Unsere Medienlandschaft...

Sahasrahla

L14: Freak
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17 März 2005
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...und das dritte Reich. Das soll das Thema sein, mit dem ich mich in meinem Beitrag kurz befassen möchte. Aber es gibt da sicher noch ne Menge anderer Zusammenhänge, die man mit unserer Medienlandschaft knüpfen kann, daher die drei Pünktchen im Threadtitel und eine liebe Bitte an euch, die drei Punkte thematisch anderweitig fortzusetzen.




Sicher haben es schon die meisten ganz beiläufig mitbekommen, es geht um den Auftritt von Eva Herman bei Kerner, der mich zu der Frage veranlasst: wie ist es um unsere Medienlandschaft heute bestellt?

Eva Herrmann sollte bei Kerner die Chance erhalten, ihre Position zum Thema: Familienwerte erneut zu beziehen und zu ihren von der Presse als skandalös gescholtenen Äußerungen zu der NS-Zeit Stellung zu nehmen (ihre Äußerung hat sie den Job beim NDR gekostet; gegen die Kündigung des öffentlich-rechtlichen Senders hat Frau Herrmann ein Rechtsverfahren eingeleitet).

Sehr interessant und wie ich finde signifikant für den Zustand unserer Medienlandschaft ist die Gesprächsrunde schließlich verlaufen. Als weitere Gäste waren von Kerner Margarethe Schreinemakers, Mario Barth, Senta Berger und der Berliner Historiker Prof. Dr. Wolfgang Wippermann eingeladen worden. Dabei zeigte sich schon bald, daß Frau Herman sich weniger in einer Gesprächsrunde als vielmehr vor einem Tribunal zu verantworten hatte. Dementsprechend suggestiv stellte Kerner Frau Herrmann in der Runde vor, "die sich ein wenig verharmlosend über die Familienpolitik im dritten Reich geäußert hat" - eine Suggestion, die Eva Herman im Verlauf der Sendung geradezurücken versuchte.

Über 50min warfen die anderen Gesprächsteilnehmer Eva vor, bei ihren Äußerungen zu den Familienwerten unzulässige Zusammenhänge zur NS-Zeit aufgestellt zu haben. Der Berliner Historiker skizzierte gleich zu Beginn der Sendung ein paar Minuten die Situation der Frau in der NS-Zeit, um dann auf die Frage, was er von Hermans Äußerungen zu den Familienwerten denn halte, zu entgegnen, daß er diese ablehne, weil sie den Konservatismus mit dem Faschismus verwechselten und Frau Herman vllt konservative Familienwerte gemeint habe, aber sich so mißverständlich geäußert habe, daß sie bei faschistischen Familienwerten schließlich gelandet sei.
Eva bedankte sich schließlich zynisch für die paar Minuten Geschichtsunterricht vom Herrn Prof. und distanzierte sich noch einmal in aller Deutlichkeit vom Faschismus in allen Formen, betonte auch, daß sie nicht die Familienwerte des Faschismus rühme, die pervertiert und politisch instrumentalisiert worden seien, sondern die traditionellen Familienwerte, die schon vor der NS-Zeit existiert hatten, ehe sie von den Nazis mißbraucht wurden.

So weit so gut oder schlecht, denn irgendwie schien die Gesprächsrunde nicht wirklich zu bemerken, daß sich Frau Herman schon lange vom Rechtsradikalismus, Faschismus und Nationalsozialismus energisch distanziert hatte. Statt dessen pocherte Kerner immer wieder auf Hermans einen Satz herum, der bei ihrer Buchvorstellung (Das Eva-Prinzip) gefallen ist und sie ihren Job beim NDR kostete, der wie folgt lautet:
„Und wir müssen vor allem das Bild der Mutter in Deutschland auch wieder wertschätzen lernen, das leider ja mit dem Nationalsozialismus und der darauf folgenden 68er Bewegung abgeschafft wurde. Mit den 68er wurde damals praktisch alles das alles, was wir an Werten hatten, es war ‘ne grausame Zeit, das war ein völlig durchgeknallter, hochgefährlicher Politiker, der das deutsche Volk ins Verderben geführt hat, das wissen wir alle, aber es ist damals eben auch das, was gut war, und das sind Werte, das sind Kinder, das sind Mütter, das sind Familien, das ist Zusammenhalt - das wurde abgeschafft. Es durfte nichts mehr stehen bleiben….“

