Nun, das ist aber auch eine der negativen und komplexen Folgen dieses Konflikts. Natürlich radikalisiert sich so auch die israelische Zivilbevölkerung.
Nicht die Folge des aktuellen Konflikts. Dass man keine Araber im Land haben möchte, die dort schon länger lebten als die Mehrheit der Juden, war vor 10 Jahren auch nicht anders - oder vor 80 Jahren.
Auch der steigende Antisemitismus im Westen und das Gefühl geringeren Supports wird solche Dinge weiter fördern.
Dieses Gefühl ist (leider) alles andere als wahr.
Und Appeasement? Weil Appeasement gegenüber Radikalen historisch immer gut gekIappt hat. Selbst Israel war gegenüber Radikalen zu nachsichtig - weswegen die Gewalt so explodiert ist. Die Bedrohung durch die Hamas runtergespielt, aber auch die eigenen Radikalen für die eigene Sache mit Samthandschuhen angefasst.
Ich wüsste nicht, warum man Israelis in dieser Radikalität noch supporten muss. Nenne mir einen vernünftigen Grund, der nichts mit Emotionen zu tun hat.
Netanjahus radikaler Kurs ist ja sicherlich auch ungesund für die israelische Bevölkerung und ich kann mir vorstellen, dass Muslime und auch Drusen und Christen sich heute unwohler in Israel fühlen als vor 3 Jahren.
Ab da, wo Israel sich als Staat exklusiv für seine jüdischen Bürger ausgesprochen hat, hat er alle Minderheiten ausgeklammert. Das geht mittlerweile schon 7 Jahre.
Und um mal klarzustellen (allgemein gesprochen, weil es in diesem Thread oft dazu gekommen ist): Netanyahu ist nicht Anfang und Ende der Probleme in Israel. Er ist seit Jahrzehnten mehrmals gewählter Premierminister. Es sind tiefe gesellschaftliche Entwicklungen, die ihn zum Wahlsieg verhelfen.
Er ist also kein unerwünschtes Nebenprodukt, sondern genauer Ausdruck israelischen Volkswillens.
Viele Probleme sind vor Netanyahu entstanden. Er hat sie nur übernommen und sie weiter verstärkt. Und die Mehrheit der Israelis wünscht genau das, was sie auch sagen und wählen. Man muss nur hinsehen. Netanyahu ist nicht Ursache, sondern Symptom der Radikalisierung.
Da muss man sich nicht selbst belügen, damit man sich mit einem Sündenbock fein aus der Affäre ziehen kann.
Wird sich noch verstärken wenn Israel sich noch weiter isoliert, weil sie eine unterwanderte westliche Welt des Antisemitismus sehen.
Israel isoliert sich aus diversen, anderen Gründen. Ob sie eine unterwanderte westliche Welt des Antisemitismus sehen oder sonst irgendwie Supportverlust fürchten - Wen interessiert das? Israel wird gerade vorgeworfen, einen Völkermord zu begehen - das letzte, woran ich dabei denke, sind die Gefühle eines Täters, der deshalb auf der Anklagebank sitzt - und sich im Zweifel sowieso seit Jahrzehnten immer isoliert fühlt, unabhängig von den tatsächlichen Verhältnissen. Diese Borderline-Einstellung hat sich halt seit Staatsgründung in der kollektiven Psyche verankert. Dazu gibt es auch entsprechende Umfragen, aber primär ist dies an der „Wir gegen den Rest der Welt“-Narrativen führender Politiker erkennbar.
Wenn diese Gedanken wenigstens eine konkrete Perspektive oder einen Ansatz bieten würden, sie zu einem anderen Verhalten zu animieren. Da hat bisher nichts funktioniert in der Richtung, ganz im Gegenteil. Westliche Staaten sind sehr nachsichtig und unterstützend mit Israel und wir standen gerade kurz vor einem Flächenbrand im ganzen Nahen Osten. Es folgt Grenzüberschreitung auf Grenzüberschreitung. Gerade werden hungernde Menschen beim Abholen von Nahrung täglich massakriert, gefordert und gefördert durch eine demokratisch gewählte Regierung, aber wir reden von den Isolationsgefühlen der Israelis und die bösen Proteste im Westen, die die Wurzel allen Übels sein sollen.
Dieser Zynismus und die „Weaponization“ von Antisemitismus ist wohl eher das Problem.
Und solche Umfragen dürfen auch gleichzeitig eine Warnung für Europa sein. Unser Rechtsruck ist nur eine Vorstufe davon. Deswegen (ist OT aber man möge ja aus solchen Dingen und Vergleichen lernen) bin ich auch so gespannt was im UK mit den Rape Gangs nun passiert, weil wenn wir hier wieder wegsehen, wird ein Teil der heimischen Bevölkerung irgendwann explodieren. Etwas das in Europa für mich eigentlich immer undenkbar war. Heute nicht mehr. Leider.
Das ist kein OT, weil gerade der Nahostkonflikt zumindest bei uns als Ventil genutzt wird, um seinen Ärger Luft zu machen. Das merkst du auch hier im Thread. Dass Kritik an Minderheiten politisch heikel ist und Kritik an Israel ebenso, entstammt bei uns immerhin aus den gleichen Gründen. Ein Schutzreflex, der aber nur für eine gereizte Gesellschaft sorgt. Insofern ist das Thema Nahost ja deshalb spannend, weil es als Schlachtfeld für verdrängte Fragen gilt.