+++ 15:45 Nord-Stream-Aus: Moskau sieht Verhältnis zu Berlin "irreparabel beschädigt" +++
Das russische Außenministerium kritisiert die Bundesregierung wegen ihres Vorgehens im Fall der Ostsee-Gaspipeline Nord Stream 2 scharf. "Berlins Entscheidung, das Projekt zu stoppen, wird die russisch-deutschen Beziehungen, die nicht durch unsere Schuld in den vergangenen Jahren alles andere als ungetrübt waren, irreparabel beschädigen", teilt die Sprecherin des Ministeriums in Moskau, Maria Sacharowa, mit. "Die Verantwortung für die Folgen dieser rechtswidrigen Handlungen, die den Ruf Deutschlands als verlässlichem Außenwirtschaftspartner in Frage stellen, liegt ausschließlich auf der deutschen Seite."
Quelle ntv
Glauben die das wirklich was sie sagen?
Ich glaube, Nord Stream ist tot. Ein Tanker ändert nicht leicht seine Richtung, aber wenn er mal einen neuen Kurs eingeschlagen hat, dann ist es auch schwerer, ihn wieder zurück zu ziehen. Wie willst du denn nach dem Februar 2022 der deutschen Bevölkerung noch erklären, dass Gas aus Russland langfristig eine gute Idee ist?
Im Übrigen hat damit Russland nur den Status quo ante wieder, und Putin will eindeutig mehr. Der hat seiner Bevölkerung verkauft, dass sie die Ukraine retten und hat der Welt gezeigt, dass er vor einem Krieg nicht zurückschreckt. Da braucht er Erfolge. Irgend eine Art von Erfolg. Marionettenregime in Kiew oder offizielle Anerkennung der UN von Krim und Donbass. Und nichts davon wäre aktuell mit der Ukraine oder der Weltgemeinschaft zu machen.
Ich sehe aktuell überhaupt keine Alternative, als dass sich dieser Krieg noch Monate lang hinziehen wird, vermutlich dann eben als Widerstandskrieg in einer besetzten Ukraine. Und irgendwann, wenn die russische Armee ausgeblutet ist oder kriegsmüde, dann gibt es von russischer Seite überhaupt nur den Anreiz, Verhandlungen ins Kalkül zu stellen, die irgendwie rund um den Status quo ante diffundieren. Dann stellt sich aber immer noch die Frage, was du mit der Krim und dem Donbass machst, denn eigentlich kann die Weltgemeinschaft eben nicht etwas sanktionieren, was versucht wurde, mit Panzern und Raketen zu realisieren. Du kannst natürlich sagen "Wir machen das, um das Leid des Kriegs zu beenden", aber dann hast du am Ende immer noch das Resultat, dass sich der kriegerische Einsatz eigentlich irgendwie ausgezahlt hat. Und das Signal will eigentlich niemand geben, nicht China, die ihre eigenen Separatistenbewegungen haben, nicht die USA, die Kriege auch immer nur unter dem Deckmantel von Polizeieinsätzen führen. Und Europa schon gar nicht. Und viele andere Länder auch nicht, siehe die Rede von Kenia im Weltsicherheitsrat.
Aktuell fehlt mir komplett die Phantasie, was ein Kompromiss sein könnte, und im Übrigen auch, warum man aktuell überhaupt einem Kompromiss zustimmen sollte. Russland fühlt sich immer noch in der Position der Stärke, außerdem will Putin nicht sein Gesicht verlieren, das wäre innenpolitisch tödlich, und die Ukraine würde sich gedemütigt fühlen, einem Bully nachzugeben, und sich außerdem fragen, was denn passiert, wenn Russland einfach Rinse & Repeat spielt. So düster und zynisch es klingen mag, da muss auf beiden Seiten noch viel Leid passieren, bis da Verhandlungen sinnvolle Ergebnisse erzielen können.