Die Pentium4-Offensive

Lord Hectic

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Die Pentium-4-Offensive


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Der Preisverfall des P4.


Intel drückt seine Prozessoren in den Markt
Der Weltmarktführer bei den Halbleiterchips macht nach wie vor den Löwenanteil seines Umsatzes mit Prozessoren. Doch der allgemein schwache PC-Markt und die unliebsame AMD-Konkurrenz im Besonderen nagen an den Profiten aus dem CPU-Geschäft. Intel ist deshalb wild entschlossen, den Pentium 4 zum Erfolg zu führen und setzt alles auf diese Karte.

Mit einer massiven Preisoffensive versucht Intel, endlich größere Stückzahlen des vor etwa neun Monaten eingeführten Pentium-4-Prozessors zu verkaufen. Innerhalb von wenig mehr als einem Vierteljahr senkte das Unternehmen die Verkaufspreise für die 1,5-GHz-Version um fast 75 Prozent, allein Ende August strich Intel die Listenpreise für Großkunden gut auf die Hälfte zusammen. Als flankierende Maßnahmen bringt der Chipgigant einen neuen Pentium-4-Chipsatz auf den Markt, der nur das Ziel hat, noch niedrigere Systempreise zu ermöglichen. Wie unser Test ab Seite 184 zeigt, ist der i845 alias Brookdale in vielen Bereichen deutlich langsamer als sein Vorgänger i850 - und dennoch wird er der Schlüssel zum Pentium-4-Erfolg sein.

Preisverfall extrem: Der Pentium 4 1,5 GHz kostet nach einem Dreivierteljahr weniger als ein Sechstel seines Einführungspreises.


Der im November letzten Jahres eingeführte Pentium 4 brachte bislang nicht die von Intel erhoffte Trendwende in dem Markt, der nach vorläufigen Schätzungen in diesem Jahr mehr als 140 Millionen x86-Prozessoren aufnehmen soll. Der schnelle, von AMD im Sommer 1999 herausgebrachte Athlon hatte viel Zeit, die vergleichsweise lahmen Pentium-III-Systeme aus den Regalen der Einzelhändler zu verdrängen. Im ‘Consumer’-Marktsegment der Heim-Computer wuchs der AMD-Marktanteil im ersten Quartal 2001 in Europa auf über 40 Prozent [1]. Mancher Elektronik-Discounter hatte kaum noch einen Desktop-PC mit Intel-Bestückung auf Lager. Im zweiten Quartal 2001 erreichte AMD nach Untersuchungen des US-Marktforschungsunternehmens Mercury Research mit 7,7 Millionen verkauften x86-Prozessoren weltweit 22 Prozent Marktanteil, Intel kam nur noch auf 76,7 Prozent. Obwohl der Pentium 4 schon auf dem Markt war, sank Intels Marktanteil seit dem vierten Quartal 2000 um 4,8 Prozentpunkte.

Viel wichtiger als der Consumer-Bereich ist aber für die Hersteller der ‘Corporate’-Markt. Er ist nicht nur nach absoluten Stückzahlen mehr als doppelt so groß [1], hier verdient man pro System auch deutlich mehr Geld. Dataquest stellte fest, dass AMD sich auch in diesem Bereich weltweit etwa 20 Prozent Marktanteil erkämpft habe - aber noch zahlt sich dies nicht so richtig aus. Die Athlon-Renner stehen nämlich hauptsächlich in Firmen mit weniger als 1000 Mitarbeitern, wo der PC-Preis ein wichtigeres Entscheidungskriterium ist als bei den Großfirmen. 30 Prozent der Unternehmen mit unter 100 Angestellten entschieden sich im ersten Quartal dieses Jahres nach Dataquest-Angaben für einen AMD-PC. Bei den großen Firmen waren es gerade einmal vier Prozent.

