Mir ist in den letzten Jahren aufgefallen, dass sich durch soziale Medien immer mehr kontrastierende „Wahrheiten“ herausbilden. Früher gab es zwar auch unterschiedliche Meinungen, aber bei vielen geschichtlichen oder gesellschaftlichen Themen schien es eine weitgehend anerkannte Realität zu geben.
Früher waren Medien asymmetrisch und durch Staat und wenige Medienkonzerne gesteuert.
Es gab eine überschaubare Anzahl an Akteuren mit entsprechenden rechtlichen und finanziellen Abhängigkeiten, so dass zentrale Narrative mit etwas Aufwand künstlich hergestellt werden konnten und mangels Alternativen haben die meisten das eine übernommen.
Mit den Internet hat sich der Informationsfluss demokratisiert und entzieht sich kompletter zentraler Kontrolle, so dass ein zentrales narrativ nicht mehr hergestellt werden kann und auch viele blinde Flecken und Fehler im zentralen narrativ offensichtlich geworden sind.
Der andere Punkt ist wohl der, dass die politische Situation heutzutage auch sehr viel instsabiler ist als vor einigen Jahrzehnten und das narrativ natürlich viel stärker gegen wachsende reale Probleme ankämpfen muss.
Heute hingegen sieht man oft komplett gegensätzliche Narrative – je nachdem, in welcher „Blase“ man sich bewegt.
Nun ein simples Beispiel wäre, eine blase sagt die Wahrheit, die andere glaubt/verteidigt die Unwahrheit.
Manche Ereignisse, die noch vor wenigen Jahren als historisch gesichert galten, werden heute plötzlich infrage gestellt oder völlig neu interpretiert.
Du meinst den teilweisen geschichtsrevisionismus um z.b. aus Interpretationen der Vergangenheit Forderungen in der Gegenwart abzuleiten?
ja das passiert natürlich häufig.
ich würde generell einfach die Erbschuld ablehnen wo jemand irgendwelche Forderungen an Leute stellt , für Dinge die gemacht wurden, als sie noch gar nicht volljährig waren. Dann sind solche selektiven Interpretationen irrelevant.
Dabei stellt sich mir die Frage: Was ist überhaupt noch Wahrheit? Gibt es eine objektive Wahrheit, oder ist Wahrheit immer subjektiv und von Perspektive und Kontext abhängig ?
Es gibt eine objektive Wahrheit, die Frage ist wie nah wir an dieser dran sind.
Grundsätzlich würde ich sagen dass die Wahrheit natürlich besser ist.
je näher eine Gesellschaft an der Wahrheit operiert, desto besser funktioniert sie.
Probleme können effizienter gelöst werden oder verhindert werden bevor sie auftreten.
Die Lüge hingegen, muss ständig und ununterbrochen gegen die Realität und die Interessen der meisten Mitmenschen anarbeiten. Und das ist auf Dauer unglaublich ineffizient und aufwendig und wird auch zwangsweise immer schlimmer, während sich Probleme anhäufen die nicht optimal gelöst werden können.
Und dauerhaft können auch nur wenige Menschen über Jahre ständig lügen und manipulieren.
Entweder verliert man irgendwann tatsächlich den Bezug zur Realität und Rationalität oder aber man ist ein Psychopath dem Wahrheit vollkommen egal ist und der Sprache als Werkzeug ansieht mit denen man andere dazu bringt dieses und jenes zu tun.
Solche Menschen denken aber für gewöhnlich nicht in langen zeithorizonten.
wenn man gehässig ist, könnte man sagen sie haben nicht einmal Empathie für sich selbst in der Zukunft
Wie seht ihr das ? Hat sich eure Wahrnehmung von „Wahrheit“ durch soziale Medien verändert ?
eeich denke ich und wir als Gesellschaft sind insgesamt näher an der Wahrheit dran als vorher.
Findet ihr diese Entwicklung gefährlich ?
Ich finde sie nicht gefährlich.
Die Leute die vertrauen bei den Leuten verloren haben und deren Korruption bekannter geworden sind halten es für gefährlich.
Im Gegenteil, ich finde die Bestrebungen die Medien wieder stärker zensieren und redefreiheit einschränken zu wollen für viel gefährlicher.
Wie sieht es in 20-30 Jahren aus, verlieren wir durch diese immer stärkere „Wahrheitsdiversität“ jegliches Verständnis für eine objektive Sicht auf Dinge, wie zum Beispiel geschichtliche Details ?
Im Gegenteil, wir gewinnen in Summe mehr Wahrheit durch die Diversität hinzu.