Ob Frau Herman diesen Satz, der zugegeben doch ziemlich verworren klingt und sicher Mißverständnisse hervorrufen kann, zudem auf seine inhaltiche Korrektheit in Frage gestellt werden kann, nochmals so formulieren würde, lautete fortan Kerners Fragestellung. Was blieb Frau Herman da anderes übrig als sich uneingeschränkt hinter ihren Satz zu stellen angesichts eines schwebenden Gerichtsverfahrens, in dem sie eine Annulierung ihrer Kündigung durch den NDR anstrebt? Das mußte dem Zuschauer eigentlich relativ klar sein. Auch dem Moderator und den Teilnehmern der Gesprächsrunde. Aber das Tribunal ließ einfach nicht locker und suchte Frau Herman immer wieder in die braune Ecke zu drängen, völlig überflüssiger Weise aber, da diese sich schon klar und deutlich vom dritten Reich in aller Form distanziert hatte.

Schließlich kamen auch Senta Berger und Margarethe Schreinemakers zu Wort, die sich wie zickige Hühner aufführten und meinten, Frau Herman belehren zu müssen: das ginge schon gar nicht, beim Thema Familie auf die NS-Zeit zu verweisen. Wieso eigentlich? Aber egal! Frau Berger machte dann einen kleinen Exkurs zu den Errungenschaften der 68er-Bewegung, die endlich eine Gleichstellung der Frau gegenüber dem Mann herbeigeführt habe, weshalb sie gar nicht verstehen könne, daß Frau Herman diese Bewegung für den Verfall der Familienwerte verantwortlich macht - ein sicherlich verständlicher Standpunkt und wenigstens inhaltlich gewichtig.
Frau Schreinemakers dagegen spielte sich zur Aufseherin Frau Herrmanns auf, die der vor dem Medien-Tribunal sich zu Verantwortende ständig suggerierte, was sie sagen dürfe und was gar nicht gesagt werden dürfe ("was du da sagst, geht ja mal gar nicht").
Peinlich wurde es dann fast schon, als Frau Herrmann in ihrer Kritik an der Presse von Gleichschaltung der Medien sprach und der Berliner Historiker leicht entrüstet bemerkte, daß dieser Begriff der Gleichschaltung aus der NS-Zeit komme und er deshalb von Frau Herman nicht verwendet werden dürfe - als ob das Wort nun aus unserem Wortschatz verbannt worden wäre. Frau Herman entgegnete dazu, daß man dann auch nicht mehr über Autobahnen sprechen dürfte, die ja in der Nazi-Zeit gebaut worden waren, woraufhin Aufseherin Schreinemakers völlig in die Luft ging und Kerner süffisant anmerkte: "also Autobahn geht gar nicht!"

Spätestens hier gewann ich als Zuschauer einen traurigen Eindruck davon, wie es um die freie Meinungsäußerung in den Medien bestellt ist bzw. bestellt sein kann, spätestens dann, wenn die elende Vergangenheit des Nazi-Deutschland tangiert wird und sich um eine differenzierte Anschauung und keine Schwarz-Weiß-Malerei bemüht wird.

Schließlich waren Frau Berger und Schreinemakers nach eigenem Bekunden so angewidert von Hermans Äußerungen, daß sie damit drohten die Runde zu verlassen. Kerner entschied sich dagegen die beiden Gäste hierzubehalten und dafür Frau Herrmann frühzeitig zu verabschieden. Der Eklat war eingetreten, wie es schließlich am darauffolgenden Tag überall in den Print- und Onlinemedien zu lesen sein sollte.

Heute gab es dann Schlagzeilen zu lesen wie:
"Ins Abseits gelabert" (SZ)
"Wie Eva Herman den Fernsehtod starb" (Faz)

Die Presse ist sich weitestgehend einig: Frau Hermans Auftritt bei Kerner habe ihr zusätzlich geschadet und sei peinlich gewesen.

Peinlich ist aber auch, wie wenig es möglich ist, beim Thema Familie weiter auszuholen und auch die NS-Zeit zu tangieren, ohne gleich "eins mit der braunen Keule übergebraten zu bekommen". (Herman)

Ich persönlich teile das konservative Familienbild von Frau Herman nicht und würde ihr sicher in einigen Punkten auch widersprechen. Aber wie gestern abend mit ihr umgegangen worden ist, ist für mich ein Armutszeugnis für das Fernsehen. Der eigentliche Eklat für mich ist, daß Frau Herman verabschiedet worden ist, die sich wenigstens noch um eine inhaltliche Diskussion bemüht hatte (ganz gleich, ob man mit dem Inhalt einverstanden ist oder nicht), die zickige Henne Schreinemakers, die inhaltlich nichts als Allgemeinplätze in die Runde warf, aber zum Dableiben bewogen wurde.

Der Spiegel hat an diesem Beispiel einen wie ich finde guten Artikel dazu verfasst, wie überempfindlich und völlig überzogen unsere Medienlandschaft mit dem 3. Reich umgeht und den Leuten dort Faschismus andichtet, wo schon lange keiner mehr existiert:
http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,510511-2,00.html
 
Einfach lächerlich die ganze Story. Natürlich hat die Frau einen Fehler gemacht, aber sie hat sich doch entschuldigt. Was soll sie den noch machen?
Als ob Sie das mit Absicht gesagt hat. Sie hat sich einfach ''versprochen''. Leute wie Edmund Stoiber haben sich ihre ganze Kariere um Kopf und Kragen gestottert und nichts ist passiert.
Mehr als sich zu entschuldigen kann Sie doch einfach nicht mehr tun.
Aber nein, die Eva Braun äh Herrmann ist natürlich absolut rechtsradikal.
 
Habs gelesen, Klap, kommt ziemlich aufs Gleiche hinaus. Du prangerst ja ganz deutlich die Selbsinszenierung und Selbstgerechtigkeit des Moderators und der Talkshowgäste an, und die war gestern auch nicht zu übersehen und hat mich tierisch angeekelt.

Du schreibst aber auch, daß Herman ihr Familienbild mit der Ideologie der Nazis verlinkt hätte, und das kann ich allenfalls noch ihren früheren Aussagen entnehmen, nicht aber ihrem gestrigen Auftritt, wo sie sich klar davon distanziert hat.
Jetzt kommst du vllt zum Schluß, daß die Herman gestern nicht ehrlich gewesen sei, aber dieser Meinung bin ich nicht, ohne jetzt in Evas Inneres wirklich sehen zu können und Gewißheit darüber zu haben.

Ich denke, ohne ihre Bücher im Einzelnen zu kennen, daß sie eig. nur sagen wollte, daß die Wertschätzung der Familie vor dem 3. Reich und (das war ihre Aussage vor ihrem gestrigen Auftritt) und während des 3. Reichs (ABER OHNE DIE GANZE PERVERSION DER NAZIS, wie sie ja mehrmals hinzufügte) eig. eine gute Sache war und daß man das auch heute gebrauchen kann.

Ich weiß nicht, was es an diesem Satz jetzt sonderlich auszusetzen gibt, außer daß der 2. Teil vllt etwas paradox ist. Aber man kann schon verstehen, was sie eig. meint. Daß in der Nazizeit die Wertschätzung der Familie wichtig war, also eine Wertschätzung der Familie generell, findet sie gut, deshalb muß sie die Ideologie der Nazis nicht gutheißen, mit der diese die Wertschätzung der Familie tatsächlich betrieben haben, und von dieser hat sie sich ja auch gestern überdeutlich distanziert. Insofern wirkt der ganze Medienärger doch arg künstlich überfrachtet.
 
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Irgendwo ist es doch immer das gleiche. Deutschland hat die NS-Zeit noch nicht richtig verwunden. Nicht in dem Sinne, dass nun hinter jeder Ecke ein böser Nazi lauern würde und die braune Fraktion kurz davor steht den Bundestag zu übernehmen.
Nein, das Dilemma ist ein ganz anderes. Offenbar weiß man in der Öffentlichkeit nicht wie das Thema zu behandeln ist. Und so kommt es, dass man es in gewissem Maße tabuisiert. man darf zwar über die Zeit reden, aber eine differenziertere Betrachtungsweise dieser Epoche führt schnell dazu, dass man in die rechte Ecke gestellt wird. Hier gibt es für viele nur schwarz und weiß. Und die Zeit um 1940 rum ist tiefschwarz. Hier darf es nichts Gutes gegeben haben und sobald man erwähnt, dass damals evtl. auch einige Sachen nicht nur grauenvoll waren macht man sich der Verharmlosung des NS-Regimes schuldig.

Der Fall Eva Hermann zeigt hier mehr als nur überdeutlich das Dilemma aller Menschen die in der Öffentlichkeit stehen. Sie dürfen den Nationalsozialismus in ihren Aussagen nicht einmal tangieren solange es nicht ausschließlich um Kritik geht. Das Herauslösen einzelner Punkte aus dem System und die differenzierte Auseinandersetzung mit diesen scheint nicht möglich zu sein.
Hält uns die Medienlandschaft nun einfach für so dumm, dass wir dazu nicht fähig sind oder hält man das totschweigen für eine Lösung? Ich weiß es nicht und wirklich begrüssen würde ich keine der Möglichkeiten, aber offensichtlich ist: Letztlich überwunden hat das deutsche Volk diese dunkle Epoche seiner Geschichte noch lange nicht.
 
