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- 11 Jan 2008
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Die SPD will ich um ehrlich zu sein genau so wenig an der Macht sehen wie die CDU, aber sonst bleibt ja nicht mehr viel. SPD und FDP könnte ich vllt noch akzeptieren, in der Hoffnung, dass die den Überwachungswahn wieder zurückschrauben.Tja, da müsste man ja irgendwie hoffen, dass Schwarz-Gelb ne Mehrheit bekommt und das Innenministerium an die FDP geht – was ich noch nicht ganz glauben kann.
Rot-Grün wird auf absehbare Zeit keine Mehrheit bekommen, und ob das soviel bessere wäre, ist auch die Frage – schließlich vollendet Schäuble nur das, was Schily aufgebaut hat.
Ansonsten bliebe nur einmal mehr Große Koalition. Weil unsere Politiker ja auch nicht nach Inhalten oder gar ihrem Gewissen gehen (gut, es sei denn, das Gewissen deckt sich mit Karriereplänen), sondern zwei starre Koalitionen mit einer Notlösung (Große Koalition) bilden, die in einem Fünf-Parteien-Parlament, an dem eine der großen Parteien maßgeblich schuld hat, nun mal schwierig umzusetzen sind. Jedenfalls kann es den Politikern kaum darum gehen, das Land voran zu bringen. Das schafft man mit „Ich will aber nicht mit denen spielen“-Aussagen nämlich nicht.
Mal noch Links zum Thema, in dem man auch ganz schön an der Argumentation ablesen kann, wie manche Politiker denken

http://www.sueddeutsche.de/politik/698/331557/text/
http://www.sueddeutsche.de/politik/952/333806/text/
Und hier noch ein Artikel, den ich gerne ganz zitieren möchte:
http://www.sueddeutsche.de/politik/958/321827/text/ schrieb:Streit um das BKA-Gesetz
Was der Bürger nicht weiß, macht den Bürger nicht heiß
Das BKA-Gesetz macht heimliche Grundrechtseingriffe möglich - gegen die sich der betroffene Bürger nicht wehren kann.
Ein Kommentar von Heribert Prantl
Einer der größten, wichtigsten, ja fundamentalsten Sätze des Grundgesetzes steht in Artikel 19 Absatz 4: Dieser Satz garantiert jedem Menschen, der von "von der öffentlichen Gewalt in seinen Rechten verletzt" wird, dass ihm "der Rechtsweg offen" steht. Der Satz war, als er vor sechzig Jahren ins Grundgesetz geschrieben wurde, ein kühner Satz. Der große Staatsrechtler Richard Thoma bezeichnete ihn als den "Schlussstein in dem Gewölbe des Rechtsstaats".![]()
Ein Hohn auf die Rechtsschutzgarantie
Das neue BKA-Gesetz reißt diesen Schlussstein aus dem Gewölbe. Es ersetzt ihn durch einen Laib löchrigen Käse., der eingewickelt ist in den Satz: Was der Bürger nicht weiß, macht den Bürger nicht heiß. Das neue Gesetz gibt nämlich der obersten Bundespolizeibehörde, also der öffentlichen Gewalt, die Macht zu allen möglichen Grundrechtseingriffen - von denen aber der betroffene Bürger nichts erfährt; also kann er sich auch nicht dagegen wehren.
Das Kennzeichen der Computer-Durchsuchung, des Späh- und des Lauschangriffs sowie der Telefonüberwachung ist die Heimlichkeit. Und die Voraussetzungen für diese Heimlichkeiten sind zum Teil so vage, dass sie ein Hohn auf die Rechtsschutzgarantie sind. Der Bürger erfährt von all diesen Grundrechtseingriffen nichts, er wird nicht informiert.
Das ist nur dann erträglich, wenn die heimlichen Überwachungsmaßnahmen erstens absolute Ausnahmen bleiben, wenn also davor ganz, ganz große Hürden stehen - und wenn zweitens Möglichkeiten gefunden werden, mit denen der fehlende Rechtsschutz halbwegs ausgeglichen werden kann. Das BKA-Gesetz erfüllt keine dieser Forderungen.
Eine grundrechtsgefährliche Erosion
Natürlich gibt es Fälle, bei denen der Betroffene nicht sofort informiert werden kann, weil sonst die Überwachung sinnlos würde. Das liegt in der Natur der Sache. Man könnte aber, zum Beispiel, eine unabhängige Kommission oder Person mit der Wahrnehmung der Rechtes des Betroffenen beauftragen. Ein solcher Bürgeranwalt müsste von der Polizei umfassend eingeweiht werden - und könnte dann an Stelle des unwissenden Betroffenen dessen Rechte wahrnehmen.
Er müsste bei den Datenerhebungen, Computerdurchsuchungen, Späh- und Lauschangriffen von Anfang an eingeschaltet werden. Das Vertrauen der Allgemeinheit in eine grundrechtsschonende Überwachungspraxis würde so wieder ein wenig gestärkt.
Die große Koalition hat über so etwas nicht nachgedacht; ihr Rechtsschutzbewusstsein erodiert. Es ist dies eine grundrechtsgefährliche Erosion. Sie ist so gefährlich wie die Erosion auf den Weltfinanzmärkten - ja, sie ist noch gefährlicher, weil die Regierung Merkel und die Parteien, die diese Regierung stützen, diese Zerstörung selbst betreiben.
"Recht sichert Freiheit"
Die Rechts- und Innenpolitiker der großen Parteien berufen sich, um ihr Handeln zu rechtfertigen, auf ein ungeschriebenes Grundrecht der Bürger auf Sicherheit. Es kann aber nicht sein, dass unter Berufung auf ein solches "Grundrecht auf Sicherheit" die Sicherheit der Bürger im Recht gefährdet wird.
"Recht sichert Freiheit" hieß früher der Leitspruch auf den rechtspolitischen Kongressen der CDU/CSU. Der Satz ist und bleibt richtig. Recht sichert Freiheit - nicht immer mehr Rechts- und Grundrechtseinschränkung. Sicherheit ist kein abstrakter Wert, sie ist keine ominöse Staatssicherheit. Sie ist die Sicherheit der Menschen im Recht. Das BKA-Gesetz schadet dieser Sicherheit.