Mit viel Hype kündigte sich eines der ersten Jump'n Runs für die XBox an und mit ihm im Gepäck ist nicht nur ein neues Maskottchen, sondern auch ein schon vorab als revolutionär gefeiertes Feature. Als erster 4D-Platformer setzt Blinx auf die Beeinflussung der Zeit als ein grundlegendes Spielelement und glaubt man den Entwicklern, war das nur mit Hilfe der eingebauten Festplatte der XBox möglich.
Der Star des Spiels ist namensgeber Blinx, eine Katze, die an eine Mischung aus Crash Bandicoot und Sonic erinnert und sich etwas profillos in die lange Reihe auf cool getrimmter Charaktere einreiht. Ausgestattet mit einem Staubsauger macht sie sich auf, um auf dem phantasievoll betitelten Planeten B1Q64 das durcheinander geratene Zeitkontinuum wieder in Ordnung zu bringen.
In der Welt von Blinx wird die Zeit in einer Fabrik hergestellt und kontrolliert und der Job der Zeitarbeiter - von denen auch Blinx einer ist - besteht darin, sich der kleinen Unregelmässigkeiten anzunehmen, die ab und zu bei der Zeitproduktion entstehen. Diese äussern sich entweder in Form von Kristallen, mit denen man den Fluss der Zeit kontrollieren kann oder gar Monstern, um die sich die Zeitarbeiter dann kümmern müssen.
Jedenfalls ist alles in bester Ordnung, bis eines Tages die Tom-Tom Gang auftaucht und Zeitkristalle klaut, was auf dem besagten Planeten zu einem Übermass an Monstern führt. Was fehlt da noch? Richtig, die Prinzessin. Diese wird natürlich auch noch von den Übeltätern entführt und schon gibt es genügend Gründe für Blinx, sich als einziger den Bösewichten in den Weg zu stellen, während sich seine Katzenkollegen lieber aus dem Staub machen.
Von den Aktionen her gibt sich Blinx überraschend sparsam. Mit Hilfe seines tragbaren Staubsaugers (Luigi lässt Grüssen) lassen sich allerlei herumliegende (aber nur leblose) Gegenstände einsammeln, die dann wiederum als Geschosse für die Gegner herhalten. Daneben verfügt Blinx über Sprung und Doppelsprung, sowie zwei Ausweichsalti, wobei letztere alles andere als leicht von der Hand gehen und somit für den für sie gedachten Zweck - das schnelle, spontane Ausweichen - fast unbrauchbar sind.
Für alle Level im Spiel gilt ein Zeitlimit von zehn Minuten und die Aufgabe für den Spieler besteht darin, alle Monster eines Abschnitts zu besiegen. Das geschieht wie erwähnt mit dem Staubsauger und gestaltet sich auf Dauer und Mangels Abwechslung etwas repetativ. Aber das ist auch noch nicht alles, denn an dieser Stelle kommt das Zeitfeature ins Spiel. In den Leveln verstreut und Teils von den Gegnern hinterlassen finden sich verschiedenfarbige Kristalle, die jeweils unterschiedliche Zeitsteuerungen freischalten. Sammelt man einen Kristall ein, wird einer von vier Slots mit ihm belegt. Nach vier eingesammelten Kristallen verschwinden diese und wenn man drei der gleichen Art (egal in welcher Reihenfolge) hatte, kann man die jeweilige Steuerung ein mal benutzen (zwei mal bei vier gleichen Kristallen).
Damit lässt sich dann aus einem einfachen Menü heraus die Zeit vor- oder zurückdrehen, das Geschehen um Blinx herum kann auf Zeitlupentempo verlangsamt oder gar ganz eingefroren werden und schliesslich lässt sich ein Zeitabschnitt aufnehmen, wobei während des anschliessenden Abspielens eine Kopie von Blinx die ausgeführten Aktionen wiederholt und man sich etwa selbst mit einem Katapult auf höher gelegene Plattformen katapultieren oder man einen Gegner von zwei Seiten angreifen kann.