An den billigeren Prozessoren verdient man logischerweise auch weniger. AMD behielt im zweiten Quartal 2001 von 985 Millionen US-Dollar Umsatz nur 1,77 Prozent Nettogewinn übrig. Bei Intel blieben von 6,33 Milliarden US-Dollar Umsatz über 13 Prozent in der Kasse. Der Bereich der ‘Intel Architecture Group’ - Prozessoren, Chipsätze und Mainboards - schulterte knapp 81 Prozent des gesamten Intel-Umsatzes und glich sogar noch operative Verluste der anderen Sparten aus. Doch stellen sich das Intel-Management und die Aktionäre die Frage, wie lange das so bleibt, wenn der Marktanteil weiter sinkt.

Sinnlose Raserei
Laut trommelt Intel deshalb für den Pentium 4, der immer neue Taktfrequenzrekorde bricht. Selbst mit 2 Gigahertz überholt der teurere Intel-Renner den maximal 1,4 GHz schnellen AMD Athlon aber nicht in allen Disziplinen. Der Pentium 4 steckt in zwei Teufelskreisen, die seinen Durchbruch im Markt bremsen. Die beiden Probleme heißen Rambus und NetBurst.

Seit der Einführung der ersten Rambus-Chipsätze i820 und i840 für den Pentium III im Herbst 1999 ist es Intel nicht gelungen, die Einzelhandelspreise für Rambus-Speichermodule in konkurrenzfähige Regionen zu drücken. Solche RIMMs kosten im deutschen Einzelhandel immer noch mehr als das Doppelte von SDRAM-Modulen. Dabei hat Intel wirklich alles versucht, um die Rambus-Akzeptanz zu stärken: Bündelangebote von CPU und Speicher, Beteiligungen an Speicherherstellern durch Kauf von Aktienpaketen und selbst direkte Subventionen für teure Rambus-Speichertester nutzten kaum etwas. Dazu kommt, dass das Unternehmen Rambus durch Klagen gegen Speicherfirmen seinen Ruf in der Branche systematisch ruinierte.

Schon zuvor allerdings hatten fehlende Leistungsvorteile bei Ein-Prozessor-Pentium-III-Systemen und Chipsatz-Probleme den neuen Speichertyp PC800 diskreditiert. Beim Pentium 4 sind die Vorteile der zweikanaligen Rambus-Schnittstelle des i850-Chipsatzes deutlich messbar - doch die nötige paarweise Bestückung mit gleichen Rambus-Speichermodulen treibt den Preis für Pentium-4-Systeme hoch. Unter 2500 DM waren Pentium-4-Rechner mit i850-Chipsatz bisher kaum zu haben, deshalb lagen die Rechner wie Blei in den Regalen. Die Kunden hatten ja die Wahl, stattdessen ein 25 bis 30 Prozent billigeres System mit AMD-Prozessor zu kaufen, das mit ihrer vorhandenen Software auch noch schneller läuft.

Genau dort liegt Intels Problem mit der neuen ‘NetBurst’-Architektur des Pentium 4. Weil dieser auf manche ältere Software geradezu allergisch reagiert, zeigen einige Benchmarks den Athlon trotz deutlich geringerer Taktfrequenzen immer noch weit vor dem Intel-Renner. Zwar bestätigen Messungen mit dem anerkannten SPEC-Benchmark [2] dem Pentium 4 ein enormes Leistungspotenzial, doch ältere Software nutzt dieses in der Praxis kaum. Nur mit ganz neu kompilierten Programmen und auch bei speicherintensiven Anwendungen kommt der Pentium 4 in Schwung.

Obwohl Intel seit Jahren sowohl Tuning-Werkzeuge wie Vtune als auch optimierende Compiler anbietet, sind offenbar nur wenige Softwarefirmen an der Anpassung ihrer Produkte interessiert. So kommt es, dass der nach den SPEC-Benchmarks absolut schnellste Prozessor bei manchen Anwendungen nur einen Teil seiner Leistung bringt.

Kriegskasse
Nachdem sämtliche technischen und marktstrategischen Tricks dem Pentium 4 nicht auf die Sprünge halfen, will Intel alle Knoten jetzt mit einem simplen Mittel durchschlagen: Preiskampf. Wie die letzten Quartalsergebnisse zeigen, hat das Unternehmen noch satte Reserven bei der Preisgestaltung. In diese Strategie passt auch der Brookdale, der mit gewöhnlichem PC133-Speicher arbeitet statt wie der i850 mit teurem Rambus-DRAM.