Frau Herman hat mit ihrem Buch "Das Eva-Prinzip" meiner Ansicht nach einen kapitalen Bock geschossen. Ihre Meinung, Frauen müssten wieder nach dem "K-K-K"-Motto leben, ist sehr weit hergeholt, zumal diese Dame wohl kaum selber allzu große Erfahrungen mit der "Heimchen-am-Herd"-Rolle haben dürfte.

Frau Hermans Familienbild hat meiner Ansicht nach wenig mit dem der NS-Zeit zu tun, als mit Vorstellungen, wie sie im 18. und 19. Jahrhundert auftraten.

Die NS-Zeit mag ihre Lichtpunkte gehabt haben, doch die Grausamkeiten dieses Regimes wie die KZ oder das "Euthanasie-Programm" überdecken alles.
 
was ich nicht verstehe: wieso muss man eigentlich an diesem massenmordenden wahnsinnigen, asozialen, verrückten(die liste ist endlos) schweinearsch überhaupt was gutes suchen?

die autobahnen, die familie(mal abgesehen davon, dass die frauen von hitler genauso für sein beschissenes system missbraucht hat), etc.

der grund für jegliches(!) handeln hitlers war allein ein unmenschliches wertesystem zu stützen. die intention ist da nicht vom ergebnis trennbar! und wer sich in der öffentlichkeit bewegt und ein medienprofi wie frau herrmann ist, der sollte verdammt noch mal etwas klüger sein.

über den rausschmiss kann man streiten aber jetzt völlig dumm zu sagen, "es war nicht alles schlecht" ist gar nicht hart genug zu verurteilen. und dass da eher überreagiert wird als dass das noch diskussionswürdig gemacht wird, finde ich eher gut als schlecht.

wäre nur schön, wenn unsere regierung da ähnlich konsequent handeln würde, wenn man sich mal teile unseres landes so ansieht.
 
Die Medien sind sich alle einig....
Eva Herman würden sie, so wie sie sie jetzt zerreissen, am liebsten auf dem Scheiterhaufen verbrennen!
Aber warum??? Weil sie ihre eigene Meinung gesagt hat!
Sie wird schon ihre Gründe für ihre Meinung haben, und hätte sie sie bei Kerner dementiert, hätte sie sich selber betrogen! Von ihr können sich Kerner, Schreinemakers und Barth echt eine Scheibe abschneiden!
Was machen die denn besser?? Hätten sie den Mut zu solchen Äusserungen???

Mich kotzt unsere Medienlandschaft einfach an! Die Medien sind es doch, die sich alles zurechtrücken und die Leute manipulieren!
Sieht man ja z.B. bei RTL! Der arme Dieter Bohlen wurde überfallen :sad8:! Und was für ein Trara daraus gemacht wird! Kein wunder, ist er doch der wichtigste Mann bei DSDS!
Oder die Sache mit Pavarotti.... RTL meinte, dass sein Tod sie besonders betrifft, weil sie ihm "besonders nah standen"! Immerhin haben sie im Jahre 1997 ein Interview mit ihm geführt! Ein Privileg, was Sat.1 in ihren News nicht hatten!
Im TV herrscht seit ewigkeiten dieser 3 Kampf der Medien (öffentlich Rechtlich vs. KirchGruppe vs. Bertelsmann)! Und dass eine Eva Herman gleich 2 mal hintereinander von RTL geowned wird (Nachrichten und Exclusiv) ist einfach wegen ihrer ARD-Herkunft sowieso eine logische Sache!

Aber das Problem geht noch tiefer! Hier in Deutschland darf niemand die heilige :kneel: Demokratie anzweifeln! Vorallem wenn mal jemand eine positive Sache in der Braunen-Richtung sieht, ist Sense!
Kein Wunder, dass Deutschland soviele Einwanderer bekommt, wenn es in Deutschland tabu ist, mal einen Riegel davor zu schieben!
Wir Deutsche können einfach nicht mit unserer Vergangenheit umgehen! Dabei hat jedes Land Dreck am Stecken!
Das Resultat ist, dass es mit Deutschland so langsam bergab geht! Unsere heilige Demokratie (:kneel2:) verabschiedete das super Agenda 2010-System, was mir (einer, der Realschulabschluss und abgeschlossene Ausbildung hat) zumutet, dass ich ohne Zeitarbeit kaum einen Job finden kann! Und über Zeitarbeit finde ich Jobs, wo ich ein richtiger Sklave bin und mit Leuten zusammenarbeiten muss, welche nichtmal einen Schulabschluss haben, Geschweige denn Deutsch können!