Wird Blinx getroffen oder gerät in eine Falle, verliert er einen von anfänglich drei Versuchen und die Zeit wird um etwa zehn Sekunden vor dem Energieverlust zurückgespult, worauf man das ganze wiederholen kann. Gerade letzteres stört aber nach einer Weile, da nach jedem Treffer immer erst zurückgespult wird und ein Countdown startet, bis man endlich weiterspielen kann, was den Spielfluss unnötig hemmt. Nach jedem Level hat man Zugang zu einem Shop, in dem man Upgrades für den Staubsauger (etwa um mit ihm schwerere Gegenstände einsaugen zu können), zusätzliche Versuche oder andere Outfits für das im Spiel eingesammelte Geld erwerben kann.
Das Prinzip mit den Kristallen führt uns zum ersten Problem im Spiel: Meistens weiss man nicht, welches Feature man in den jeweiligen Leveln wann und wie oft brauchen wird und sammelt so wahrscheinlich die falschen Kristalle ein. Daraus resultiert, dass man die Level mehrere Male nach dem Try-and-Error Prinzip wiederholen muss und so schnell Frust aufkommt, wenn man das Gefühl hat, alles richtig gemacht zu haben und das Level trotzdem neu starten muss.
Ein weiteres Problem ergibt sich aus der Inkonsistens der Zeitspielerei. So etwa gilt das Zurückspulen meist nur für spezielle Objekte im Level, etwa eine zerbrochene Brücke, die so repariert und zum Erreichen der gegenüberliegenden Seite genutzt werden kann und womit sich das Ganze weit weniger spektakulär gestaltet, als es sich zunächst vielleicht anhört.
Insgesamt gesehen handelt es sich bei Blinx weniger um ein Jump'n Run im herkömmlichen Sinne, als vielmehr um eine Art Puzzlespiel, wobei das Hauptelement eben ein paar in sich geschlossene Zeitspielereien sind. Der Actionteil ist im Vergleich mit anderen Vertretern dieser Art auf Dauer zu abwechslungsarm, zumal sich die Interaktivität im Spiel auf das Einsaugen von Mülltonnen und Parkbänken reduziert und auch die Aktionen von Blinx nichts hergeben, was über Standard hin- und hergespringe hinaus geht. Dabei wirkt gerade der Staubsauger zum besiegen der Gegner aufgesetzt, ein einfaches Draufspringen hätte es in der Regel ebenfalls getan.
Auch in Sachen Grafik macht sich bei Blinx schnell Ernüchterung breit. Am störendsten ist das subtile Dauerruckeln, was einen das gesamte Spiel durch begleitet. Das ist um so verwunderlicher als das Blinx alles andere als grafisch opulent daherkommt - im Gegenteil. Für einen XBox-Titel ist die Anzahl der sich wiederholenden und verwaschen wirkenden Texturen zu hoch und die Weitsicht zu gering. Dazu kommen die üblichen Kameraprobleme und ein Gegnerdesign, was einfallsloser kaum hätte sein können (dazu zählen auch die Oberbösewichte). Als gelungen kann man letztlich nur das Wasser bezeichnen, was zwar nicht so gut aussieht oder reflektiert wie in anderen Spielen, dafür aber beim hineinspringen richtige Welle schlägt.
Der Soundtrack von Blinx erinnert über weite Strecken an tschechoslowakische Kinderserien aus den 70er Jahren und zerrt dementsprechend schnell an den Nerven - wenn man nicht gerade auf diese Musikrichtung steht. Davon abgesehen hat man es mit dem Standardrepertoire an Platformer-Soundeffekten zu tun, die sich nicht von der Konkurrenz abheben. Gesprochen wird in Blinx übrigens in Katzensprache, also einem Fantasie-Kauderwelch, das in ähnlicher Form schon in Starfox zur Anwendung kam.
Fazit: Blinx ist eine herbe Enttäuschung und wenn man an die vielen Möglichkeiten denkt, die mit dem Zeitfeature machbar gewesen wären, auch eine riesen Verschwendung. So jedoch geht das Potential des Titels durch das öde und uninspirierte Gameplay verloren und nicht selten gesellt sich eine gehörige Portion Frust durch das unnötige Zeitlimit und das Try-and-Error Prinzip der Zeitkristalle hinzu. Und da noch nicht einmal die Grafik zu begeistern weiss, gibt es kaum einen Grund, das Spiel einem richtigen Jump'n Run der Marke Jak&Daxter oder Super Mario Sunshine vorzuziehen.