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freut mich ja, dass du da so engagiert bist, auch wenn ich bestimmten forderungen einfahc nicht zustimmen kann
Zu 1.
eine regelstudienzeit ist ein effektives mittel gegen "ewige studenten", die das bildungssystem unnötig viel geld kosten, was den anderen wiederrum schadet... das problem ist hier, dass manche einfach unbedingt studieren wollen, ohne ein ziel oder eine aussicht auf einen abschluss zu haben
meistens liegt das an der herkunft, wenn die eltern akademiker waren, wirkt es wie ein abstieg nicht zu studieren... aber es muss trotzdem auch sowas geben, durchlässigkeit muss auch "nach unten" gegeben sein
deshalb finde ich es sinnvoll, eine gewisse selektion zu betreiben, indem man von den studenten auch leistung fordert
übrigens gab es an meiner ehemaligen schule schon vor dem G8 schnellläufer-klassen, die ein jahr weniger hatten - und die hatten weder burnout, noch waren sie am ende dümmer... effizienz ist eben doch gut
Zu 3.
An den 100 euro liegt es aber nicht, wenn man nebenbei arbeiten muss...und der druck durch einen kredit ist nicht so schlimm, wie ich finde - man sollte eben wirklich studieren wollen
jeder braucht druck um sich weiterzuentwickeln, ich sehe das nicht im widerspruch zur wissenschaft
Zu 4.
auch philosophen werden doch irgendwo gebraucht und arbeiten später... deshalb kann man auch dieses studium mehr an der zukünftigen praxis orientieren - wie ich schon sagte: ein studium muss ein ziel haben
ich sehe schon ein, dass geisteswissenschaften eventuell im nachteil wären, wenn die wirtschaft entscheiden würde - dort werden nun mal ingeneure und keine ägyptologen gebraucht
aber ich finde, hier soll man angebot und nachfrage ruhig wirken lassen - was mehr gebraucht wird sollte auch gefördert werden... ein studium als selbstzweck entzieht anderen nur die mittel
es ist ja nicht so, dass geisteswissenschaften aussterben würden - denn sie werden gebraucht
Zu 5.
Wie ich sagte, eine gewisse selektion muss schon sein, sonst geht das zu lasten der qualität
1.
Nunja... Du würdest somit Menschen wie Goethe mal eben unterstellen, sie wären 'faul' und ein auchsoböser 'Ewigkeitsstudent' :aehja:
Wo liegt darin das Problem, wenn du als Beispiel Philosophie, BWL und dazu noch Physik studieren magst?
Durch ein lang andauerndes und vielfältiges Studium erhältst du menschlich so viel mehr Mehrwert, als durch den Titel (B.A) jemals möglich.
Durch solche Studien bekommt der Mensch erst Einblicke in diverse Probleme und hat meiner Meinung nach, bessere Chancen, flexibel auf Lösungen einzugehen.
G8 ist in Bayern jetzt... naja, ein Novum.
Und ich denke schon, dass diese Menschen nach dem G8 vermutlich keine Lust haben, auf ein schweres Studium.
Und wenn doch, dass sie danach dann erst recht ausgebrannt sind.
(Und seit wann ist jeder Mensch zu dem Alter ein 'Schnelläufer'? Um mal die Metapher weiterzuführen: Was ist mit den Schwimmern? Oder den 'Kugelstoßer-Klassen'?)
Wie gesagt... Die Statistiken hierzu weisen eine Vervierfachung(?) binnen 20 Jahren auf.
Wenn das so weiter geht sind wir eben ein ausgebranntes Volk.
Ich denke nicht, dass wir so weit gekommen sind, weil wir alles unter Druck durchlaufen haben lassen. Es gibt durchaus noch andere Ideale, die man vertreten kann