Die Super-Propaganda der Medien, bestätigt hingegen alle 2 Wochen, dass es mit dem Arbeitsmarkt bergauf geht! Die Realität wird hier nunmal gerne verschwiegen! Die 4te Gewalt greift heutzutage immer mehr!

Das ist nur ein Beispiel von vielen!

Unsere Realität sieht aus wie im Mittelalter! Es gibt die Reichen (Grafen, Landsherren, Könige) und uns Bauern, welche unterdrückt werden!
Der Unterschied ist, dass wir unsere Glotze haben (das Sprachrohr schlechthin), welches die einen mit Jamba & co. zufriedenstellt und die anderen mit Propaganda auf den Boden hält!

So, wie es jetzt läuft, geht es mit Deutschland weiter bergab!
Wenn es mal Demos gibt, laufen sie friedlich ab oder werden in den Medien runtergespielt! Während in Frankreich die Leute anscheinend mehr "Eier" haben und auf der Strasse Autos anzünden und richtig radau machen....
 
Find den Rauswurf auch etwas lächerlich, genauso wie manche Aussagen, die sie sich da geleistet hat.

Sie hat den Irrglaube, dass das dritte Reich die Autobahn "erfunden" hat. Leider lagen die Pläne für die Autobahn schon in der Weimarer Republik vor. Nur gabs dafür kein Geld. Und Hitler war dies anscheinend egal und hat sich nicht darum gekümmert, ob es sich nun rentiert, wieviel Geld es kostet etc.


Dennoch ist auch der Rauswurf bescheuert. Man sollte Leute, auch wenn sie wohl etwas "dümmlich" sind, nicht rauswerfen und vor allem nicht wegen ihrer Meinung. Wäre es zu einer Auseinandersetzung gekommen, wäre es was anderes...
 
Jap, extrem lächerlich, was da mit Eva Herman gemacht wurde. Das heißt, eigentlich nicht lächerlich, sondern traurig und bezeichnend dafür, was die Medien doch für eine tolle Institution sind und dass es Deutschen anscheinend gefällt, sich in Schuldgefühlen zu suhlen.

Ich kann Sahasrahla in fast allen Punkten zustimmen. Das ist letztendlich ein Problem, das sich Deutsche selbst einbrocken. Das fängt schon bei Nazivergleichen an: Wieso funktioniert sowas denn überhaupt? Genau, es muss ein Gegenüber geben, dass sich zutiefst erschrocken fühlt, weil man sowas ja nicht macht. Natürlich fehlt es Nazivergleichen oft an Sachlichkeit, aber das heißt ja nicht, dass man sich am besten gar nicht damit beschäftigt. Könnte ja unangenehm werden. Zudem verstehe ich nicht, wie man sich herausnehmen kann, anderen Deutschen zu sagen, sie dürften Israel bspw. nicht kritisieren, weil es da ja eine dunkle Vergangenheit gebe. Was für ein Bullshit. Von den Leuten, die wirklich was dafür können, was während der Nazizeit passiert ist, lebt kaum noch jemand, und man kann ja wohl kaum der jetzigen Generation den Vorwurf machen, im falschen Land geboren zu sein.

Schön finde ich auch immer wieder den Satz, man dürfe ja nichts mit der Nazizeit vergleichen, weil das unvergleichbar wäre. Ebenso Bullshit. Alles ist vergleichbar. Man sollte in der Tat nichts mit der Nazizeit gleichsetzen, das ist richtig – aber auch etwas völlig anders als vergleichen. Und letzteres muss erlaubt sein, sonst kann eine Aufarbeitung der Nazizeit (übrigens ist Drittes Reich Propagandasprache der Nazis, in Wahrheit gab es nie ein Drittes Reich; das hält natürlich nienmanden davon ab, den Begriff trotzdem zu verwenden. Das ist auch ganz gut so, aber in Hinblick auf andere Dinge doch etwas inkonsequent.) nie ehrlich und richtig erfolgen. Dann können wir es auch gleich sein lassen, nur sollten wir uns dann nicht wundern, wenn Tabus anziehend wirken.

