Crash schrieb:
Ich finds erschreckend
Hm, ich glaube, wir machen es uns zu einfach, wenn wir jetzt mit dem Finger auf den Osten zeigen. Vielmehr zeigt das doch, daß den Leuten etwas fehlt, ein soziales Gefüge, in dem sie sich aufgehoben fühlen. Daß nun ausgerechnet der braune Sumpf als Bewässerungsanlage für isolierte gesellschaftliche Gruppierungen, Kleinfamilien oder Individuen herhalten muß, ist nur generell ein Armutszeugnis dafür, was in dieser Gesellschaft teilweise verkehrt läuft.
Sicher entschuldigt das nicht die Ignoranz solcher Leute, denen selbst bei den hohlsten rassistischen und diskriminierenden Parolen kein Gefühl von Ekel aufkommt und diese billigend in Kauf nehmen. Das widert natürlich extrem an.
Jedenfalls brauchen wir uns nicht darüber zu wundern, daß sich der braune Sumpf im Osten ungeniert ausweitet, wenn wir die Ostdeutschen mit all ihren wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Problemen verkümmern lassen.
Die deutsche Gesellschaft scheint mittlerweile so marode und orientierungslos, daß sie keine vernünftigen Antworten auf ihre Probleme weiß. Da braucht sich der Westen, Norden und Süden Deutschlands gar nicht auszuklammern, hier äußern sich die gesellschaftlichen Probleme nur in einer etwas anderen Form.
Ich kann mich aber auch nicht daran erinnern, daß die Politik in dieser Hinsicht etwas getan hätte. Der Politik geht es um Bildung, um Arbeitsplätze, um das Gesundheitswesen - halt um alles, was Geld kostet.
Immer nur habe ich den Eindruck, als ginge es der Politik um die Frage der Finanzierung: wie bezahlen wir dies und das, wie schaffen wir Arbeitsplätze, damit wir nicht mehr länger Arbeitslose bezahlen müssen - irgendwie wird der Staat nur noch wie eine Bank verwaltet, seine Bürger wie Geldscheine behandelt: wieviel kostet ein Rentner, wieviel ein Kind, wieviel ein Kranker oder Behinderter usw.
Machen wir uns nichts vor, unsere Gesellschaft funktioniert im Prinzip noch auf ökonomischer Ebene. Die soziale Ebene wird gegenüber der ökonomischen in den Hintergrund gedrängt.
Ich sagte, unsere Gesellschaft funktioniert noch auf ökonomischer Ebene? Nein, nicht einmal da geht mehr was, selbst, wenn die Politik den Staat nur noch auf ökonomischer Basis verwaltet, ist sie damit maßlos überfordert und Deutschland nur noch ein einziger Schuldenberg. Aber Geld sollte nicht das Problem sein; leider ist die Politik schon so kleinkariert und in ihrem System befangen, daß sie nicht mehr über diese ökonomische Seite hinaussieht. Es ist wie mit einem Wanderer, der noch im Tal herumirrt und Groß von Klein nicht zu unterscheiden weiß, anstatt daß er einmal auf die Bergspitze hinaufklettert, um das Ganze zu übersehen.
Diese Leute mit Weitsicht fehlen uns heute, oder sie schaffen es einfach nicht an die Schalthebel der Macht. Dabei bedarf es nur kleiner Änderungen am politischen System, um die Bürger aus ihrer Lethargie zu befreien. Eine direkte Demokratie wäre meiner Ansicht ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung.