"Da Israel Gaza durch die Besetzung langfristig besiedeln und annektieren will..." das wollen sicher einige rechte Kräfte im Land, aber ob das das tatsächliche Ziel der Handlungen ist...kann man glauben wenn man unbedingt will...aber ja, auch ich lehne das ab, auch wenn diese keine Bedeutung hat...
Man wäre naiv zu glauben, die aktuelle Regierung wolle das nicht - oder habe ich mir die Berichte und Leaks zu Umsiedlungsplänen der Palästinenser nur eingebildet?
Der Ruf nach ethnischer Säuberung in Gaza scheint auch Mainstream in Israel.
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www.haaretz.com
„Einige rechte Kräfte“.
Kritik und Vorwürfe sind erstmal nur das. Prüfen, feststellen und urteilen müssen Gerichte.
Ich habe das im Kontext von Gaza ziemlich oft gelesen und es klingt auf den ersten Blick vernünftig - aber damit wird oft suggeriert, die Vorwürfe seien komplett hanebüchen, realitätsfern und propagandistisch. Die Aussage wird also genutzt, um berechtigte Kritik und öffentliche Diskussionen zu entwerten.
Gesellschaftliche, journalistische und wissenschaftliche Kritik ist zwar kein Gerichtsurteil, dürfen aber im Rahmen der demokratischen Meinungsfreiheit natürlich geäußert werden. Gravierende Menschenrechtsverletzungen dürfen, nein sollen sogar verurteilt werden, ohne dass es Gerichte bedarf.
Also ja, es bleibt abzuwarten, wie Gerichte urteilen werden. Nein, diese Aussage soll nicht dazu genutzt werden, Vorwürfe pauschal abzublocken, Verantwortung aufzuschieben oder Kritiker zum Schweigen zu bringen. Insbesondere dann nicht, wenn Gerichtsverfahren Jahre dauern können und Gerichte von politischen Akteuren von außen sabotiert und sanktioniert werden.
Viel zu oft werden einfach nur Propaganda Informationen der Hamas als Grundlage genommen. Oft wird nur einseitig geschaut. Das Leid der Menschen in Gaza ist schlimm und muss enden, aber gleichwohl muss das Problem mit den Geiseln und der Hamas gelöst werden.
Richtig, unreflektierte Hamaspropaganda ist ein Problem. Ebenso unkritisch übernommene Propaganda und Narrative der israelischen Regierung. Ich bin sicher, das wolltest du noch erwähnen vor dem Satz „Oft wird nur einseitig geschaut“.
Jedenfalls ist das „Problem mit den Geiseln“ selbst für die israelische Regierung keine oberste Priorität mehr.
Ich schaue nicht weg, ich sehe das nur wesentlich differenzierter als du oder Free Palestine Schreier, ich sehe die Problem in Israels Politik und Vorgehen und die rechten Hardliner (einige mag man auch Faschisten nenen wenn man meint, die Regierung Israels selbst ist jedenfalls aber keine faschistische...).
Ich glaube dir sogar, dass du das differenziert betrachten willst. Ich merke jedoch, dass da offenkundig viele Wissenslücken vorhanden sind, um ein gesamtheitliches Urteil bilden zu können. Das ist jetzt keine Schande, sofern man das nicht einfach hinnimmt und sich täglich auch zum Konflikt informiert.
Ich sehe aber auch die Probleme, die zu den Handlungen Israels führen und halt Israel nicht für einen der größten Verbrecherstaaten sondern einen, der Versucht sein Volk mit harten Mitteln zu schützen.
„Harte Mittel“ klingt recht euphemistisch. Man sollte mit einer differenzierten Haltung schon die richtige Sprache finden für das, was dort geschieht.
Am Ende ist es eben, wie schon gesagt,unglaublich komplex und Israel als den bösen Verbrecherstaat zu sehen ist für manche eben einfacher...
Israel macht es einen aber auch sehr einfach. Vielleicht sollte man dort anknüpfen.
Jedenfalls muss man dieses „unglaublich komplexe“ einmal richtigstellen. Was ist hier komplex?
Der geschichtliche Hintergrund des Konflikts sowie Ursachen und Wirkungen, geopolitische Dimensionen, Parteien, Staaten und Ereignisse? Das zu durchblicken und zu werten ist durchaus komplex.
Israels tägliche Massaker in Gaza? Die Antwort darauf ist nicht komplex, sondern recht einfach. Es gibt nur abseits von dem agendagetriebenen Milieu manche Menschen, die machen sich ein moralisches Dilemma vor und sind dann kognitiv überfordert, als wäre das ein ethisches Rätsel, was dort geschieht.
Wer an Demokratie und humanitäre Werte glaubt, kann schwer ertragen, dass ein demokratischer Staat systematisch ziviles Leid wie systematische Bombardierung, kollektive Bestrafung, Vertreibung und Massaker verursacht. Erst recht, wenn der demokratische Staat von Juden regiert und dominiert wird. Also wird das ganze als „zu komplex“ ettiketiert. Komplexität wird dann als Ausrede genutzt, nicht handeln oder urteilen zu müssen, obwohl es recht eindeutig ist, was dort geschieht (sofern man sich ausreichend informiert).
Kurzgesagt, diese Komplexitätsfloskel in Bezug zu Gaza ist ein Ausdruck moralischer Erschöpfung und ein einziges Feigenblatt. Lass dir das gesagt sein von jemanden, der die historische Komplexität durchblickt von der Idee des Zionismus über dem britischen Mandat und den arabisch-israelischen Kriegen bis hin zum 7. Oktober und sich praktisch jeden Tag zu diesem Krieg informiert.