Übrigens finde ich, dass man mit der Nazizeit wunderbar provozieren kann. Ich habe mal im Geschichtsunterricht die Frage gestellt, ob ein Film, der einige Dinge an Hitler beschönigen würde, ebenso ein Erfolg werden würde wie 1492, der die Verbrechen der Konquistadoren an der Urbevölkerung Amerikas mE sehr schönt. Da habe ich dann nach den ersten Protesten noch die Frage hinzugefügt, ob die Urbewohner Amerikas vielleicht weniger Wert seien als die von Hitler ermordeten Juden oder ob es letztendlich doch um die Aufrechnung von Menschenleben ginge. Das war ein Spaß ;)

EDIT: Natürlich ist mir klar, dass die Naziverbrechen noch schlimmer sind, auch aufgrund der institutionellen Art der Morde. Nur war es sehr interessant zu sehen, dass keiner diesen Vergleich aufzeigte und damit klarstellte, dass die Nazizeit schlimmer war –*es kamen nur „Argumente“ wie „Das darf man nicht vergleichen“. Was jetzt nicht so überzeugend war.
 
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Find den Rauswurf auch etwas lächerlich, genauso wie manche Aussagen, die sie sich da geleistet hat.

Sie hat den Irrglaube, dass das dritte Reich die Autobahn "erfunden" hat. Leider lagen die Pläne für die Autobahn schon in der Weimarer Republik vor. Nur gabs dafür kein Geld. Und Hitler war dies anscheinend egal und hat sich nicht darum gekümmert, ob es sich nun rentiert, wieviel Geld es kostet etc.


Dennoch ist auch der Rauswurf bescheuert. Man sollte Leute, auch wenn sie wohl etwas "dümmlich" sind, nicht rauswerfen und vor allem nicht wegen ihrer Meinung. Wäre es zu einer Auseinandersetzung gekommen, wäre es was anderes...
Nein, es geht doch nicht darum, wer die Autobahn erfunden hat, sondern wer sie gebaut hat, und daß wir uns daran nicht stören, sondern heute darüber fahren. Die Aussage ist auch als Reaktion auf Prof. Wippermanns Aussage gefallen, Frau Herman benutze Vokabular aus der NS-Zeit wie zum Beispiel den Begriff Gleichschaltung, was nicht sein dürfe. Aber es sind, so erwiderte dann Herman, damals ja auch Autobahnen gebaut worden und wir fahren heute auch darüber, ohne uns daran zu stören. Warum also soll man Vokabular, das in der NS-Zeit semantisch ganz eigen verwendet worden ist, heute nicht mehr anwenden dürfen, zumal die Gleichschaltung wirklich häufiger in der Presse zu lesen ist.
Prof. Wippermann wie die ganze Gesprächsrunde haben sich aus meiner Sicht ziemlich unverschämt, unseriös und extrem unsachlich gegenüber Frau Herman verhalten. Es ist bei der Runde höchst suggestiv vorgegangen worden, insofern hatte man wirklich den Eindruck, Herman würde vor einem Tribunal stehen.

Und Herman ist ganz bestimmt nicht dumm, wie jetzt alle in der Presse so tun. Man kann sicher andere Standpunkte vertreten, aber deswegen braucht man nicht an ihrer Intelligenz zweifeln, zumal ihre Äußerungen fundiert sind, wenn auch mit zweifelhaften Studien gestützt. Aber von denen gibt es heutzutage zuhauf, denn das Problem von Studien scheint generell, daß sie bestimmte Intentionen verfolgen und im Sinne der Intention die Studien dann durchgeführt werden.

@Raiden: natürlich empfindet man große Abscheu gegenüber Neonazis und dem 3. Reich an sich, aber daß man deswegen sich nicht mit dem 3. Reich differenziert auseinandersetzen darf, sondern alles niederknüppeln soll, halte ich mal für unlogisch und vor allem kontraproduktiv. So verbaut man sich auch vieles, gerade im geschichtlichen Verständnis. Umso unverständlicher, wie ein promovierter Historiker sich nur so verschlossen und voreingenommen in der Gesprächsrunde präsentieren konnte und in unverschämter und vor allen Dingen höchst absurder Weise Frau Herman auf die Pelle zu rücken suchte, wo es gar keine gab. Ich bin entsetzt, daß sich ein Professor so instrumentalisieren läßt für diese Sendung (in dem Politblog, den Canada uns verlinkt hat, wird ja auch auf die nähere Bekanntschaft zwischen Senta Berger und Prof. Wippermann hingewiesen), aber es gibt solche und solche, die Erfahrung habe ich an der Uni auch gemacht. Es gibt höchst eingebildete Dozenten, die die Weisheit für sich gepachtet haben und solche, die das wichtigste nicht verlernt haben, nämlich anderen zuzuhören und damit eine Diskussionsgrundlage zu schaffen. Diskutieren wollte in der Gesprächsrunde aber nur Frau Herman. Frau Schreinemakers, die Weinerliche, war ein Totalausfall, und Senta Berger war als Alt-68iger wohl im falschen Film, jedenfalls war die Schauspielerin völlig überfordert mit ihrem Gemüt, was der Sachlichkeit in dieser Sendung weiter schadete.