Natürlich ist ein Pentium-4-PC mit PC133-Speicher langsamer als ein mit RIMMs bestückter. Nur: Was macht das schon? Die meisten Anwender benötigen Multi-Gigahertz-Power sowieso nicht. Leistungsunterschiede von unter 30 Prozent zwischen zwei PCs nimmt man subjektiv nur in wenigen Anwendungen wahr - etwa, wenn 3D-Actionspiele oder die Videowiedergabe ins Stocken geraten. Bei Komplett-PCs - und in diesen geht der bei weitem überwiegende Anteil aller verkauften Prozessoren über den Ladentisch - entscheiden ohnehin noch andere Komponenten über die Systemleistung mit; in Bürosystemen beispielsweise ist ein Chipsatz mit integrierter Grafik üblich, der bestenfalls bescheidene 3D-Beschleunigung bietet.

Anders als der Firma Rambus kann es Intel letztlich egal sein, welcher Speichertyp nun den Markt dominiert. Viel wichtiger ist, dass der Pentium 4 endlich den Durchbruch in den Massenmarkt schafft. Nur so lassen sich die Softwarefirmen überzeugen, mehr angepasste Programme herauszubringen. Das wiederum soll den Leistungsabstand zwischen Pentium 4 und Athlon in der Praxis vergrößern - und damit vor allem das Wachstum des AMD-Marktanteils begrenzen, den der Erzrivale bis zum Jahresende auf 30 Prozent hieven will. Intels Rechnung scheint vorerst aufzugehen. Zeitgleich mit der Brookdale-Einführung wandelt sich das Bild bei den großen Handelsketten wie MediaMarkt oder Vobis: In den aktuellen Top-Modellen stecken Pentium-4-Prozessoren mit 2 GHz statt Athlons.

Feste Burg
Spätestens seit dem Schock vom Sommer 2000, als der Athlon noch vor dem Pentium III die 1-Gigahertz-Schallmauer durchbrach, hat sich für Intel die Welt verändert. Plötzlich argumentierte man von der Systemleistung her gesehen aus der zweiten Reihe. Der Umlernprozess verlief zunächst holprig: Den hektisch nachgeschobenen 1,13-GHz-Pentium-III musste Intel wegen technischer Probleme sogar wieder vom Markt nehmen. Den Unmut der PC-Hersteller und Händler verstärkte Intel überdies dadurch, dass der 1-GHz-Pentium-III wochenlang kaum verfügbar war.

Nun hat Intel das Steuer in Gegenrichtung überrissen: Der 1-GHz-Celeron und Platinen mit i845-Chipsatz waren schon vor der offiziellen Vorstellung zu haben. Das scheint Teil einer Strategie zu sein, den Mitbewerbern keinen Fußbreit im Markt ohne Widerstand zu überlassen.

Im Lowcost-Desktop-Segment greift Intel wie beim Pentium 4 über Taktfrequenz und Preis an. Die eng mit dem Pentium III verwandten Celerons sind mit derzeit bis zu 1,1 GHz Taktfrequenz zu haben und kosten bei gleicher Taktfrequenz kaum mehr als die Durons von AMD.

Bei den High-End-Laptops positioniert Intel den Mobile Pentium III 1,13 GHz gegen den Mobile Athlon 4. Auch den Prozessor-Newcomer Transmeta deckt der Chipgigant mit Breitseiten ein. Kaum waren die ersten Crusoe-Sub-Notebooks auf dem Markt, stellte Intel die Ultra-Low-Voltage-Versionen des Mobile Pentium III und des Mobile Celeron vor. Bei den kommenden ‘Bania’-Chips soll auch noch ein Teil des Chipsatzes in den Mobilprozessor wandern, der überdies mit weiter verfeinerten Stromspartricks aufwartet.