Allerdings verstehe ich deine Meinung und deine Sorge... Das muss auch noch genauer erläutert werden. (Wobei ich denke, dass es das Recht eines jeden Menschen ist, sein eigenes Tempo zu bestimmen.)
3.
Wie gesagt... Wird auch nur ein(!) Mensch unrettbar benachteiligt, muss das ganze System überdacht werden.
Es ist schlicht und ergreifend nicht möglich, wenn man von einem Menschen, der ein Studium(!) (kennst du noch das alte Ideal oder den alten Begriff von Studium?!) anstrebt, erwarten mag, dass er nebenbei noch 20-30 Stunden in der Woche arbeitet.
(Und derjenige mit reichem Elternhaus eben nicht?)
Was du hier unter 'Druck ist gut' katalogisierst, ist der Aufstieg sogenannter 'Fachidioten', die nicht über den Tellerrand schauen wollen und die, wenn es um die Wirtschaft geht, fast schon religiöse Züge annehmen.
Warum ist Druck denn gut? Weil die Wirtschaft (Wer ist das überhaupt? Kann ich mit dieser 'Wirtschaft' mal ein konstruktives Gespräch führen?) es so sagt?
Müssen wir uns hier im Lande einem Begriff in jedem Lebensbereich unterwerfen, ohne das zu hinterfragen? (vgl. Begriff 'Gott' zu Zeiten des Absolutismus)
In der Politik wird gesagt 'Aber wir müssen die Wirtschaft retten!" und was passiert?
Für die Wirtschaft werden Zehntausende von Menschen entlassen, Woche für Woche.
Ich finde, wir sollten zu Teilen (imho sogar in der Gänze) aufhören, uns unterzuordnen.
Wir *haben* doch die Beweise klar zur Hand gerade, dass ein Fokus auf die Wirtschaft oder ein übervolles Vertrauen an die Wirtschaft absolut nicht vertretbar ist, oder?
Die Wirtschaft wird gar nichts richten, sie richtet schlicht und ergreifend über uns Menschen.
Und das will ich so nicht mehr mit ansehen müssen.
Was bist du? Arbeitskraft? Eine Investition in die Zukunft?
Oder doch eher ein 'Mensch'?
Es ist bezeichnend, dass in der Wirtschaft der Begriff 'Mensch' einfach nicht mehr vorkommt. Das ist der Kern dieser Ideologie.
4.
Wie gesagt... Deutschland hatte das System mehr als 30 Jahre lang (zwar nicht perfekt, aber durchaus noch sehr viel freier, als das, was sie uns heute schlucken lassen) und ist auch nur dadurch in diese Spitzenposition gelangt.
Hier mal eine Begriffserklärung:
Studium 'ohne Ziel' = Bildung
Studium 'mit Ziel' = Ausbildung
Für die Sache, die du ansprichst, haben wir Fachhochschulen oder Dergleichen. (Und selbst denen geht es absolut nicht gut. Und ich kehre gerade stark über einen Kamm, sorry. Auch Fachhochschulen sind keine Aus(!)bildungsstätten).
Was 'gebraucht' wird, kann man in 3 Jahren nicht sagen und ja, ein Studium dauert heuer 3 Jahre oder mehr.
Vor 3 Jahren (oder eigentlich immer) sagte man 'Man brauche Ingenieure'.
Und was ist heute? Ist heute die Nachfrage-Lage nicht am Boden?
Wer sein Studium an 'der Zukunft' ausrichtet, ist im Endeffekt selber Schuld.
Und da braucht sich der Mensch und die Institution Universität keinem Druck auszusetzen.
Insbesondere, da es für diesen Druck keine Erklärung gibt!
Überhaupt:
Stell' dir mal vor, wie das bei B.A Kunst oder B.A Musik so abläuft.
Sind das 'zielgerichtete' Studien? Haben die Menschen, die jetzt in dieses Korsett gezwängt werden, überhaupt noch eine Chance zu einer Teilnahme an der Kultur?
Es ist auch ganz lustig... In Bayern wurde das eingeführt, über das Knie gebrochen einfach für alle Studiengänge (ohne irgendwelche Unterscheidungen) bis auf diejenigen, wo es irgendwie gar nicht ging.
Jura, zum Beispiel

Da frage ich mich, warum haben die Leute für Jura die Ausnahme gemacht?
Hatten sie da nicht schon den Blick dafür, dass diese Bologna-Reform eben nicht für jedes Studium geeignet ist?
Warum sollte es dann ein B.A Germanistik geben?
Allein, dass Jura hiervon ausgenommen werden kann und wird, macht den Sinn von Bologna hinfällig. So, wie es jetzt ist, darf es weiterhin einfach nicht sein.
@ Gaijin:
Du musst ja nicht mitstreiken :aehja:
Außer, es ist ein Generalstreik... Aber das hat z.B Augsburg noch nicht hinbekommen.
@ News:
Das internationale Plenum von Freitag bis Sonntag war... ein Erfolg, schlussendlich

Es sind Menschen aus mehr als 40 Unis angereist, aus verschiedenen Ländern, um eine gemeinsame Richtung zu finden.
Nunja... Diese Richtung wurde gefunden, allerdings nicht in dem Umfang, wie es manche erhofft hatten (ein Forderungskatalog an die EU).
Klar ist, dass wir aus aller Welt Rückendeckung haben.
Es erklären sich extrem viele Menschen und Gruppierungen mit uns solidarisch und umgekehrt.
Fakt ist aber, dass wir erst am Anfang stehen. Und dass wir erst in einer gemeinsamen Bewegung mit allen Menschen etwas Großes ändern können.
Hierzu haben wir Ideen und Pläne ausgetauscht und uns vernetzt!
Und wir sind uns alle einig:
Die Zukunft liegt in der Vernetzung. Und diese Vernetzung hat eben einen zaghaften Anfang genommen.
Ich glaube, dass die Bewegung alsbald sehr groß sein wird. Wenn wir unsere Schritte weiterhin tun.
Ich persönlich muss sagen:
Die Form der Demokratie, die Basisdemokratie in Form der Plena, ist für mich inzwischen sehr viel besser, als die repräsentative Form, die wir gerade haben.
Wir erlernen gerade das Sprechen.
Wir schütteln den Staub der Entpolitisierung ab und es sind schwere Lektionen, die wir erlernen müssen, wir machen viele Fehler.
Aber am Ende wird sich das System hoffentlich zu Gunsten eines jeden einzelnen Menschen ändern können.
So, das mal wieder etwas länger :aehja:
Ich hoffe, ich kann mich in Zukunft kürzer halten.