wupperbayer schrieb:
Übrigens finde ich, dass man mit der Nazizeit wunderbar provozieren kann. Ich habe mal im Geschichtsunterricht die Frage gestellt, ob ein Film, der einige Dinge an Hitler beschönigen würde, ebenso ein Erfolg werden würde wie 1492, der die Verbrechen der Konquistadoren an der Urbevölkerung Amerikas mE sehr schönt. Da habe ich dann nach den ersten Protesten noch die Frage hinzugefügt, ob die Urbewohner Amerikas vielleicht weniger Wert seien als die von Hitler ermordeten Juden oder ob es letztendlich doch um die Aufrechnung von Menschenleben ginge. Das war ein Spaß
Genial, solche Fragen in der Schule zu stellen, als Lehrer wäre ich froh über solche Schüler, die ihren Grips einschalten und sich ihre eigenen Gedanken machen, anstatt nur das wiederzukauen, was ihnen in der Stunde vorgesetzt wird. Die Frage von dir finde ich auch sehr gut, denn sie zielt auf den eigenartigen Umgang von uns Deutschen mit unserer eigenen Geschichte ab. Die Reaktion des Lehrers und vermutlich deiner Klasse wird dir den eigenartigen Umgang dann sicher anschaulich demonstriert haben.^^

Aber was wir in unseren Medien vorgesetzt bekommen, ist doch genau das Problem, das Junkman generell empfindet: wir Bauern sollen ruhig gestellt werden, die Zustände einfach so akzeptieren, und wenn wir kritisieren dürfen, dann ausschließlich innerhalb des von Politik, Wirtschaft, Gerichtswesen und Medien vorgegebenen Rahmens.
 
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hab die sendung jetzt mal gesehen. war schon interessant! :-D

die hermann hätte schön anfangs das ruder an sich reissen können, hätte sie die größe gehabt, den mumpitz, den sie verzapft hat (und es war unsinn) von anfang an zu entkräften, indem sie gesagt hätte, dass sie sich schlicht verplappert hat.

die grauenvolle schreinemakers hat schön empört geguckt und dies publikumswirksam und egozentrisch zur schau gestellt.

frau berger hat sich gegen ende schön von der schreinemakers anstecken lassen und war auch fürchterlich ausser sich. zwischendurch gab sie aber zu, dass sie eigentlich keine ahnung haben würde und gar nicht wüsste, wieso sie eigentlich da sei! :lol:

mario barth ging es ähnlich, war aber so schlau sich weitestgehen aus dem gezänk herauszuhalten. war aber auch am ende ein bischen negativ berührt.

und über allem thronte der völlig überforderte und voreingenommene (und imo schon immer überschätzte) johannes beh kerner, der immer wieder die nazi debatte herauskramte, als sie eigentlich schon alle vergessen hatten.

insgesamt eine kuriosität sondergleichen, die mich jetzt aber nicht an der teilweise doch vernünftigen berichterstattung in den deutschen medien zweifeln lässt, sondern eher an den beteiligten, vor allem aber an besagtem johannes be. ein tribunal gegen frau hermann sehe ich aber auch genauso wenig. eher ein panoptikum menschlicher schwächen.

mein fazit: das thema deutsche vergangenheit bleibt wohl ein schwieriges thema, mit dem, zu recht, äusserst sensibel umgegangen wird. übersensible menschen neigen aber auch manchmal zur hysterie aber auch das ist menschlich. :-)
 
Naja daran sieht man einfach wunderbar, dass sich der Mensch seit 10000 Jahren nicht geändert hat und ebend so wenig das gesellschaftliche Gefüge.

Naja und wie hier in der Öffentlichkeit mit dem 3. Reich umgegangen wird, ist für mich sowieso absolut unverständlich.

Hab auch kein Bock hier nen langen Text zu schreiben und wollte nur meinen Unmut über diese Sendung kundtun. Aber am peinlichsten von allen fand ich Mario Barth, dass er in so einer Situation noch seine dummen Witzchen reisst und seine Grinse-Fresse "Ja geil ich mach hier mit den anderen die Hermann fertig.". :shakehead:

Raideen schrieb:
die hermann hätte schön anfangs das ruder an sich reissen können, hätte sie die größe gehabt, den mumpitz, den sie verzapft hat (und es war unsinn) von anfang an zu entkräften, indem sie gesagt hätte, dass sie sich schlicht verplappert hat.