Im Markt der kleineren ‘Front-End’-Server sind die Tualatin-Versionen des eigentlich frequenzmäßig ‘ausgelutschten’ Pentium III wichtig: Die Server-Prozessoren mit 512 KByte L2-Cache und 1,26 GHz sollen den Athlon MP in Schach halten. Der neue Xeon-Prozessor mit Pentium-4-Kern kostet lediglich 50 US-Dollar mehr als sein gleich getakteter Verwandter - das macht für AMD den Einstieg in den ohnehin nicht besonders großen Workstation-Markt noch schwieriger und weniger lukrativ. Für den Einsatz in größeren Servern steht der Xeon MP vor der Tür: Mit großem Level-3-Cache und der neuen Hyper-Threading-Technik, wie Simultaneous Multithreading (SMT) bei Intel heißt, sowie verschiedenen DDR-SDRAM-Chipsätzen verspricht er eine Fülle von Neuerungen - mehr Details liefert unser aktueller IDF-Bericht auf in c't 19/2001 auf Seite 16.

Fazit
In zweierlei Hinsicht kommt Intels Pentium 4 jetzt in Fahrt: Die aktuelle 2-Gigahertz-Version überholt in Verbindung mit teurem RDRAM endlich den zurzeit schnellsten 1,4-GHz-Athlon in den meisten Benchmarks. Und der Brookdale-Chipsatz führt zu preiswerten Systemen, die den Pentium 4 für den Normalanwender erschwinglich machen - aber auch langsamer. Die ersten Angebote günstiger 2-GHz-Komplettrechner zeigen dabei, dass die PC-Händler offenbar nicht vorhaben, ihren Kunden mehr als den Namensunterschied der beiden Chipsätze i845 und i850 unter die Nase zu reiben. Wieder müssen die nackten Gigahertzzahlen als Verkaufsargument ausreichen ...

Zwar will AMD bald mit dem 1,5-GHz-Athlon kontern, in dem der schnellere Palomino-Kern steckt, doch erwartet man von Intel noch in diesem Jahr Taktratensteigerungen auf 2,2 oder gar 2,4 GHz. Die kommende Northwood-Version des Pentium 4 soll dabei dank der auf 0,13 µm verkleinerten Strukturen weniger Leistung verbraten und könnte Spekulationen zufolge sogar durch einen größeren L2-Cache einige Prozentpunkte schneller sein. Und Intel hat noch weitere Asse im Ärmel: Ein Northwood-Prototyp rannte auf dem IDF schon mit 3,5 GHz Taktfrequenz.

Der Marktführer gibt seine Macht nicht kampflos auf. Schlimmer als ein geringerer Nettogewinn wäre der Verlust des Gewinner-Image. Das belastet nicht nur den Aktienkurs, sondern auch das Selbstverständnis des Unternehmens. PC-Käufer profitieren von der Situation - selbst wer nicht auf der Jagd nach dem absolut schnellsten Prozessor ist, freut sich über sinkende Preise.

Der Wettkampf zwischen AMD und Intel lohnt sich aber erst dann so richtig, wenn die Softwarefirmen endlich auch die ganze Power der Rechenboliden nutzen lernen. Bis dahin sind die Gigahertz-Prozessoren ungefähr so sinnvoll wie ein Ferrari im Stadtverkehr. (ciw)
 
Die billig prozessoren von Pentium können nur so billig sein weil sie so schlecht sind das sie keiner kaufen würde, da finde ich die P3's besser!!!
 
Naja.
Also ich hatte am Anfang verdammt viele Schwierigkeiten mit AMD. Lag aber auch vor allem an dem beschießenen VIA KT133/266 Chipsatz, der nur Fehler bei Win2000 oder Win98 verursachte.

Jetzt habe ich den neuen SiS735 uns das System läuft so stabil wie mein altes Intel System (das heißt die typischen Windowsmacken).

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Alle Flaschen werden Lehrer...
...und die größten, Sportlehrer. (Ich)

Es gibt zwei Sachen, die unendlich sind:
Das Universum und die Dummheit der Menschen.
Beim ersten bin ich mir gar nicht so sicher. (Albert Einstein)

<font size=-1>[ Diese Nachricht wurde geändert von: Adam am 2001-10-07 22:20 ]</font>
 
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