.