Was für Mumpitz hat sie denn verzapft? Von den Nazis und deren Machenschaften hat sie sich schliesslich distanziert.
 
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@sahasrahla:

gebe dir recht. anlaß war aber auch der wirklich dumme satz, der, wenn man ihn hört, keine andere interpretation zulässt als den, dass frau hermann die nazi ideologie gut heisst.

wie gesagt, sie hätte dem spuk mit einem einfachen statement ein ende bereiten können, indem sie das ganze als "bös verquasselt" eingestanden hätte. stattdessen stammelt sie sich einen zu recht und merkt ja sogar selbst, am anfang, dass ihre argumentation quatsch ist, gibt es aber ums verrecken nicht zu!

natürlich soll man über die nazizeit reden aber unsinn muss ebenso auch angeprangert werden und einiges was sie da passiert hat sie sich als medienprofi auch selber zuzuschreiben.
 
Was für Mumpitz hat sie denn verzapft? Von den Nazis und deren Machenschaften hat sie sich schliesslich distanziert.

guck dir den ausschnitt noch mal an in dem sie in einem interview gezeigt wird, bei der vorstellung ihres neuen buches. ich glaube auch nicht, dass sie mit den nazis sympathisiert aber der satz war nunmal scheisse und konnte in dem zusammenhang damals gar nicht anders gedeutet werden.

sie hätte nur den satz negieren müssen und alles wäre ok gewesen. dazu hätte sie niemand zu zwingen brauchen sondern es hätte sofort von ihr kommen müssen und alles wär paletti. stattdessen quatscht sie ellenlange monologe indem sie sagt es wäre ja alles ganz anders.

und damit macht sie es sichunnötig schwer.
 
Genial, solche Fragen in der Schule zu stellen, als Lehrer wäre ich froh über solche Schüler, die ihren Grips einschalten und sich ihre eigenen Gedanken machen, anstatt nur das wiederzukauen, was ihnen in der Stunde vorgesetzt wird. Die Frage von dir finde ich auch sehr gut, denn sie zielt auf den eigenartigen Umgang von uns Deutschen mit unserer eigenen Geschichte ab. Die Reaktion des Lehrers und vermutlich deiner Klasse wird dir den eigenartigen Umgang dann sicher anschaulich demonstriert haben.^^
Nicht ganz, denn mein Lehrer hat mich nach der Stunde mal zur Seite genommen und mir gesagt, dass er die Frage zwar ziemlich provokant, aber gut fand. Später sollten wir auch eine Rezension von 1492 schreiben, da habe ich mich ähnlich geäußert (allerdings ohne direkten Nazivergleich), und mein Lehrer hat mich für die engangierte Rezension gelobt. Das habe ich ihm immer sehr hoch angerechnet.
Aber was wir in unseren Medien vorgesetzt bekommen, ist doch genau das Problem, das Junkman generell empfindet: wir Bauern sollen ruhig gestellt werden, die Zustände einfach so akzeptieren, und wenn wir kritisieren dürfen, dann ausschließlich innerhalb des von Politik, Wirtschaft, Gerichtswesen und Medien vorgegebenen Rahmens.
Ja, allerdings. Finde es auch seltsam, dass man zwar große Stücke auf die Meinungsfreiheit hält, diese Meinung aber am besten nicht zu frei ist, weil man wohl gewisse Dinge nicht in Frage zu stellen hat – soweit mit der Meinungsfreiheit: Du darfst deine freie Meinung haben, aber bitte belästige uns nicht damit. Das fängt bei berechtigten Nachfragen zu einigen Details des 11. September (nein, nicht 1973, das war eindeutig, ich meine 2001) an, die direkt in die Verschwörungstheorie-Ecke gedrängt werden, und hört noch lange nicht bei der Frage auf, warum die einzige Nation, die schon Atomwaffen gegen Menschen eingesetzt hat, weiter solche Waffen besitzen darf, jeder andere außer ein paar ausgewählten Ländern aber nicht.
 
Ich habe jetzt leider keine Zeit mehr zu schreiben, aber ich finde es wäre wichtig mehr zwischen Gerichtsbarkeit, Politik und Medien zu unterscheiden. Denn in der Gerichtsbarkeit wird das Recht auf freie Meinungsäußerung sehr wohl geachtet und oft auch vehement verteidigt.
Etwas ganz anderes sind aber die sozialen Konsequenzen die jemand zu fürchten hat wenn er so etwas tut wie Frau Hermanns.
 
Ich teile Eva Herrmanss Meinung nicht, aber das Recht ihre Meinung zu äußern sollte sie Anno 2007 haben dürfen.
 
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