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Medien und Videospiele : Es geht auch anders
Was mussten Videospieler in der letzten Zeit an unberechtigter Kritik, haltlosen Vorurteilen und verdrehter Tatsachen alles hinnehmen? Nachdem am Erfurter Gymnasium im April 2002 17 Menschen ihr Leben durch den Amoklauf eines Schülers verloren, waren plötzlich alle Fans von Videospielen potenzielle Gefahrenquellen. Insbesondere Fans von Onlineshootern wie Counterstrike rückten mit einem Mal ins Visier des Jugendschutzes. Im April 2003 wurde in Folge dessen ein neues Jugendschutzgesetz in verabschiedet, dass minderjährige von gewaltverherrlichenden Spielen und Filmen fernhalten soll. Wer bis vor einiger Zeit noch dachte, dass es damit erstmal erledigt sei, der sollte sich schwer täuschen. Mittlerweile haben vor allem die Medien und Politiker Videospiele als Sündenbock wieder entdeckt. Insbesondere das ZDF Magazin Frontal21 bewies eindrucksvoll, wie man eine Gruppe wie Videospieler absichtlich ins schlechte Licht rücken kann ohne auch nur ein kleines Fünkchen Fachkompetenz zu besitzen. Denn um eine objektive Berichterstattung ging es hier in keinster Weise. Zum teil dachte man als Videospielfan, dass es sich hierbei nur um einen schlechten Scherz handelte. Neben den Medien klinkten sich auch Politiker in diese Diskussion ein. Aber auch hier erwartet man leider vergebens eine objektive Sicht der Dinge. Insbesondere der bayerische Innenminister Beckstein (CSU) und sein brandenburgischer Amtskollege Jörg Schönbohm (CDU) schoßen mit Vorschlägen wie Herstellungsverboten oder ähnlichem den Vogel ab.
Vor kurzem gab es aber mal was erfreuliches, denn Markus Beckedahl, der Koordinator für Medienpolitik der grünen Jugend beweist, dass es auch bei Politikern anders gehen kann. Mit seinen 27 Jahren ist immer noch ein versierter Videospieler und sprach in einem Interview über die momentane Situation der Spieler und dem Verhalten der Medien und Politiker.Insbesondere Beckstein und Schönborm bekamen ihr Fett weg, denn Beckedahl ist davon überzeugt, dass es bei den zwei Innenministern nicht immer um das Thema Videospiele und den Schutz der Jugend geht. Viel mehr denkt er, dass diese beiden sich einfach nur profilieren wollen, wie es bei Innenministern halt so üblich sei. Die Bewertung des beliebten Hobbys Videospiele erfolgte bei beiden auf Grund einiger Bilder des mehr als inkompetenten Magazins Frontal 21. Erschreckend ist hierbei nicht nur die Tatsache, dass Menschen die einen solch hohen Rang inne haben sich eigentlich besser informieren müssten. Nein, zum Teil sind die Forderungen unserer Politiker auch noch Widersprüche in sich. Wie kann man es sich sonst erklären, dass Onlineshooter wie Counter Strike verboten werden sollen, wenn aber im Gegenzug Schützenvereine gefördert werden? Für Beckedahl sind die sogenannten Esports-Clans eine digitale Version der Schützenvereine, die zudem mit eigenen sozialen Formen daher kommen. Insbesondere kritisierte er die Doppelmoral bei diesem Thema. Auf der einen Seite haben Schützenvereine vor allem in Bayern eine grosse Tradition, aber ihre virtuellen Pendants sollen verboten werden. Beide Seiten sind weder böse noch potenzielle Amokläufer.
Das war aber nicht der einzige Fall von Doppelmoral der in diesem Interview angesprochen wurde. Die deutsche Regierung schreit regelmäßig nach innovativen Firmen, denunziert im Gegenzug aber die deutsche Videospielindustrie. Eine Tatsache die Beckedahl in keinster Weise nachvollziehen kann, denn er ist der Meinung das man Videospiele einfach fördern sollte, damit sie irgendwann einmal ähnlich angesehen werden wie es zum Beispiel in Südkorea der Fall ist. Dort werden Esportler akzeptiert und auch die Videospielbranche ist dort recht angesehen.Leider hat dieser Vorschlag auch einen Haken, denn im gleichen Atemzug sprach er sich für eine Sonderabgabe bei Videospielen aus, mit denen die deutsche Videospielbranche gefördert werden soll.
Im Verlaufe dieses Themas wurde auch die Politikverdroßenheit der heutigen Jugend und der Generationenkonflikt angesprochen. Da Leute wie Beckstein eher zur Elterngeneration oder Großelterngeneration gehören sei es kein Wunder, dass man kein Verständnis für die neuen Interessen der heutigen Jugend habe. Die meißten älteren Politiker haben seiner Ansicht nach so wenig Ahnung von Computern, dass sie schon stolz sind wenn ihre Sekretärin erfolgreich eine Email verschickt hat. Da Beckedahl wie schon erwähnt selber begeisterter Spieler ist zeigt er sich aber zuversichtlich, dass die heranwachsende Politikergeneration mit dem Thema Videospiele entsprechend umzugehen weiß.
Desweiteren kam wieder die obligatorische Frage auf: "Warum ist immer die Unterhaltungsindustrie in Form von Filmen und Spielen an Amokläufen und Gewalt schuld?" Hier musste Beckedahl erst einmal lachen und wies scherzhaft darauf hin, dass man Marilyn Manson vergessen habe. Als er wieder ernst wurde sagte er, dass die Leute einfach nur einen Sündenbock brauchen. Ohne sich großartig Gedanken zu machen seien es eben die Computerspiele. Da man anscheinend nicht fähig ist hier differenzierte Auseinandersetzungen zu führen, macht man es sich leicht und nimmt einfach das naheliegenste.
Zum Abschluß des Interviews wurde Beckedahl noch gefragt wieso Videospiele bei uns nicht ähnlich gefördert werden, wie es zum Beispiel in Frankreich der Fall ist. Während der französische Präsident Jaques Chirac vor kurzem sogar ein Studio des französischen Entwicklers UbiSoft in China besucht hat, scheint der deutsche Bundeskanzler Gerhard Schröder das Wort "Videospiele" nicht einmal zu kennen. Hier entgegnete Beckedahl, dass in Deutschland nur Sachen wie Opern oder Theater als Kultur gewertet werden, während die Franzosen in Bezug auf games eine ganz andere Mentalität haben. Das entspricht eben dem denken der alten Macht in Deutschland.
Damit will ich den Thread eröffnen, indem es allgemein über Videospiele geht. Wie sich Videospiele auswirken, welche Werte sie vermitteln, was für Auswirkungen sie haben usw.
Schreibt welche Vor- und Nachteile Videospiele mit sich bringen können.
Schreibt was ihr denkt.